50.000 Mitarbeiter will die Telekom los werden, outsourcen, geringer bezahlen und länger arbeiten lassen. Einerseits verstehe ich, dass die Betroffenen sich wehren und wünsche ihnen viel Erfolg, andrerseits ist meine Geduld mit diesem Unternehmen mittlerweile nahe Null. Ich zahle (immer schon und immer noch) MEHR als anderswo und bekomme eine Leistung, die mir oft genug den letzten Nerv raubt – und das habe ich gründlich satt!
Doch immer noch bin ich Telekom-Kundin, allerdings nicht wirklich freiwillig. Bis zum Mai letzten Jahres hatte es gedauert, bis ich endlich DSL bekam – und das mitten in Berlin! Monat für Monat zahlte ich bis dahin ca. 150 bis 180 Euro im Monat an die Telekom und T-Online, Kosten, die nicht zu senken waren. Wehmütig schaute ich zu, wie immer mehr Freunde und Bekannte es sich mit den günstigen DSL-Flat-Rates gemütlich machten: schrankenloses Surfen, während ich noch immer auf die Uhr schauen musste, um die Pauschalen nicht zu überschreiten und noch mehr zu zahlen. Ein Wechsel zu anderen Anbietern war nicht möglich, denn die Telekom ist in meinem Stadtviertel ausschließliche Herrscherin der Netze und ließ sich sehr viel Zeit, endlich die technischen Voraussetzungen zu schaffen: mindestens zwei Jahre lang hieß es: vielleicht im übernächsten Quartal…
Als ich dann endlich DSL bekam, merkte ich schnell, dass es auch weiterhin ein teurer Spass war, mit dem lila T im Netz zu sein. Zwar zahlte ich jetzt nur noch 50 bis 70 Euro, doch die Angebote der Konkurrenz befanden sich im Sinkflug. Wechseln ging nicht, denn mit dem DSL hatte mir die Telekom auch eine vertragliche Bindung über ein Jahr aufgedrückt. Also weiter MEHR zahlen, ohne MEHR zu bekommen – für T-Com-Kunden eine ganz gewöhnliche Erfahrung.
Die „gute Tat“ des neuen Chefs
Doch halt! Ich war ja angenehm überrascht, als mich letzten Oktober ein T-Com-Mitarbeiter anrief und mir mitteilte, dass „der neue Chef“ den Kunden etwas Gutes tun wolle und deshalb die DSL-Geschwindigkeit kostenneutral verdoppelt würde. Ich müsse gar nichts tun, den neuen Router, der mir zugestellt würde, könne ich gerne bei Ebay verkaufen, es sei keinerlei Action meinerseits nötig (was für eine Ressourcenverschwendung!). Na klar, da sagte ich doch zu – und handelte mir damit ab dem Wechsel auf den neuen DSL-Tarif eine Reihe von Problemen ein, wie konnte es anders sein! Mein Internet-Telefon war nicht mehr zu benutzen, die Stimmen der Gesprächspartner kamen verzerrt an, so dass ich wieder übers normale Netz telefonieren musste. Zudem erreichte die „verständliche Telefonrechnung“ neue Höhen und einen undurchschaubaren Komplexitätsgrad, dessen Aufklärung und Bereinigung mich im Januar viele Stunden mit den Support-Mitarbeitern von T-Com und T-Online kostete.
Kopfschüttelnd stellte ich dabei wieder einmal fest, dass die durchaus bemühten Mitarbeiter nicht einmal die eigene PC-Technik im Griff hatten – und auch selbst durch das „Rechnungswesen“ nicht durchblickten. Tagelang rief ich immer wieder bei T-Com und T-Online an, doch schafften es meine Gegenüber einfach nicht, meine Daten vollständig aufzurufen. „Ich komm‘ da nicht rein, versuchen Sie es morgen noch einmal“, „ich muss erst den PC warten, gerade geht es einfach nicht“, „ich kann ihren Tarif nicht finden“, „ich sehe ihre Daten, kann da aber nichts ändern“, „dieser Posten ist von T-Online falsch berechnet, dazu müssen Sie T-Online anrufen“. Es war nervig, zeitfressend, unerfreulich in jeder Hinsicht – und Schuld waren schlichte Fehler und die Falschinformationen, die mir derjenige gegeben hatte, der mir den „neuen Tarif mit gedoppeltem Speed“ aufgedrückt hatte, natürlich wieder mit neuer Vertragsbindung für ein Jahr.
