Das ganze Leben ist eine Suchbewegung, man kommt einfach nicht davon weg. Jedes Baby sucht die Nahrungsquelle, Wärme und Berührung, Kinder suchen Erfahrungen, Abenteuer, Wissen von der Welt. In der Pubertät erwacht ein neues Verlangen und wir suchen Erfüllung beim Anderen, in Verliebtheit und Sex. Einige Beziehungserfahrunen weiter fällt uns auf, daß das nicht alles ist, Erfolg und Anerkennung im Beruf oder anderen Formen des Engagements werden enorm wichtig. Sind wir dann endlich erfolgreich, versuchen wir, das Erreichte abzusichern – und suchen schon bald nach Abwechslung, wenn das „abgesicherte“ Leben zur Routine wird.
In all diesem Streben gibt es gute und schleche Zeiten. Alles kann flutschen und wir hüpfen leichtfüssig von Gipfel zu Gipfel, das Leben erscheint als Freudentanz. Es kann aber auch schief gehen. Liebesleid und Mißerfolge, Verletzungen und Verluste, Krankheit, Alter und Tod sind unausrottbar und erwischen uns immer auf dem falschen Fuß. In diesen Tiefs rückt dann auf einmal eine andere Suche in den Blick: wenn wir nämlich zu fertig, ausgelaugt und verzweifelt sind, um gleich ans nächste Werk zu gehen, den nächsten Kampf zu wagen oder wieder andere Menschen zu suchen, mit denen vielleicht alles besser geht als mit den Allernächsten.
DANN vernehmen wir auf einmal andere Stimmen, lesen neue Suren, öffnen uns für die spirituellen Lehren, die – auf welche Weise auch immer – versprechen, das Übel an der Wurzel auszurotten. Warum unter größtem Einsatz immer wieder neue Häuser bauen, wenn sie doch früher oder später alle einfallen? Wenn der kalte Hauch der Vergänglichkeit die Grundfesten erzittern läßt, auf denen wir so fest zu stehen meinten, dann dürsten wir nach der „Endlösung“ und sind zu allem bereit. Bis die Lage sich wieder entspannt hat, alles wieder besser läuft, vielleicht sogar mit Hilfe einer kurzzeitig geübten spirituellen Praxis, die uns harmonisiert, beruhigt, konzentriert und zu innerer Distanz verhilft. Der Kampf ums Dasein geht gleich wieder leichter von der Hand, warum hab ich mich nur so aufgeregt? Ist doch alles so schön bunt hier… Und schon sind wir wieder am aufbauen, entwerfen, erobern, verteidigen und absichern, blind dafür, daß all dieses Tun wie in den Sand geschrieben ist.
Ich sehne mich nach einem Zuhause, daß von Menschen und Dingen unabhängig ist, nach einem Ankerpunkt, der logischerweise nur im Nichts liegen kann, etwas Unmögliches also. An diesem Verlangen stelle ich verwundert fest, daß die Suche wieder da ist. Die Suche, von der ich lange glaubte, sie abgelegt zu haben nach dem Motto: Tu, was anliegt und erwarte nichts! Oder wie ZEN sagt: Holz hacken, Wasser holen.
Jetzt stelle ich fest, wie weit ich von solcher Einfachheit entfernt bin. Welches Holz? Welches Wasser? Was immer ich tue, fächert sich auf in ein Feld von Möglichkeiten und die alten Formen, aus den Teilen ein Netz zu knüpfen, haben sich totgelaufen. Ich greife also irgendwie hinein, und versuche vielleicht, Wasser zu hacken – so kann das nicht gehen! Hinzu kommen Anstöße und Irritationen, die mir Fragen stellen: Was bist du, ohne deine Gesundheit, ohne deine Nächsten, ohne dein Bankkonto?
Wer warst du, bevor dein Vater und deine Mutter sich trafen?
Ich weiß es nicht, aber die Frage ist mir nicht mehr egal.
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Ein Kommentar zu „Vom Ziel der Suche“.