Dass schon wieder Ostern ist, hab‘ ich erst letzte Woche bemerkt. Innerlich lebe ich einen Tages- und Wochenrythmus, in dem Feiertage (außer Weihnachten) nicht ohne Anstöße von außen auffallen. Bis Samstagmittag arbeite ich, dann ist Wochenende – Montags geht es wieder weiter. Als mein Liebster mich jetzt darauf aufmerksam machte, dass vier freie Tage am Stück zur Verfügung stehen, wurde mir bewusst, dass ich die Feiertage bisher nur am Rande registriert hatte: als Tage, an denen ich davon ausgehen kann, dass niemand etwas von mir will, zumindest nicht geschäftlich – also eine gute Zeit, um in Ruhe Dinge abzuarbeiten, die ansonsten leicht von „Wichtigerem“ verdrängt werden.
Nun hab‘ ich also beschlossen, endlich auch „die Feiertage zu heiligen“, selbst dann, wenn sie nicht auf den Sonntag fallen. Da es die erste Saison des wilden Gartens ist, der mir im letzten Sommer in den Schoß fiel, ist das auch nicht wirklich ein Problem: es gibt jede Menge zu pflanzen, zu gießen, zu beobachten und zu fotografieren – und wenn es warm genug ist, liege ich auch gerne einfach nur im Liegestuhl und blinzle in die Sonne.
Wenn ich allerdings im Kiosk die Schlagzeilen der Zeitungen lese oder mal im TV durch die Kanäle zappe, bemerke ich, wie ferne mir „Ostern“ als Feiertag ist. Kommt es mir nur so vor oder ist der Eindruck richtig, dass zur Zeit wieder mehr „Christentum zelebriert“ wird? Obwohl ich als Kind den üblichen Indoktrinationen der katholischen Kirche (Religionsunterricht, Kommunion, Firmung..) nicht ausweichen konnte, ist davon nichts geblieben, was innere Saiten zum Klingen bringen könnte. Ich bin nach wie vor nicht damit einverstanden, wie das Martyrium eines religiösen Rebellen christlicherseits interpretiert und zelebriert wird, als wäre sein Ableben das Wesentliche gewesen – von der „Auferstehung“ mal ganz zu schweigen!
Jesus am Kreuz als DAS beherrschende Symbol der Christenheit war mir immer schon suspekt: was für eine Leidens-verliebte Religion! Für mich läge es weit näher, etwa die „wundersame Brotvermehrung“ symbolisch durch die Jahrtausende zu feiern: seht her, wenn die Menschen „im rechten Geiste“ zusammen kommen, reichen auch geringe Mittel aus, um alle satt und glücklich zu machen! Statt dessen werden die Einzelheiten der grausamen Kreuzigung und des Weges dahin wieder und wieder ins Bewusstsein gehoben, in Prozessionen nachempfunden, in Bildnissen verewigt – nö, das inspiriert mich gerade NICHT zu irgend einer Form des Nacheiferns, wenn mir auch klar ist, wie es gemeint ist: nicht das Leiden selbst, sondern die Transzendierung des Leidens durch Hingabe (an Gott-Vater) wird hier (eigentlich…) gefeiert. Das kommt aber aus meiner Sicht nicht wirklich rüber, die exzessive „Kreuzverehrung“ als Teil des Karfreitags-Ritus setzt gefühlsmäßig ganz andere Schwerpunkte – hierzu sei mal Wikipedias Artikel zum Stichwort „Karfreitag“ zitiert:
„Ein Kreuz mit oder ohne Darstellung des Gekreuzigten wird den Mitfeiernden hoch erhoben gezeigt („Kreuzerhöhung“) und alle mit dem Ruf: „Ecce lignum crucis, in quo salus mundi pependit. Venite adoremus“. Zu deutsch: „Seht das Holz des Kreuzes, daran gehangen der Herr hat. Kommt, lasset uns anbeten!“, zur Kreuzverehrung eingeladen. Dabei wird entweder ein verhülltes Kreuz in den Altarraum gebracht, dort in drei Schritten enthüllt und gezeigt. Oder ein unverhülltes Kreuz wird in Prozession vom Kircheneingang zum Altarraum getragen und während der Prozession dreimal die Kreuzerhöhung mit dem Aufruf zur Kreuzverehrung vorgenommen. Danach treten alle Mitfeiernden in einer Art Prozession zum Kreuz und verehren es durch die klassischen Zeichen der anbetenden Kniebeuge und des Kusses.“
Gruslig! Wie kann man nur… Nun ja, Christen konnten und können sich offenbar darin finden, ich merke bei alledem überdeutlich: zwar hab‘ ich kulturell bedingt „christliche Wurzeln“, aber ich bin keine Christin und war es eigentlich auch nie.
Nun, Ostern als Frühlingsfest, das den Neubeginn des Lebenszyklus feiert, kann ich auch ohne innere Verrenkungen und Irritationen nachvollziehen und genießen. Regelmäßig fasziniert es mich, wie die Natur im Frühling quasi explodiert: einfach so, unendlich freigiebig, kostenlos und unbezahlt – ganz ohne besonderes „Motivationstraining“, wie es Menschen allzu oft brauchen, um einfach tun zu können, was anliegt.
Bei mir liegt jetzt einkaufen an: zwei Tage ohne Supermarkt-Zugang wollen überbrückt werden. Im Garten hat sich Besuch angesagt, ein Standort für weitere Lilien muss gefunden werden und der anderswo „gerettete“ Efeu darf seine Überlebenskünste an der Gartenmauer beweisen.
Ich wünsche allen, die hier vorbei surfen, wunderschöne Ostertage!
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8 Kommentare zu „Ostern ?“.