Schlussendlich – das soll nicht verschwiegen sein – erhielt ich in der Mai-Rechnung Gutschriften für alle doppelt und zuviel berechneten Gebühren. (Die Mai-Rechnung selbst suchte ich nach der Abbuchung vergeblich, im Kundenbereich fand sich nur der April). Das durch die Festnetz-Flatrate überflüssig gewordene Internet-Telefon hatte ich abbestellt, also gab es damit auch keinen technischen Ärger mehr. ABER ich zahle weiterhin MEHR als anderswo für dieselbe Leistung: angeblich denkt die Telekom über einen neuen Tarif um die 40 Euro nach… Den bekomme ich dann vermutlich wieder per Telefon angeboten, als gute Tat des neuen Chefs mit neuer Bindung für ein weiteres Jahr – während die Angebote der Konkurrenz bereits jetzt stellenweise darunter liegen!
Klagen unzufriedener Kunden über die Telekom sind seit Jahren so alltäglich, dass ich mich bisher nicht veranlasst sah, da noch eine weitere Leidensgeschichte dran zu hängen. Immerhin ist mir insgesamt kein größerer Schaden entstanden als der, dass ich halt IMMER mehr bezahle als bei der Konkurrenz mittlerweile üblich. Dazu noch der jeweilige Ärger und die Zeit, die es mich kostet, mich mit den Fehlfunktionen des Mega-Organismus Telekom herum zu schlagen. Das ist NICHTS im Vergleich zum Schaden, den manch andere erlitten haben und immer noch erleiden, an mir wurde ja nur „ganz normales Marketing“ verbrochen: nach mir die Sintflut, Hauptsache neuer Vertrag!
Dass ich jetzt doch mal über das leidige T-Com-Thema schreibe, verdankt sich dem aktuellen Arbeitskampf, der bei mir eben ambivalente Gefühle auslöst. Denn das Telekom-Management sagt zu diesem Konflikt, dass die Maßnahmen unverzichtbar seien, um konkurrenzfähig zu bleiben. Und wenn es denn so ist, dass die bisherigen Arbeitsstrukturen (wo oft die eine Hand nicht weiß, was die andere anrichtet…) und das Gehaltsniveau dieser 50.000 Mitarbeiter genau jene MEHRKOSTEN ausmachen, die ich seit Jahren als T-Com-Kundin mehr bezahle als anderswo, dann hat das Management in diesem Punkt recht. Derzeit sind es zehn bis zwanzig Prozent, man kann sich leicht ausrechnen, was das – hochgerechnet auf alle T-Com-Kunden – für ein Polster ergibt! Allerdings eines, das im rapiden Abschmelzen begriffen ist, wenn ich von mir und meiner näheren Umgebung ausgehe.
600.000 Kunden haben im ersten Quartal dieses Jahres dem rosa Riesen den Rücken gekehrt – es wundert mich nicht, ich werde mich da bald einreihen! Nämlich nicht mehr auf das nächste zu teure Angebot mit Jahresbindung eingehen, sondern definitiv kündigen und dahin wechseln, wo „Kundenzufriedenheit“ nicht nur ein Werbespruch ist und man mich nicht vor allem binden statt korrekt bedienen will.
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7 Kommentare zu „Was hat der Arbeitskampf bei der Telekom mit mir als unzufriedener Kundin zu tun?“.