Der Andere
Der Andere? das ist der Schwächliche, der es morgens schon nicht schafft, sein verschwitztes
Bett zu verlassen, der erst zwei Sekundanten braucht, um der Welt ins kalte Auge zu schauen.
Der hat sie nicht mehr alle, nie gehabt, kennen wir!
Der Andere, das ist der Schmuddelfink, der Ostmensch, der über die grüne Grenze schleicht,
mit säuerlicher Miene ganz kleine Schritte macht, immer auf der Schattenseite.
Oder da drüben der Rotgesichtige mit den fetten Wurstfingern, der seinen Schwanz seit Jahrzehnten
nur im Spiegel sieht, man ahnt das Hackebeil hinter seinem Rücken. Der Andere, das ist der Penner,
der bei jedem Wetter vor der Post sitzt, fettige Haare, dreckiger Pullover... meint doch glatt, die
mit den frisch gefüllten Geldbeuteln würden ihm was abgeben!
Früher hätte man kurzen
Prozeß gemacht, aber heut' herrscht ja die Sozialarbeit!
Hinter vorgehaltener Hand flüstert die Nachbarin: er ist der Teufel, seht ihr nicht die
Zeichen der Krankheit? Wir haben es gleich gewußt. Früher hat er immer diese Hefte gekauft,
Sie wissen schon, und ganz ohne sich zu schämen!
Die Anderen werden mehr in letzter Zeit, trinken, stehen herum und gucken uns bei der Arbeit
zu. Sie pinkeln in den Hauseingang und stellen da ihre Flachmänner ab. Ziehen auch sommers die
Stiefel nicht aus, einer geht barfuß - mitten im Winter! - aber die Bierdose fest im Griff.
Der Andere ist nicht immer derselbe. Er ist überall, kriecht aus allen Löchern,
saugt unsre Kraft. Besiegst du einen, steht schon der Andere vor dir, sitzt hinter dem Schalter,
lächelt hinterhältig und sagt: tut mir leid, da bin ich nicht zuständig. Der andere schickt
dir die Mieterhöhung, versaut dein neues Gebiß, schneidet dich mit hundertzwanzig in
der Kurve und macht sich lieb Kind beim Chef.
Frauen paßt auf! Der Andere liegt neben euch im Bett, zersägt euren Schlaf in tausend
Stücke, Jahr um Jahr.
Nehmt euch in Acht, verhängt die Spiegel, meidet den Blick in die Gläser, sonst sind wir
verloren. Der Andere ist überall.