Seit vorgestern nicht mehr geraucht, auch den Milchkaffe weggelassen. Normalerweise trink‘ ich einen guten Liter pro Tag, oft auch mehr. Da Kaffe und Zigaretten eine jahrzehntelang eingeübte Verbindung aufweisen, lasse ich am besten gleich beide weg, um den Kippen zu entkommen.
Und wirklich: Es plagt mich kein heftiges Verlangen, ich fühle keinen „Suchtdruck“. Allerdings ist der gleichzeitige Entzug eines so umfangreichen „Giftkostüms“ nicht ganz ohne. Die ersten Stunden fühlte ich mich wie eine Taucherin, leichtes Rauschen überall, Matschbirne und ein Gefühl, als hätte ich viel zu lange gebadet. Nicht mal unangenehm, solange man nichts arbeiten oder irgendwie spritzig-witzig auf die Welt reagieren muß. Noch jetzt fühl‘ ich mich wie in einem gut abgedämpften Glashaus – und so ruhig, unglaublich ruhig, als hätten die Zellen zum ersten Mal seit Jahren Pause…. ist ja wohl auch ein ganz richtiger Eindruck, schließlich fehlen zwei mächtige aufputschende Substanzen.
Schon seit Monate wusste ich, dass ich zum Ende des Sommers aufhören würde. Denn sobald es kühler wird und ich nicht mehr bei offener Balkontür rauchen kann, wird es in der schnell verqualmten Bude einfach unerträglich stickig, Haare und Klamotten stinken nach kaltem Rauch – ihhhhhh, so was kann ich schon lang nicht mehr haben! Und alle paar Minuten meine Tätigkeiten zu unterbrechen, um draußen in der Kälte oder hinten in der Küche eine zu qualmen, ist auch nicht mein Ding. Das kann man mit sechs oder zehn Zigaretten pro Tag ganz gemütlich durchziehen, aber nicht mit „ordentlichen“ Mengen. In Mecklenburg bewohnte ich allein eine ganze Etage mit riesigen hohen Räumen, der Rauch konnte sich optimal verteilen – hier ist jetzt wieder räumliche Selbstbeschränbkung angesagt, Pech für die Zigarettenindustrie, ich geh‘ als Kundin verloren.
Seit 1998 ist es mein drittes Aufhören, die Stammleser werden sich vielleicht eins grinsen! Damals schrieb ich monatelang das Nichtrauchertagebuch „Power of Now“, wurde eine gelehrige Schülerin von Alan Carr, dem Nichtraucherpabst – und als mir das Thema langweilig geworden war, beendete ich das Diary und fing schon bald wieder an zu rauchen. Heute mag ich da nicht mal mehr ‚reinlesen, so sehr öden mich die ganzen Heilserwartungen an: das „Nichtrauchen“ als „Utopie-Ersatz“, Gesundung für mich, Gesundung für alle, die vom Nikotin loskommen und für den ganzen Rest der Welt, wenn wir die Zigarettenindustrie besiegen…. ach je!
Wie schnell so etwas scheitert. Dabei ist es doch nicht verwunderlich: Wenn einem kleinen Glimmstengel mit ein paar Stimmungsgiften derart viel Bedeutung gegeben wird, BEHÄLT er diese auch! Und sobald ich – warum auch immer – auf „gesund“ mal wieder pfeife, ist auch die Kippe wieder dran. Oder es kommt ganz plötzlich die Einsicht: Auch Nichtraucher sterben, warum also gönn‘ ich mir nicht eine?“ Fanatische Gesundheitsapostel und Nikotin-Gegner tun dann noch ein übriges, um einem den Wieder-Einstieg nahe zu legen…
Nein, das bringt’s alles nicht. Vom Nicht-Rauchen (schon so ein absdurder Begriff!) ist nichts Besonderes zu erwarten: Kein Heil, keine Unsterblichkeit, kein Besser-Sein-als-Andere – nicht mal sicheren Schutz gegen die nächste Erkältung. Dafür spart es jede Menge Geld und in den Zimmern riecht die Luft besser.
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