Der respektlose Titel kommt aus einem Unvermögen: die Welt der materiellen Gegenstände ist ein Bereich, in dem ich wenig Freude finde. Möbel, Klamotten, Autos, auch die kleinen Geschenke, die die Freundschaft erhalten sollen – ja, manches sieht schön aus, aber das ist auch schon alles, was ich sagen kann. Beim Anblick eines solchen „Dings“ erfaßt mich nie die Lust, es zu besitzen, im Gegenteil. Ich sehe die Transportprobleme, stell mir vor, wie es wieder zu entsorgen wäre, schüttele den Kopf angesichts der Preise und frag‘ mich, warum jemand soviel Geld ausgibt, um so ein sperriges Objekt irgendwohin zu stellen.
Mein Lebensgefährte hat sich einen großen tibetischen Teppich gekauft: warme Farben, 2 cm dick – er gibt dem Raum eine schöne Atmosphäre und ich genieße es, dort Yoga zu üben. Aber selber einen kaufen? Ich fühle kein Verlangen…. Ein Freund und Kollege richtet gerade sein Wohnzimmer neu ein und fragt mich nach meiner Meinung über Sessel, Sofas und Tische – schlicht, edel, teuer, Bauhaus. Tja, was sagen? Ich kenne diese Möbel aus Architekturbüros, Banken und Arztpraxen, also erinnern sie mich daran. Auf einer Corbusier-Liege entspannte ich mich neulich im Wiesbadener Thermalbad. Wirklich ein tolles Teil und sehr sehr bequem! – würde es allerdings bei mir im Zimmer stehen, stände es nur im Weg: Wenn ich liegen will, liege ich am liebsten flach, eine schlichte Matratze oder ein völlig unauffälliges Bett reichen völlig aus.
Als Konsumentin physischer Dinge bin ich eine echte Versagerin, wären alle so, würde die Wirtschaft zusammenbrechen und die Autobahnen wären leer. Woher kommt das? Einerseits vielleicht durch eine Kindheit in beschränkten Verhältnissen: keine Spielzeugmengen, keine Mode-Klamotten, keine Gelegenheit, bei anderen Kindern mit „guck mal, was ich da HABE“ zu landen. Dafür lernte ich mit 5 Jahren eigendynamisch lesen & schreiben und sobald ich in die Schule kam, konnte ich sagen: „Guck mal, was ich schon KANN!“ Meine Welt war die Stadtbücherei, Woche für Woche schleppte ich Unmengen Bücher nachhause, um mich ins „Virtuelle“ zu vertiefen. Das war spannender und angenehmer, als die körperlichen Kampf- und Wettspiele der Hofkinder, bei denen ich regelmäßig versagte und entsprechend verspottet wurde.
Aus so einer Grundkonditionierung findet man nicht einfach ‚raus, vielleicht nie. Anfang der 80ger, in der Berliner Hausbesetzerbewegung, bin ich dann binnen drei Jahren 7 mal umgezogen. Das hat meiner mittlerweile angenommenen Gewohnheit, Bücher in immer größeren Regalen zu sammeln und auch sonst viel Zeug lieblos in der Wohnung zu stauen, den Rest gegeben. Auf Umzüge, für die man zehn Helfer und einen ganzen Tag braucht, hatte ich schon bald keine Lust mehr und reduzierte meine Habe auf das allernötigste. Den letzten Umzug konnte ich ganz alleine binnen 3 Stunden erledigen, ich war wirklich „flexibel“ geworden….
Und heute? Mein Zimmer wird vom Computer-Arbeitsplatz dominiert und ist ansonsten nur spärlich eingerichtet. Ja, durch den neulich eingeführten Bürotisch zusätzlich zum Computertisch (auf dem Foto noch nicht da) ist es mir fast zu voll – doch den brauche ich, um auch mal Leute empfangen zu können, mit denen ich etwas arbeite.
Einen guten Rat in Sachen „Welches Möbel?“ kann ich also nicht geben – immer denke ich bei mir: lieber keins! Oder vielleicht eines aus Jute oder fester Pappe, das man ganz leicht herumtragen und wieder loswerden kann….
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