Kleiner Spaziergang?

...schau mal, diese Allee!
Da geht's von Gottesgabe aus ins nächste Dorf, nach Klein Welzin.
Die Straße nach Lützow führt durch die wunderbar lange Weile dieses Landes.
 
Mecklenburg ist ein Geschenk. Man genießt es und fragt: Und jetzt? Was kann ich damit machen?
Eine Städter-Frage. Das Land schweigt, ist sich ganz genug.
 
Die Gerste spriesst, dass es eine Art ist. Landmaschinen hinterlassen Furchen im Acker.
Viel mehr geschieht nicht.
 
Sehnsucht nach dem Land?
Nach Erde, Stille, Weite, Langsamkeit?
Nicht träumen, hinziehen.
Sonst stirbst du eines Tages und denkst: "Ach, wär' ich doch wenigstens mit 50 aufs Land gezogen!" Willst du das?
 
Guck mal, da sind sogar noch Kühe im Freien, ein seltener Anblick. Ihnen sind Beipackzettel in die Ohren getackert, leider war ich nicht so nah dran.

Wenn die Rapsfelder blühen, haben es die Raubvögel schwer. Sie können den Boden nicht mehr sehen. Schön ist es trotzdem.
 
Kommst du noch mit in den Wald?. Unter manchem Baum möchte man aufhören, Mensch zu sein. Immer weiter hineingehen, sich von den Alten verführen lassen. Verschwiegene Orte, Astlabyrinthe, der Duft von Blüten und Moder - als wolle es nach mir greifen, mich nicht mehr weglassen.
 
Doch ich gehe, dies ist mein Abschied. Pflücke noch einen Blumenstrauß, wie es nur Städter tun.
 
Vögel nisten im Wald, Fische leben im Wasser, mich zieht es zurück nach Berlin.
 
Zurück in die Arena,
auf Gedeih und Verderb.

Claudia Klinger