„Kann man irgendwo lesen, was du zum Thema »Von sich schreiben« gesagt hast?“, fragt mich eine Leserin per E-Mail. Ich fühl‘ mich einerseits geehrt, andrerseits kalt erwischt: genau darüber will ich seit Monaten schreiben! Drei angefangene Artikel hängen unvollendet im Ordner „eigene Dateien“, es gibt Stichwortsammlungen auf Papier und Mindmaps mit hübschen Wolken und wilden Assoziationen – sogar bis zu einer Gliederung hab ich’s mal gebracht und dann doch wieder aufgegeben. Kein Artikel – was ist daran nur so schwer??
Frag einen Tausendfüßler, wie er es schafft, beim Laufen die vielen Beine zu koordinieren – er wird ins Grübeln verfallen, erschreckt bemerken, dass er es selber nicht weiß, und nicht mehr von der Stelle kommen – ist es vielleicht diese Angst? Eigentlich nicht. Wer Jahr um Jahr ein Web-Diary führt, in Mailinglisten und auf Webboards in derselben Manier das je Eigene der Welt verkündet, muss nicht wirklich fürchten, auf einmal keinen Text mehr zustande zu bringen. Alle meine Texte entstehen ja wie von selbst: nicht das Schreiben ist ein Problem, eher die Unmöglichkeit, es dem planenden Denken zu unterwerfen – und auch das ist nicht wirklich ein „Problem“, denn üblicherweise ist mein Schreiben spontan, ohne Ziel und Zweck. Wenn ich beginne, weiß ich nicht, wo ich im Lauf des Textes ankommen werde.
Gerade das macht einen wichtigen Reiz aus: Ich will nichts verkünden, es gibt keine vorab feststehende Botschaft, sondern ich setze mich schreibend dem Thema aus, lasse es wirken, beleuchte es von verschiedenen Seiten – und tippe alles in die Tasten, was dazu an Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen ins Bewusstsein tritt. Wenn gerade nichts kommt, bearbeite ich den letzten Absatz, stelle Worte und Sätze um, so dass sie „den richtigen Sound“ entfalten. Das ist ein Wechsel vom rein beobachtenden Geist („Was ist?“) ins ästhetische Empfinden („Hört es sich gut an?“), der dem „Selbst-Beobachten“ eine Pause gönnt, was dem Fortgang des Textes äußerst dienlich ist. Es ist dasselbe Oszillieren zwischen Inhalt und Form, wie sie etwa beim Clustering bzw. Mindmapping auf Papier zur Ideenfindung angeraten wird: Ein Wort, ein Satz, eine Assoziation wird nieder geschrieben, und bis die nächste kommt, malt man Wolken um die Worte, verbindet sie mit Strichen, kritzelt so ein bisschen vor sich hin – und schon fallen neue Ideen ein – anstrengungslos.
Aus den Schubladen aussteigen
In den Schulen wird das „intuitive“ Schreiben nicht gelehrt. Dass es mir zunächst nicht gelungen war, das Thema „Von sich schreiben“ wirklich anzugehen, verdanke ich einem Rückfall in genau jene Schreibtradition, die dort mit aller Kraft eingeübt wird: das vermeintlich objektive Schreiben, z.B. in Gestalt der „Erörterung“, zwingt dazu, zunächst einen Überblick über den Stoff zu geben, Fragestellungen zu entwickeln, Argumente zu sammeln und in eine Reihenfolge zu bringen, möglichst viele Sichtweisen zu diskutieren, um ganz am Ende – vielleicht – noch zwei drei Sätze „eigene Meinung“ drunter zu setzen. Das ist Schreiben, wie es im Berufsleben meist gebraucht wird: Konzepte, Berichte, wissenschaftliche Arbeiten, journalistische Artikel – ein Schreiben aus dem „Willen zur Macht“: ein Thema, ein Stück Welt soll in den Griff genommen werden, es geht um Übersicht, Orientierung, Meinungsbildung, um handlungsleitende Verlautbarungen.
