Claudia am 10. Juni 2009 —

Arbeitsplätze erhalten – warum eigentlich?

Warum gilt es als so selbstverständlich, dass Regierungen sich darum zu bemühen haben, Arbeitsplätze zu erhalten? Krassestes Beispiel war die Jahrzehnte lange Kohle-Subventionierung, heute wird der Autoindustrie mit Abwrackprämien und Kurzarbeit dabei geholfen, ihre Überkapazitäten nicht abbauen zu müssen. Und Karstadt / Arcandor hätte zumindest die SPD auch lieber an den Steuertropf gehängt, anstatt den Konzern mit den veralteten Geschäftsmodellen in die Insolvenz gehen zu lassen.

Was ist so toll daran, Menschen in einer Arbeit zu halten, die offensichtlich im Wirtschaftsprozess nicht mehr genug nachgefragt wird? Es gibt heute jede Menge Fachmärkte für Elektronik, Bauen&Basteln, Gartenbedarf – und Kettenläden für Mode, die die Leute weit attraktiver finden als ein Kaufhaus. Hinzu kommt der wachsende Internet-Handel, mit dem ein traditionelles Kaufhaus, das einst durch die Breite seines Sortiments glänzte, einfach nicht mithalten kann.

Verdrängen das all diejenigen einfach, die sich für Staatshilfen einsetzen und das SOZIAL finden? Ich kann nichts besonders Soziales darin erkennen, mittels Steuergeldern ins Wirtschaftsgeschehen einzugreifen, um krepelnde Unternehmen zu retten, deren Zeit gekommen ist. Die Aufgabe des Staates sehe ich darin, ein ordentliches soziales Netz aufzuspannen für alle, die immer mal wieder aus dem Arbeitsprozess heraus fallen, weil sich Wirtschaft nun mal verändert. Um den einzelnen Arbeitslosen könnte man sich ganz anders bemühen, als das derzeit mittels mehr Schikane statt Förderung geschieht. Zum Beispiel ist der Anteil der Selbstständigen hierzulande noch immer niedriger als im europäischen Durchschnitt. Das ließe sich vielleicht noch steigern, würde man die Fixierung auf Angestelltenarbeit bei Großkonzernen aufgeben und die Rahmenbedingungen für die Selbständigkeit verbessern.

Ebenso könnte man aus der stetigen Verbesserung wirtschaftlicher Produktivität durch Technik endlich den Schluss ziehen, dass nicht alle einer Erwerbsarbeit nachgehen MÜSSEN, sondern sich z.B. ehrenamtlich engagieren könnten, auf einem Sektor ihrer Wahl. Der Reichtum einer Gesellschaft sollte sich nicht in marmor-gepflasterten Shopping-Malls und im Sammeln materieller Güter und Status-Symbole zeigen, sondern darin, wie viele Menschen von der Arbeit befreit leben können. Die sind ja nicht etwa nutzlos, sondern im Gegenteil oft genug wichtige Hilfe und flexible „Einspringer“ für diejenigen, die es vor lauter Stress kaum mehr schaffen, sich selbst zu organisieren – und geistig manchmal die reine Erholung, verglichen mit der gestressten Psyche vieler, die sich im Arbeitsprozess und Karriere-Streben aufreiben.

„Der schönste Platz ist der Arbeitsplatz“ – ich hab‘ vergessen, welcher SPD-Politiker diesen abgründigen Spruch verzapft hat, doch steht er aus meiner Sicht für eine leider sehr verbreitete Geisteskrankheit, die den Menschen allein nach seiner Produktivität im kommerziellen Erwerbsleben bewertet. Und dabei machen (fast) alle mit, speziell auch alle, die sich das „Soziale“ auf die Fahnen schreiben. Wie um Himmels Willen soll da das nötige Downsizing in Sachen Energie und Ressourcenverbrauch geschehen, wenn alle so furchtbar gerne arbeiten – und sei es als der sprichwörtliche Heizer auf der E-Lok?

