Erst waren es „nur“ Datensätze der Süddeutschen Klassenlotterie, die auf dunklen Wegen abhanden kamen und zu illegalen Abbuchungen auf den Konten der Betroffenen führten. Nun sind es schon viele Millionen Telekom-Kunden, deren Daten inkl. Kontoverbindung von einem Callcenter weiter verkauft wurden. Testkäufe einer Verbraucherzentrale zeigten, wie einfach es ist, an die sensiblen Daten zu kommen: Für 850 Euro erstand der Testkäufer eine CD mit 6 Millionen Datensätzen, die mehrheitlich Kontonummern enthielten.
Wie wirken sich solche Nachrichten eigentlich aufs persönliche Verhalten aus? Das sind jetzt spektakuläre Groß-Skandale und vielleicht schaffen es einige Großunternehmen ja, in Zukunft ein paar Löcher zu stopfen. Am ganz normalen Alltag des Datenmissbrauchs wird das nicht viel ändern, wie etwa der nervige Telefon-SPAM zeigt: manchmal sind es mehrere Anrufe täglich, in denen irgend jemand versucht, mich auszufragen oder mir etwas zu verkaufen.
Konsequenzen?
Ich schaue mindestens einmal pro Woche aufs Konto und prüfe die Abbuchungen. Von meinem Briefpapier und den entsprechenden digitalen Vorlagen ist die Kontonummer lange schon verschwunden. Am Telefon lege ich recht schnell, manchmal zu schnell auf, wenn jemand Fremdes anruft: Neulich musste mich ein Blumenhändler zweimal anrufen, um mir einen Geburtstagsstrauß per FLEUROP zuzustellen, denn im ersten Versuch hatte ich angenommen, man wolle mich mit der Masche „Sie bekommen etwas umsonst“ ködern und nicht lange genug zugehört.
Und sonst? Ich wundere mich schon immer, wie freigiebig meine Mitmenschen mit ihren Daten umgehen. In der Schlange an der Kasse bin ich meist die einzige, die keine Kundenkarte hat und auch keine will. All die vielen Gewinnspiele und Kostenlos-Angebote, die man im Web an jeder Ecke trifft, haben oft den einzigen Zweck des Datensammelns – es scheint viele nicht zu stören. Auch Trickbetrüger und Abzocker aller Art sind immer wieder erfolgreich, indem sie an der Gier oder der Angst der Menschen ansetzen: „Es wurde eine Nachricht für sie hinterlegt, die Sie auf www.irgendwo.com abrufen können“ – diese Masche hat kürzlich tatsächlich jede Menge Leute dazu bewegt, bei einem kostenpflichtigen Dienst Mitglied zu werden, um in den Besitz der Botschaft zu gelangen – man glaubt es kaum!
Mittels „Webwanzen“ finden Mail-Spammer heraus, welche ihrer zusammen gesammelten Mailadressen „valide“ sind: kleine unsichtbare Bilder, die in die Mail eingebunden werden, zeigen dem Versender durch ihren unbemerkten Abruf beim Lesen an, dass da ein Mensch die Nachricht anschaut. Und schon ist die Adresse deutlich mehr wert und kann an andere Spammer verkauft werden. Seit Jahren ist das bekannt, aber hat das den Siegeszug der „HTML-Ansicht“ von E-Mails beeinträchtigt? Nicht die Bohne! Würden alle im Textmodus lesen, hätten die Wanzen keine Chance, doch scheint sich solches Wissen nicht in den Köpfen zu etablieren, bzw. der Reiz der „nett aufgemachten“ Mails ist zu groß, als dass man darauf verzichten wollte.
Google weiß alles…
Ach ja, dann ist da noch Google: Wer die vielen, gut miteinander vernetzten Google-Dienste nutzt, dessen Surfverhalten wird komplett erfasst, das ist ja lange bekannt. Ob es nun die Toolbar ist oder ob man sich nach dem Lesen des News-Readers nicht ausloggt, ob man Google-Mail nutzt oder mit den eigenen Webseiten Teil des Adsense/Adwords-Imperiums ist: Google hat so viele Möglichkeiten, Userverhalten zu protokollieren wie noch kein Unternehmen und kein Staat zuvor. Lange hab‘ ich versucht, mich weitgehend abstinent zu verhalten und Google-Dienste zu meiden, doch letztlich bin ich dann doch der Bequemlichkeit verfallen und hab‘ in diesem Punkt resigniert. Will ich mal unbeobachtet surfen, nehme ich eben einen anderen Browser, der frei von allen Cookies ist, die das hilfreiche Google-Universum auf meinem PC hinterlässt – aktuell sind es 49, ich hab sie grade mal gezählt.
Ich hab‘ doch nichts zu verbergen? Dieses naive Argument wird immer wieder angeführt, wenn es um die Vorsicht mit den eigenen Daten und deren Erfassung geht. Und dann wundern sie sich, wenn Firma XY ltd. mal eben 50 Euro abbucht oder eine „Auftragsbestätigung“ ins Haus flattert über Produkte oder Dienste, die nie bestellt und nie genutzt wurden.
Wie geht Ihr so ganz persönlich mit dem Spannungsfeld „Datenklau & Missbrauch“ um?
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15 Kommentare zu „Von Datenklau, Trickbetrug und Überwachung“.