Genau so hatte ich nun versucht, über das „persönliche Schreiben“ in Webtagebüchern, Blogs, in Foren und Mailinglisten einen möglichst umfassenden Artikel zu erstellen: Stoffsammlung, Überblick, Beispielsammlung, Kriterien zu deren Bewertung – und meine „innere Schreiberin“ trat prompt in den Streik. Schreibend kann ich offensichtlich nicht zwei Herren dienen: einen „pressemäßig korrekten“, möglichst objektiv klingenden Rumdumschlag in die Welt setzen UND dabei den Geist und die Herangehensweisen meines „Schreibens in der ersten Person“ vermitteln. Gerade bei diesem Thema ist mir das schier unmöglich, aber – und das sei allen Interessenten als Warnung ans Herz gelegt! – auch bei allen anderen Themen verliert sich die Lust an der „objektiven Schreibe“. Es fühlt sich mühsam an, die persönliche Sicht wieder beiseite zu lassen bzw. sie zu verstecken, wenn man einmal in die Praxis des freien Schreibens richtig eingestiegen ist. Das Bedienen von Schubladen, das sich Hinein-Zwängen in allseits erwartete Formen („Formate“), wie es z.B. das Schreiben für Zeitungen und die meisten Magazine erfordert, ist mir schon nach etwa zwei Jahren eigendynamischen Schreibens im Netz derart lästig geworden, dass ich es 1998 mit Freude aufgab. (Die üblichen Honorare waren, als Schmerzensgeld betrachtet, auch kaum geeignet, mich bei der Stange zu halten.).
Die persönliche Sicht
Von meinem Fenster aus sehe ich auf einen Spielplatz, Kinder fahren zu zweit auf kleinen Fahrrädern rund um den riesigen Sandkasten. Gelegentlich höre ich das entfernte Geräusch der S-Bahn, doch außer im Winter bekomme ich die Züge nicht zu Gesicht: große Linden und Ahornbäume lassen die Augen im Grün ausruhen, genau das Richtige für eine wie mich, die fast den ganzen Tag auf einen Monitor starrt. Wenn der Schreibfluss mal stockt, ist es immer gut, sich vom Thema zu lösen und umzusehen, die physische Umgebung zu betrachten, das Zimmer, den Schreibtisch, die eigene körperliche Befindlichkeit. Wenn ich verkrampft sitze, Schultern und Hals verspanne, wird kaum je ein lockerer Text in die Tasten fließen. Ich stehe auch mal auf und gehe herum, trete auf den Balkon oder in die Küche – Schreibpausen sind auch zum beiläufigen Aufräumen und Herumputzen gut geeignet, ich mach dann ja nicht einfach Hausarbeit, sondern „diene dem Fortgang des Textes“!
Schreib ich denn nun wirklich „von mir“, wie es die interessierte Leserin mit dem Subject „Von sich schreiben“ voraus setzt? Viele Diary-Schreiber und Blogger tun erst mal genau das: Sie teilen der Welt mit, was in ihrem Alltag passiert, berichten von der Arbeit, den Erlebnissen in der Freizeit – und bekommen dann üblicherweise Probleme, wenn „brisante“ Themen berührt werden: Konflikte mit Nahestehenden, üble Gefühle, unerfüllte Wünsche, eigene Schwächen. Die meisten lassen dergleichen einfach aus, ihre Diarys sind entsprechend langweilig, insbesondere, wenn ihr Leben von den äußeren Umständen her keine lesenswerten Besonderheiten bietet. Andere setzen sich wild entschlossen über jedwede Hemmungen hinweg und empfinden sich selbst als sehr mutig. Sie nutzen ihr Schreiben entweder als Waffe im täglichen Kampf (wenn etwa die Kontrahenten mitlesen), oder auch als Kanal, um Zuspruch, Ermunterung und Beistand vom Publikum zu bekommen, das ganz wie bei einer „Daily Soap“ in voyeuristischen Freuden schwelgt und gerne Tips gibt, wie in diesem oder jenem Konflikt nun weiter zu verfahren sei.