Andere Kulturen erhalten mittels Spenden einen hohen Anteil an Mönchen, Wander-Yogis und Asketen – niemand diskriminiert diese Menschen als arbeitsscheu, im Gegenteil: ihr anderes Bewusstsein dient der Bevölkerung zur Erbauung und Erhöhung, als fortwährende Mahnung, dass das Seelenheil nicht durch Materielles zu gewinnen ist. Böte man ihnen einen Arbeitsplatz bei einem multinationalen Konzern an, würden sie wohl milde lächeln über soviel Unverständnis!

Schon in den 70gern, als ich als Gymnasiastin und dann als Studentin meine Job-Erfahrungen in der Arbeitswelt machte, wusste ich: DAS will ich nicht! Fast überall traf ich auf Menschen, die sich für ihre Arbeit kaum bis gar nicht interessierten, die da ihre Stunden möglichst früh am Tag hinter sich brachten und in deren täglichem Smalltalk vor allem vom Urlaub, vom baldigen Wochenende und von dem, was man sich alles kaufen wird, die Rede war. Es herrschte eine Langeweile in diesen Behörden und Großunternehmen, dass ich fast Ausschlag vor innerer Ablehnung bekam und mich immer wieder fragte: Warum machen die das so mit, noch dazu „lebenslänglich“?

Mittlerweile hat der Stress die Langeweile in der Arbeitswelt abgelöst, es gibt eine Menge „Arbeitsplätze“, von denen man nicht mal mehr leben kann – aber die Grundhaltung hat sich nicht etwa verändert: Nur ein Arbeitnehmer gilt als nützliches Mitglied der Gesellschaft. Und wer da raus zu fallen droht, fürchtet quasi den Abstieg in die Hölle. Kein Wunder, wenn alle so denken!

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Diskussion

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27 Kommentare zu „Arbeitsplätze erhalten – warum eigentlich?“.

  1. Arbeitsplätzchen des betrieblichen Friedens…

    "Der schönste Platz ist der Arbeitsplatz"
          Ein Arbeitsplatzkonzert beginnt, eine
          geradezu klassische Arbeitsplatzmusik vom Ende her:
    Tote gingen bei Arbeitsplatzbedarf von Bord.
    Wir standen deutli…

  2. Hallo Claudia,
    jeden Satz kann ich unterschreiben, aber vor allen „Die Aufgabe des Staates sehe ich darin, ein ordentliches soziales Netz aufzuspannen für alle, die immer mal wieder aus dem Arbeitsprozess heraus fallen, weil sich Wirtschaft nun mal verändert.“ Die Evolution ist doch beileibe nicht zu Ende!

    Ich meine, der Grund, warum es so ist, wie es ist, ist, daß viele Menschen „den bequemeren Weg“ gehen ( der Großvater war Bergmann, der Vater und dann eben auch der Sohn ). Der Großbetrieb regelt alles, man braucht nur hingehen und malochen und glaubt sich ansonsten in der „sozialen Hängematte“ geborgen.

    Sloterdijk postuliert:„Wir leben gegenwärtig keineswegs ,im Kapitalismus‘, sondern in einem massenmedial animierten, steuerstaatlich zugreifenden Semi-Sozialismus.“ Diese Erkenntnis teile ich bereits seit vielen Berufsjahren mit ihm.

    Freiheit ( Eigenverantwortung ) und Sicherheit sind schwer ( wenn nicht sogar garnicht ) vereinbar und seit jeher waren nur unzufriedene Sklaven bereit für die Freiheit zu kämpfen.

    Es ist nun mal unbequem eigenverantwortlich zu leben, dazu kommt ( vom Unternehmer ): eigener Hände Arbeit verhindert zwar Armut – aber auch Reichtum.

    Aber, wer behauptet, die Menschen seien nicht lernfähig, der irrt. Diese Krise ist ein Geschenk der Evolution. So wie die Vermögensbesitzer erkennen, daß sie ihren Besitz am besten selbst verwalten sollten, so werden die arbeitenden Menschen erkennen, daß sie ihr Können und ihr Talent am erfolgreichsten selbst vermarkten. Du selbst, Claudia, bist für diese Behauptung der Beweis.

