Heute morgen aufgewacht und gewusst: ich muss andere Saiten aufziehen, muss allen Ernstes ein „Programm“ für meinen Tag, jeden Tag, machen, und es auch ohne Frage durchziehen! Wenn ich nicht damit aufhöre, von früh bis spät vor dem PC zu sitzen, werde ich es bald, sehr bald, nicht mehr können. Nicht psychisch, aber körperlich.
Und da ich mir ein Dasein als Pflegefall ohne PC absolut nicht vorstellen kann, ist es wohl soweit: entweder „sozialverträglich ableben“ oder etwas ändern.
Heute also aufgestanden, eine Stunde Spatziergang, zügiges Gehen durch den nieselnden Regen, es ist warm, entgegen dem, was der Wetterbericht ankündigt hatte.
Winterzeit-Umstellung. Ich habe eine Stunde gewonnen.Wie jedes Jahr werde ich die Uhren erstmal NICHT umstellen, um mir dieses Gefühl zu erhalten: ich bin FRÜHER dran, habe noch MEHR Zeit…
Nachhause gekommen, in der Küche herum geputzt, dankbar, dass es in der Wohnung noch einiges zu putzen und aufzuräumen gibt. Ich werde wissen, WAS TUN, wenn ich in den nächsten Tagen PC-ferne Stunden einlege. Staubsaugen, Papiere und Daten-CDs sortieren, – auch die Steuerbelege ordnen ist eine PC-freie Arbeit, die ansteht. Im schlimmsten Fall könnte ich Fenster putzen!
Seit einer Stunde ist es nicht mehr aufgetreten, das kleine taube Gefühl in der rechten Hand, nur Teile der Finger, nicht GANZ taub, nur ein klein wenig, genug, um zu merken: Das ist NICHT die Durchblutung, das sind die Nerven! Das ist ein neuer Sitzschaden, diesmal nicht vom Lendenwirbel ausgehend, wie der, der den Oberschenkel teilweise taub gemacht hat, sondern von einem Wirbel in der Rückenmitte – einer, der sich mir neuerdings erst als „Problem“ erweist.
Nun ist es wieder weg – für jetzt. Sitze, bzw. hocke auf dem Stuhl, seit einer Stunde erst, und kommentiere die Beiträge meiner Kursteilnehmr. Es ist die „ideale Gruppe“, fünf Männer, fünf Frauen. Alles läuft wunderbar. Im Kurs vermittle ich nicht nicht nur das „in den Schreibfluss kommen“, sondern auch, das Internet kreativ und kommunikativ zu nutzen – so, wie ich es kenne und liebe.
Ich lade also praktisch dazu ein, so zu werden wie ich – netz-technisch betrachtet.
Kann ich das denn wirklich empfehlen??? Obwohl ich erreiche, was ich will, umsetze, was ich mir ausdenke, mich vor dem Gerät weitestgehend verwirkliche, sitze ich doch tatsächlich da und leide! Leide körperlich – und manchmal auch psychisch, wenn ich zulange vor der Glotze allein bin.
Ein Gefühl der Einsamkeit, manchmal, das in sich absurd ist: Ich WEISS genau, dass ich mir jetzt NICHT wünsche, unter X, Y und Z zu sein, irgend etwas zu reden, auf Andere einzugehen, mit ihren Befindlichkeiten mitzuschwingen – nein, tatsächlich WÜNSCHE ich mir das selten. Ich inszeniere es gelegentlich, so alle zwei Wochen. Und es reicht.
Oder doch nicht? WER bin ich? DIE, der das völlig reicht, die ganz zufrieden ist mit sich allein und der Kommunikation mit Anderen über „die Kanäle“ – oder auch die, um die ich mich irgendwie kümmern muss wie um ein krankes Kind? Die ich eigentlich nicht gewohnt bin, zum „Ich“ zu zählen, weil sie keinen Verstand hat und sich nur über Körperbefindlichkeiten und gelegentliche Gefühlseinbrüche unverständlicher Art mitteilt – als Mrs. Hide?
„Als wer“ will ich mich erleben? Das soll ich mich fragen und es „kreieren“, rät mir ein lieber Freund. Himmel, ich kreiere ständig, als was ich mich erleben will, aber offensichtlich reicht das nicht. Offensichtlich ist das, was ich kreiere, viel zu vernünftig, zu vermittelt, zu vergeistigt – ich weiss es selber nicht genau.
Wie aber soll ich aus dem „ich denke, ich möchte gern…“ etwas kreieren, was dem „Ich denke NICHT“ nützt?
Beim Herumlaufen heute Morgen das Wissen: Herumlaufen, putzen, sporteln ist nur dann langweilig, wenn ich dabei „weiter denke“. Immer weiter daran denke, was ich tun werde, wenn ich endlich wieder vor dem PC sitze, also wieder handlungsfähig und wirkungsmächtig bin. Vom Netz abgeschnitten bin ich nur halb.
Das ist der Fehler. Wie ich es ändere, weiss ich noch nicht!
Diesem Blog per E-Mail folgen…