Andere vermeiden diese „Niederungen“ von vorn herein, indem sie die „Formate“ der üblichen Presse nachempfinden. Sie schreiben zu allgemeinen Themen, jedoch mit deutlicher Präferenz der eigenen Meinung: Brandreden zu diesem und jenem, wie sie auch mal im Lokalblatt unter „Meinung“ oder „Leserbrief“ stehen könnten. Sind es schreiberisch begabte Autoren, liest sich das ganz nett, allerdings fragt man sich, warum es als Web-Diary daher kommt: als Leserin ist mir die Meinung eines Unbekannten nur eine Meinung mehr auf dem großen Haufen der täglichen Meinungsäußerungen, die aus allen Kanälen sprudeln, wenn man in die traditionellen Medien bzw. die ihnen zugehörigen Websites schaut. Auf persönlichen Seiten will ich nicht „noch eine Meinung“, sondern etwas über den Menschen selbst erfahren: Warum denkt er so? Wie erlebt er das, worum es hier geht? Was fühlt er, dass er zu dieser oder jener Meinung neigt?
Ich schreibe also nicht „über mich“, aber auch nicht einfach nur „über die Welt“. Eher ist es ein Schreiben „aus mir heraus“, ein „Ver-äußern“ dessen, was ich gerade (jetzt!) bin in Bezug auf das Thema, über das ich schreibe. Neulich stieß ich auf den Begriff „selbstreflexives Schreiben“, der es ganz gut trifft. Das „Selbst“, das hier reflektiert wird, ist die Gesamtheit aller Empfindungen und Gefühle, das physische und psychische Erleben, dazu die Gedankenwelt mit ihren Bewertungen, Plänen, Zielen, Ängsten, Wünschen und Meinungen, bis hin zu Intuitionen und Meta-Ebenen, die nur schwer in Worte zu fassen sind.
Die richtige Haltung
Diesem „Selbst“ gegenüber nehme ich schreibend dieselbe Haltung ein, wie ich sie auch gegenüber „der Welt“ pflege, wenn ich nicht gerade ein bestimmtes Ziel erreichen will: einfach nur Hinsehen und registrieren, was ist. Jegliches Beurteilen, jedes Sortieren in „angesagt“ oder „unmöglich!“ verstellt die Sicht, verzerrt und verfälscht die Wahrnehmung. Ich darf nicht mit der Vorstellung „So bin ich“ in dieses Beobachten gehen, sondern muss völlig offen sein gegenüber allem, was sich da zeigen mag.
Als ich damit anfing, gab es noch jede Menge innerer Verbote, die Liste der „unbeschreibbaren“ Themen war lang. Reine Meinungsartikel „über die Welt“ oder Schmunzelstoff aus dem Alltag waren die Regel, aber langsam wuchs mir größere Freiheit zu. Ich lernte, den inneren Zensor immer öfter auszutricksen, der mir zwar die Wahrnehmung nicht mehr verstellte, aber doch seine „Do’s und Dont’s“ vor dem Niederschreiben, erst recht vor dem Veröffentlichen errichtete. Immer mehr Themen wurden möglich: Schwächen, verworrene psychische Zustände, Krankheiten, Not-PC-Meinungen, finstere Aspekte der eigenen Vergangenheit, Vater, Mutter, das Geschlechterverhältnis, allerlei Süchte und Unfähigkeiten – all das ist durchaus schreibbar, sobald ich mich in der richtigen „Haltung“ einrichte: Ich schreibe, wie die Dinge gerade für mich aussehen, wie ich erlebe, fühle, darüber denke, bin aber mit alledem, was ich da berichte, nicht voll identifiziert. Befinde mich also schreibend nicht „im Kampf“, sondern „in Touch“ – in Berührung mit mir selbst, was eine dermaßen angenehme, herzerwärmende Erfahrung ist, dass schon dadurch die Motivation immer mehr steigt, dem Zensor Paroli zu bieten.
Den inneren Zensor austricksen
Ein paar Überlegungen sind dafür hilfreich, die ich anstelle, wenn die „Bedenken“ überhand nehmen wollen:
- Ich schreibe aus dem JETZT: was ich heute zu einem Thema sage, muss nicht für alle Zukunft und angesichts der gesamten Vergangenheit das letzte Wort sein.
- Ich schreibe FÜR MICH. Es ist schön, wenn das jemand lesen will, aber ich schreibe niemandem nach dem Munde und bediene keine Zielgruppen.
- Perfekt sein langweilt: Auch meine Leserinnen und Leser sind keine Superfrauen und Männer. Sie kennen die Niederungen des Lebens und finden es vermutlich ganz spannend, wenn ich mal ein „brisanteres“ Thema anfasse, mit dem ich so meine Probleme habe oder hatte.