    Was Schaden schien, ist letztlich oft Gewinn.

    Gruß Hanskarl

  3. da blieben noch überlegungen, was die tun, deren kinder auf nachfrage nach ihrem berufswunsch sagen: ich werde mal hartz4, dann kann ich den ganzen tag fernseh gucken oder computer spielen….? und auf weiteres nachfragen: was kannst du denn GUT?
    hääää? ich? ich kann doch eh nix….

  4. Claudia,

    solange Nicht-Arbeiten mit einem derartig schlimmen langfristigen Einkommensverlust einhergeht, wie es zur Zeit in diesem Land der Fall ist, ist am Ende praktisch jedes Mittel recht, um Arbeitsplätze zu erhalten.

    Faktisch wird man nach Abstieg zu ALG2 ja zum Staatsmündel degradiert und kann entweder Däumchen drehen, wenn man – in manchen Berufen ab 40 (ich bin 42!) schon nicht mehr gefragt ist, oder eine deutlich minder qualifizierte Beschäftigung ausüben.

    Ich war angestellt, arbeitslos, selbständig, und bin jetzt wieder angestellt. Bei einem großen, sehr großen Konzern, in dem in aller Seelenruhe Staatsgelder in Milliardenhöhe verbrannt werden.

    Zum Glück hat mich meine Lebensplanung nicht zu Kindern, Haus und Schulden verdammt, aber ich kann jeden sehr gut verstehen, der sich fragt, wie er die nächste Rate für sein Häuschen bezahlen soll. Der ist verdammt in alle Ewigkeit und muss den Zirkus bis zur Rente mitmachen.

    So funktionert das System – leider! – und heroisiert die Erwerbsarbeit als finales Lebensziel, das sich diejenigen ohne Arbeit sabbernd und neidisch erträumen sollen.

    Für ein anderes Denken ist die Zeit noch nicht gekommen – jedenfalls nicht für die breite Masse.

    Nächstes Jahr mach ich mich wieder selbständig!

    Gruß,

    Rainer

  5. Nehmen wir doch einmal eine Frau aus einem benachbarten Büro. Sie könnte Marianne Maier heißen, weswegen wir sie abkürzend Mama nennen wollen. Sie ist jetzt Anfang 50, hat zwei erwachsene Kinder und einen Mann, der seit einigen Jahren lieber mit einer anderen Frau statt mit ihr das Bett und die Wohnung und sein Einkommen teilt. Mama’s Ausbildung endete damals im zweiten Semester Volkskunde, weil sie diesen Mann kennen lernte, einen prächtigen Doktoranden, der bald eine Assistentenstelle weit weg bekam. Sie folgte ihm, alles schien gut, und gemeinsam versorgten sie die Kinder und hatten Freunde, die auch gemeinsam ihre Kinder versorgten. Die Welt schien ihnen offen zu stehen. Noch heute erinnert sie sich gerne an die sonntäglichen Frühstücke mit Körben voller Windeln und dem Spielzeug aus Holz und dem Manuskript seines neuesten Artikels für die Kölner Zeitschrift für Soziologie, das seitlich daneben steckte. In einem Styroporkästchen stak die Babyflasche mit dem Vollkornbrei, und ein paar Müsliriegel fanden auch noch Platz darin. Vielleicht trank sie etwas viel Sekt, während er die Kleine fütterte, voller Stolz auf sie und sein für alle gut sichtbares Engagement. Als der Jüngste in den Kinderladen ging, nahm sie ihr Studium wieder auf. Dann bekam er die Chance auf eine Professur. Die Welt öffnete sich noch weiter. Es wurde dann doch nur eine Vertretung, aber immerhin. Wieder folgte sie ihm. Schrieb sich für Kunstgeschichte ein, was leichter war und ihr Zeit ließ, sich um den Jüngsten und sein starkes Asthma zu kümmern. Es gab auch andere Mütter, die mit ähnlichen Problemen kämpften, und manchmal saßen sie zusammen und tranken vielleicht zu viel Rotwein, während sie miteinander redeten. Er war viel unterwegs, auf Kongressen, Begutachtungen von Projekten, um Kontakte zu knüpfen und all das. Leider zahlte sich das nicht aus, es gab Sparerlasse und seine Stelle wurde gestrichen. Sie hatten sich kurz zuvor ein altes Haus mit einem großen Garten gekauft, draußen vor der Stadt, und begonnen, es liebevoll zu renovieren. Abends, wenn der Jüngste schlief und sie zusammen saßen und den Beaujolais primeur probierten, konnte sie fast vergessen, sich zu fragen, wie alles weitergehen sollte. Er arbeitete dann zur Aushilfe als Lehrer an einer Waldorfschule. Und sie machte eine kaufmännische Ausbildung. Gemeinsam lachten sie über diese Bezeichnung. Als sie dann für eine Woche mit ihrem Ausbilder auf eine ostfriesische Insel fuhr, lachte er nicht. Auch sie hatte danach nichts zu lachen. Er verzieh es ihr nie. Zum Glück konnten sie das Haus gut verkaufen. Aber es wurde nie wieder wie zuvor, obwohl sie es versuchten. Und dann wurde er an seiner Schule fest angestellt und war viel mit einer jungen Kollegin zusammen. Die Kinder waren groß, und sie nahm einen Job bei einem Makler an. Und dann lebten sie sich und zogen am Ende auch auseinander. Er mit seiner Kollegin und sie mit ihren Erinnerungen.

