Schon die mehr oder weniger exotischen Yoga-Videos im Webwriting-Magazin hab‘ ich dort versammelt, um die eigene Motivation wie ein zartes Pflänzchen zu päppeln: Mal wieder ZUSEHEN macht Lust, endlich selbst wieder einzusteigen – und heut‘ morgen fing mein Tag tatsächlich mit „kleinen Übungen“ an. In der Mittagspause dann eine weitere Runde mit klassischen Asanas: es fühlte sich an, als hätte ich nie aufgehört, wenn ich auch nicht in jede Übung so weit hinein komme wie zu meiner aktiven Zeit.
Selbstdisziplin
Obwohl mir Yoga spürbar und sofort sehr gut tut, fällt es mir unsäglich schwer, alleine eine regelmäßige Praxis einzuhalten, bzw. erstmal wieder reinzufinden. Morgen will ich früher aufstehen, damit ich nicht das Gefühl habe, mir „Arbeitszeit zu rauben“ – kompletter Quatsch, denn ich arbeite weit besser und konzentrierter, wenn eine Yoga-Stunde hinter mir liegt. Jetzt zum Beispiel ist es Nachmittag und üblicherweise lege ich mich dann ein wenig hin, heute dagegen bin ich nicht mal müde!
Warum hab‘ ich nur solche Probleme mit der Selbstdisziplin? Äußeren Anforderungen nachzukommen, ist so viel einfacher: wenn der Kunde ruft, muss er bedient werden, keine Frage! Aber warum kann ich mir so schlecht selber dienen?
In der Tradition des Abendlands sind wir komplett nach außen orientiert: Wenn irgend etwas stört oder nicht so ist, wie gewünscht, wollen wir es ändern – und wir haben die Welt bis heute schon recht umfassend geändert! Die technische Zivilisation bietet soviel Bequemlichkeit, dass wir an Degenerationserscheinungen kranken, weil man sich kaum noch bewegen muss, um sein Leben zu meistern: Tastatur und Maus zu beherrschen, reicht ja im Grunde aus. Und doch sind nur wenige glücklich in diesen „wattierten“ Verhältnissen, immer wieder stört etwas, neue Wünsche entstehen, neue Produkte und Dienste werden entwickelt, es hört niemals auf.
Das Gegenteil der Weltveränderung ist die Selbstveränderung – auch wenn von einem anderen Blickwinkel aus „alles eins“ ist. Wenn mich etwas stört oder vermeintlich etwas fehlt, könnte ich auch einfach davon absehen bzw. abwarten, bis der Impuls vorüber geht, anstatt etwas zu unternehmen, um das flüchtige Verlangen zu befriedigen. Zum Beispiel kann Appetit zur falschen Zeit einfach ignoriert werden: spart Energie, Geld und andere Ressourcen, keine überflüssigen Kalorien belasten den Körper – warum ist das nur so unbeliebt? Da werden 10.000 Methoden, Tipps & Tricks kolportiert, um sich nicht ständig zu überfressen – es einfach sein zu lassen, ist offenbar so außerhalb der Kompetenzen wie der Mondflug für eine agrarische Gesellschaft.
Buchtipp: Die Kunst des Loslassens
Eine weitere Säule meiner Motivations-Offensive zum gesünderen Leben ist die Wiederbeschäftigung mit dem Buddhismus. Gerade las ich das Buch „Die Kunst des Loslassens“ von Ayya Khema, in dem sie die acht meditativen Vertiefungen ausführlich beschreibt. In Zusammenhang mit diesen Stadien der Meditation stehen Veränderungen in der Lebenspraxis, denn der Geist muss in einer bestimmten Verfassung sein, um beim „nach innen gehen“ ganz bestimmte Dinge erleben zu können. Insgesamt ergibt sich so ein komplettes Bild des von Buddha gelehrten „Wegs aus dem Leiden“, der diametral dem unseren entgegen gesetzt ist, die wir immer „die Verhältnisse“ umkrempeln wollen, wenn etwas nervt oder auch nur langweilt.
Dass alles Spüren eines Mangels, jegliche Langeweile, sämtliche Zu- und Abneigungen von innen kommen, dass sie niemals ganz befriedigt werden, sondern stets neu entstehen, veranlasst uns üblicherweise nicht, diesem „Innenleben“ mal intensiver auf die Spur kommen zu wollen. Als Sklaven verschiedenster Getriebenheiten, immer weniger bezähmt durch „Sitte und Moral“, rafft und konsumiert man vor sich hin und beschwert sich, dass das alles auch noch Arbeit macht, Stress verursacht und Geld kostet. Was für eine seltsame Einseitigkeit – mindestens ebenso seltsam wie das verinnerte, Welt-verachtende und ganz der Meditation gewidmete Leben der Mönche aller Zeiten.
Meinen eigenen Weg der Mitte muss ich erst noch finden – dass ich Nonne oder Extrem-Yogi werde, wenn ich auch mal solche Themen anspreche, muss aber niemand befürchten. :-)
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10 Kommentare zu „Endlich wieder Yoga“.