- Anders sein ist interessant und erlaubt – aber keine Pflicht! Manchmal ist es sogar mutiger, sich als zum (vermuteten) Mainstream gehörig zu outen, anstatt das „besondere Indivíduum“ zu zelebrieren. Manchmal bin ich die Stimme der „schweigenden Mehrheit“ – na und?
- Ich bin potenziell ALLES, nicht immer nur bei „den Guten“. Und nicht nur ich bin so, sondern alle, ob sie es wissen (wollen), oder nicht.
- Ich – mein Empfinden, Fühlen, Denken – gehöre nur mir selbst. Niemand hat das Recht, mir zu verbieten, von mir zu schreiben.
Wenn diese Einwände die Bedenken nicht auszuschalten vermögen, dann schreibe ich eben nicht. Sich selbst unter Druck setzen, ist kontraproduktiv, denn dann „trauen“ sich die wahren Empfindungen und Gedanken schon gleich gar nicht mehr ans Licht des Bewusstseins. Ich lasse alles kommen, was dann wirklich „raus geht“, kann ich immer noch ganz frei entscheiden. Und vielleicht ist das Thema ja an einem anderen Tag, in einer anderen Situation auf einmal „schreibbar“. Wichtige Dinge kommen sowieso immer wieder.
Wahrheit und Wahrhaftigkeit
Wer bis hierher mitgelesen hat, wird verstehen, dass diese Art des „freien Schreibens“ nur funktioniert, wenn ich nichts verfälsche: Keine bewussten Verbiegungen und Schönungen, schon gar keine richtigen Lügen! Schließlich ist das Ganze eine Praxis der Selbsterforschung und Erfahrung. Würde ich die Ergebnisse wissentlich falsch darstellen, entfiele die ganze Motivation, das Abenteuerliche, das Spannende. Wahrhaftigkeit ist fürs selbstreflexive Schreiben also nicht moralische Bringschuld, sondern konstituierende Basis.
Allerdings ist die „Wahrheit“ immer eine punktuelle, relative, aus dem Augenblick und dem jeweiligen Standpunkt erlebte und geschriebene Wahrheit. Ich bin kein statisches Wesen, verändere mich ständig, und ich habe auch nicht immer den gesamten Überblick. Es gibt in meinem Webdiary Artikel, da schreibe ich sogar wissend aus einer aktuellen Verblendung heraus (zum Beispiel über die Freude, wieder zu rauchen) . Aber diese Verblendung ist dann halt Tatsache, da mögen sich die Leser amüsieren, für mich ist es ok, auch dann zu schreiben: zwar „wahrhaftig“, aber mit Blindheit geschlagen.
Über Andere schreiben?
Zuletzt will ich noch einen Punkt behandeln, der speziell Diary-Schreibenden auf dem Herzen liegt: Mein Leben gehört mir, aber in diesem Leben kommen Andere vor: Beziehungspartner, Freunde, Auftraggeber und Mitarbeiter, Verwandte und Bekannte – kann ich auch über sie schreiben? Ist nicht jedes Schreiben „über mich“ auch ein Schreiben „über sie“, sobald diese Anderen zu meinem Erleben beitragen?
Ja, ein heißes Thema, und ich kann nur meine ganz persönlichen Antworten bieten: „Über sie“ schreibe ich grundsätzlich nicht. Das ergibt sich schon daraus, dass die ganze Form nicht pseudo-objektiv angelegt ist. Im reinen Erzählen des Alltags können Andere schon mal vorkommen, doch würde ich nie auf die Idee verfallen, etwa schreiben zu wollen „was mein liebster Freund für einer ist“. Das kann ich letztlich nicht wissen, ich erlebe ja immer nur die eigene Wahrnehmung, die eigenen Urteile – und da ist unerforschlich viel Eigenanteil darin, Objektivität ist nicht möglich.