    Tja, mein Gott, der sichere Arbeitsplatz. Ob sie ihn beide je vermißt hätten?

  6. Ich denke auch, dass jetzt langsam die Zeit kommt deutlicher zu fragen, wo diese Krise zu erneutem Nachdenken führt – was ohne sie wahrscheinlich noch eine ganze Zeit lang nicht wahrgenommen werden wollte.
    Dein Beitrag, die Kommentare und die vielen Aspekte darin betrachte ich schon fast als die ersten kleinen Geschenke dieser Krise.

  7. […] Was ist so toll daran, Menschen in einer Arbeit zu halten, die offensichtlich im Wirtschaftsprozess nicht mehr genug nachgefragt wird? Es gibt heute jede Menge Fachmärkte für Elektronik, Bauen&Basteln, Gartenbedarf – und Kettenläden für Mode, die die Leute weit attraktiver finden als ein Kaufhaus. Hinzu kommt der wachsende Internet-Handel, mit dem ein traditionelles Kaufhaus, das einst durch die Breite seines Sortiments glänzte, einfach nicht mithalten kann.  mehr bei digital diary… […]

  8. .
    Und nun mal Klartext…!!!

    Welcher perverse MultiKultiNeanderthaler hat eigentlich das Wort „Arbeitsplätze“ zum Kultstatus erhoben und benutzt es als Schlagwort für alles und jeden Zweck, den vermutlich nur Hirnzwerge verstehen…?

    Wenn ich das schon höre:
    Arbeitsplätze MÜSSEN erhalten bleiben, neue MÜSSEN geschaffen werden, alte DÜRFEN nicht abgebaut werden und generell und überhaupt, am Arbeitsplatz wird alles gemessen!

    Berufe und Berufungen sind out – Arbeitsplätze sind in…und je doofer desto gut…und wenn es nur der Platz des Parkwächters ist, auch wenn seine Berufung eigentlich Schriftsteller ist – und sein Beruf Buchbinder!

    „Arbeitsplätze“…dieses sinnfreie Wort, erfunden von unterbelichteten Politschwätzern, bringt mich noch an den Rand des Irrsinns…!

    Wenn Firmen ihre Produktion ins „Ausland“ verlagern, dann gehen „Arbeitsplätze“ flöten – so sagt man…und alle zetern und schreien im Chor!

    Was aber (endlich) verschwindet, ist ein Fliessband, das einem menschlichen Wesen z.B. ein paar Handy-Teile unterschiebt, was dieses Wesen dann mit drei Schrauben zusammenbappt, damit das „Produkt“ nicht wieder auseinanderfällt…und etwa 70% der etablierten „Arbeitsplätze“ sehen so aus…tagein und tagaus…ca.100.000 Stunden im Leben eines Menschen!

