Claudia am 09. Oktober 2000 —

Steuer ’99

Heut‘ will ich es endlich angehen: Steuer ’99! Wie kaum irgend etwas sonst, nervt mich Papierkrieg jeder Art und eine Steuererklärung ist so ungefähr die größte anzunehmende Schrecklichkeit. Dabei geht es „nur“ darum, die Zettel zu ordnen, die Einnahmen zu listen, die Ausgabe-Arten zu sortieren und den Rest macht die Steuerberaterin. Ich müßte nicht mal sortieren, doch schätze ich den Durchblick, will ungefähr wissen, was droht. Sicherheitshalber rechne ich immer mit dem Schlimmsten: Nicht genug Geld zu haben, um die Steuer nachzuzahlen.

Was dann? Na, verhungern werde ich vermutlich nicht :-). Weil ich es jetzt aber wissen will, hab‘ ich keine Ruhe mehr, hier gemütlich vor mich hin zu schreiben. Himmel nochmal, ich wünsch‘ mir einen freiwillig wählbaren Beta-Status im Steuerwesen: gläsernes Konto für den Staat, von jedem Eingang bucht sich das Finanzamt pauschal ‚was ab und läßt einen dafür aber mit Buchhaltung und Steuererklärung in Ruhe. Das wär’s für mich.

Ich bewundere alle Leute, die keine Probleme mit Papierkram haben und immer gleich alles richtig verdaten und einsortieren. Niemals suchen, niemals Unklarheit, immer den Überblick, wieviel von allem Geld nun wirklich „meins“ ist. Dass ich letzteres praktisch nie erkennen kann, bringt es mit sich, dass ich gar nicht erst in die geistige Haltung des „Geld hortens“ gerate: Wozu mehr verdienen, wenn dadurch die Steuernachzahlung immer größer und unüberblickbarer wird? Meine Beraterin sagt, ich schöpfe meine Vorsorge nicht aus – tja, soll ich deshalb Lebens- und andere Versicherungen abschließen? Noch mehr Verpflichtung, noch mehr Verträge, noch mehr Papierkram? Und wenn dann mal Flaute ist?

Inmitten solcher Gedanken bin ich schon mal richtig neidisch auf Arbeitnehmer und Arbeitslose. Was war das doch für ein sorgloses Dasein!

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