Aber auch das eigene Erleben zu schildern, ist problematisch. Ich gebe zu, dass ich schon mal interessiert mitlese, wenn jemand sich über das langweilig gewordene Liebesleben mit seiner Frau auslässt – aber gleichzeitig läuft mir ein Schauer über den Rücken! Ich empfinde das als eine Art Verrat, eine Illoyalität gegenüber der Intimität der Beziehung, die auch dadurch nicht „geheilt“ wird, dass so mancher das dann seiner Frau auch noch zu lesen gibt – so ganz offen und ehrlich…! Manchmal fühlen sich die Autoren in der Anonymität relativ sicher: insbesondere in den ersten Jahren des Netzes war es eher unwahrscheinlich, dass das eigene Umfeld mitliest, was man im Web so verbreitet. Das hat sich mittlerweile drastisch geändert und gelegentlich konnte ich mitbekommen, wie hart es für die Autoren manchmal war, wenn der „Clash of Cultures“ plötzlich DOCH statt fand.
Es macht dabei sicher einen Unterschied, ob der Schreibende etwas berichtet, was er auch dem „Gemeinten“ in aller Offenheit ins Gesicht sagt, oder ob es etwas ist, das dem Betroffenen ganz neu ist. Zuhause den Mund nicht aufkriegen, aber im Web jammern, klagen, schimpfen, fordern, das ist so ziemlich die unterste Stufe möglichen Verhaltens, wenn man es moralisch betrachtet – und das tue ich hier, es geht ja um „die gute Sitte“ im persönlichen Schreiben.
Doch auch wenn „nur“ geschrieben wird, was auch dem Betroffenen bekannt ist, ist es doch ein Übergriff auf dessen Leben: Er oder sie muss gewärtigen, dass nun irgend jemand aus dem Bekannten- oder Kollegenkreis haarklein darüber Bescheid weiß, was zu Hause gerade los ist – kein schöner Zustand. Es gibt vielleicht Menschen, die ganz frei mit so etwas umgehen können, aber der Normalfall ist es gewiss nicht. Eher bedeutet es eine Art mediale Vergewaltigung, das Intimleben eines anderen öffentlich zu machen. Deshalb sind dem ja auch in der Welt traditioneller Medien rechtliche Grenzen gesetzt.
Was also tun, wenn mich etwas heftig bewegt, ich aber wirklich nicht berichten kann, was los ist, ohne eine ganz bestimmte Person „öffentlich zu besprechen“? Das Thema wird erfahrungsgemäß jedes Mal in den Vordergrund drängen, wenn ich mich zum Schreiben hin setze. Ich kann beobachten, wie es „sich schreiben will“, betrachte mir das ein bisschen und lehne dankend ab. Es wird wieder kommen, doch nicht mehr in derselben Form. Die innere Schreiberin ändert ihre Methoden, man muss nur abwarten! Meist verstreicht dabei ein wenig Zeit und die ganze Konfliktlage entspannt sich: nicht nur im Schreiben-Wollen, sondern auch in der Realität. Nun finden sich auf einmal Formen, darüber zu schreiben, ohne die konkrete Person erwähnen zu müssen. Es sind abstrahiertere, verallgemeinerte Darstellungsweisen, die aber trotzdem nicht langweilig sein müssen, wenn man dicht an den eigenen Gefühlen bleibt. Bezüge zur Vergangenheit sind auch eine mögliche Form. Wenn ich – ohne Namen und Einzelheiten – über eine Beziehung, die zehn oder zwanzig Jahre her ist, schreibe, interessiert keinen Menschen mehr, WER das nun war, das Erlebte ist zum „allgemeinen Beispiel“ geworden, durchaus schreibbar.
Manchmal erübrigt sich auch die Notwendigkeit, über das aktuelle Erleben „mit dem Anderen“ zu schreiben. Schließlich geht es um mich, und ich konzentriere mich immer sehr bald auf das, was mich weiter bringt. Über das Wieder-alleine-Leben zu schreiben, ist dann zum Beispiel sehr viel nahe liegender als über die Gründe einer Trennung.
Mehr als Text
Wer sein Schreiben ernst nimmt und daraus eine regelmäßige Praxis macht, merkt schnell, dass es weit mehr ist, als nur das Produzieren mehr oder weniger lesenswerter Texte. Dieser Artikel ist zudem nur eine Annäherung: Das „Wie“ hab‘ ich angerissen, kaum noch das „Was“ und auch nicht die konkreteren Umstände und Rahmenbedingungen des Schreibens im Web. Insofern ist das gewiss nicht der letzte Beitrag zu diesem wundervollen Thema – wer mag, schaut mal wieder rein!
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