    Mein Gott! Das ist doch keine „Arbeit“ und sind auch kein „Arbeitsplätze“, denn jede Tätigkeit, die auch ein Roboter besser und schneller macht, und auch noch in 24-Stunden-Schicht, an sieben Tagen in der Woche, ohne Urlaubs- und Krankentage, geschweige denn, einen Anspruch auf Rente erhebt, ist schlicht und ergreifend Irrsinn, der mit richtiger „Arbeit“ nix mehr zu tun hat!

    Was wäre also so schlimm daran, wenn diese „Arbeitsplätze“ überhaupt verschwinden!

    Was der Menschenmasse zu schaffen macht, ist doch nicht der Verlust von stumpfsinniger Beschäftigung, sprich „Arbeitsplatz“, sondern der Verlust eines Einkommens, dass er für diesen Schwachsinn auch noch erhält!

    DAS IST ALLES!

    In der heutigen Zeit wird die Arbeit besteuert, was ja bei genauerer Betrachtung der Gipfel der Unverschämtheit ist, denn es kann doch nicht angehen, dass man zur Kasse gebeten wird, nur weil man so dämlich ist, seinen Beitrag an der Gesellschaft zu leisten!

    Aber lassen wir das…!!
    Was wir aber nicht lassen können, ist, dass jemand der arbeitet, einen Teil seiner Leistung an die Gesellschaft abführt…

    …und etwas anderes, das auch arbeitet, und wirklich viel mehr arbeitet, genau DAS nicht braucht!

    Rein logisch müssten doch auch Fertigungsanlagen, Roboter und Automaten ebenfalls Steuern und Abgaben leisten, denn sie machen ja nichts anderes, als das „Humankapital“ auch!

    Wer arbeitet und/oder eine gewinnbringende Leistung erbringt, die man in Geld bemessen kann, der hat auch einen Anteil dieses Geldes der Gemeinschaft zu überlassen!

    Wenn ein Unternehmer 50 Menschen und 50 Roboter beschäftigt, dann hat er auch für 100 reale und bewertbare Arbeitsleistungen gerade zu stehen…ob ihm das nun passt, oder auch nicht!

    Was wäre denn, wenn selbiger Unternehmer 47 Beschäftigte feuert und nur noch 3 Techniker behält und dafür aber 97 Roboter beschäftigt?

    Dann wird der einzelne Unternehmer steinreich, die drei Gehälter zahlt er aus seiner Portokasse und die restlichen, 47 Entlassenen fallen dann bettelarm ANDEREN zur Last!

    Wenn ALLE Unternehmer so denken würden, dann gäbe es keinen mehr, der die „Last“ trägt, die 99% an „Arbeitslosen“ zu füttern!

    Meines Erachtens steht die Welt nicht vor einem Problem der „Arbeitslosigkeit“, sondern hat Schwierigkeiten mit der Umverteilung des Bruttosozialproduktes, denn Fertigungsmaschinen wurden ja nicht erfunden, damit die Erfinder den Maschinen die Arbeit machen oder zu Handlangern ihrer eigenen Maschinen werden…

    …sondern man hat sich die Erfinderarbeit gemacht, damit man endlich und sorgenfrei nur noch Erfinden kann und nicht mehr „arbeiten“ muss…denn dann hätte man sich die Erfindung des Rades ja auch sparen können…!!

    …und diese verdammten Maschinen haben konsequenterweise die Menschen zu ernähren – und nicht umgekehrt – denn dafür wurden sie gemacht!

    Manchmal bin ich mir nicht ganz im Klaren darüber, ob man tatsächlich so beschränkt ist, oder nur so tut, denn alle kaufen sich eine Waschmaschine, damit die Lady nicht mehr stundenlang missmutig am Waschbrett steht und „arbeitet“, sondern kichernd mit ihrem Gentleman im Bett tobt…

    …nur bei den „Arbeitsplätzen“, da haben alle ganz dicke, mentale Aussetzer…obwohl das Thema doch das gleiche ist, oder…?

