Der Mietvertrag ist da! Es hat wirklich geklappt! Zwar war ich mir eigentlich sicher, dass wir die Wohnung bekommen, doch wollte ich nicht allzu sehr dran glauben, ohne den Vertrag in Händen zu haben. Es ist eine 84 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Wohnung gleich beim Boxhagener Platz in Friedrichshain (hier noch eine eher „amtliche“ Kurzbeschreibung). Die beiden Zimmer sind gleich groß, nach vorne raus und mit je einem eigenen Eingang zum Balkon, klasse! Sogar mit großer Wohnküche, nicht ganz so riesig wie hier im Schloß, aber doch größer als alles, was ich in Berlin bisher an Altbau-Küchen so zu Gesicht bekam.
Was für ein Wechsel! Alle „vernünftigeren“ Ideen, Berlin auf verhaltenere Weise näher zu treten – also z.B. nach Brandenburg oder in den Speckgürtel zu ziehen, sind von der Sehnsucht nach Stadt verworfen. Nicht die Grünanlage am Stadtrand zieht mich an, sondern das Geschwurbel mitten drin: die altbekannte Kiezatmosphäre eines in Sanierung befindlichen Gründerzeit-Stadtteils, die großkotzige Karl-Marx-Allee im sowjetischen Zuckerbäckerstil direkt daneben, die nahe City-Ost, die aufstrebenden Viertel der neuen Mitte und die Brachen dazwischen, locker eingestreut die fast-schon-wieder-Investitionsruinen halbleerer Bürotürme: soviel Nach-Wende-Hoffnung auf das große Geld, mittlerweile ertränkt in einem Bankenskandal, wie ihn nur der Berliner Bausumpf hinbekommt.
In Gottesgabe entfaltet sich der Frühling in unglaublicher Heftigkeit und Schönheit, alles scheint mich irritieren zu wollen: Und hier willst du weg? Weg aus der Stille, der Leere, weg vom Grün, den weiten Horizonten, den wunderbaren Alleen, weg von den Tieren, von der Katze und den wilden Vögeln, meinst du das wirklich Ernst?
Doch seltsamerweise kommt kein Abschiedsschmerz, keine Sentimentalität auf. Schließlich verschwindet das alles nicht aus dem Universum, nur weil ich 220 Kilometer weiter ziehe!
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