    Man braucht kein Genie zu sein, um grob überschlagen zu können, dass die staalichen Hilfszahlungen und Ausgaben in den USA und Europa, zur Erhalt der Wirtschaft – also der „Arbeitsplätze“ – vollständig genügt hätten, jedem Bürger ein monatliches Einkommen von ca. 3.500 Euro zu „schenken“, und das über Generationen – und obendrein, ohne auch nur nur einen einzigen Cent für Zinsen ausgeben zu müssen…!!

    Unter diesen Umständen könnten die Bürger sich einer Beschäftigung widmen (wenn sie wollten), die ihnen liegt, die ihnen Spass macht und somit „Produkte“ schaffen, die bezüglich Qualität und Innovation das menschliche Vorstellungsvermögen sprengen!

    Man komme mir jetzt nicht mit der einfältigen Frage, woher die Gelder zur Finanzierung kommen sollen, denn wenn die Steuern nicht mehr „Lohnabhängig“ wären, sondern ausschliesslich über den Verbrauch abgeführt werden, dann sind Finanzierungen dieser Art sehr wohl machbar…!!

    Da dem aber nicht so ist, stellen sich halt nur die berechtigten Fragen: „Wem nützt das gegenwärtige System – und warum lassen sich die vielen kritiklosen Menschen von so wenigen „Nutzniessern“ dieses Systems über den Tisch ziehen?“

    Sollte die Spezies Mensch noch viel dümmer sein, als man gemeinhin unterstellt…???
    .

  9. @Nobody

    In einem meiner Lieblingsbücher gibt es einen Dialog. Ein Ausschnitt daraus geht so:


    „Well?“ she asked me quietly. „How did you get on with father?“

    „Fine. He explained civilization to me. I mean how it looks to him. He’s going to let it go on for a little while longer. But it better be careful and not interfere with his private life. If it does, he’s apt to make a phone call to God and cancel the order.“

    Zu Deutsch etwa:

    “Nun?“ fragte sie mich ruhig. „Wie sind sie mit Vater ausgekommen?“

    „Prima. Er hat mir die Zivilisation erklärt. So, wie er sie sieht, meine ich. Er wird sie noch eine Weile weiter machen lassen. Aber sie muß aufpassen, daß sie sich nicht in sein Privatleben mischt. Wenn doch, ruft er womöglich Gott an und storniert den ganzen Auftrag.“

    Natürlich läßt sich alles ’systemisch‘ sehen und dabei in einem Atemzug ‚vom Kopf auf die Füße stellen‘. Die wenigsten sich etabliert habenden Sichtweisen sind dagegen gefeit. Aber es gibt immer auch andere Sichtweisen. Und das Wort ‚Arbeitsplatz‘ hat für die meisten Menschen eine ausgesprochen handgreifliche Bedeutung – in jeder Bedeutung von ‚Bedeutung‘, die alle vielen erst durch den Verlust desselben klar werden.

    Die Alternativen, die Claudia (Alimentation von Müßiggängern) oder Nobody (bedingungsloses Grundeinkommen) andeuten, haben in meinen Augen einen zentralen Mangel: sie geben kein Verfahren der Zuteilung der Anteile am gesellschaftlichen Reichtum an je Einzelne an, das auch nur annähernd so ‚objektiv‘ (weil nur sehr schwer zu steuern) und ‚gerecht‘ (beim Vergleich der Verkaufenden untereinander) erscheint wie das des Verkaufs der Arbeitskraft. Sie (die Alternativen) brauchen immer objektive Entscheidungskriterien, die in einer Gesellschaft zwar jeweils legitimiert werden können (das kann nach demokratischen Regeln geschehen, muß aber natürlich nicht), die aber nur schwer um die sich dauernd ändernden Notwendigkeiten der Reproduktion wissen können und vor allem kaum in der Hand des Einzelnen liegen. Und das Letztere ist für die meisten Menschen, so glaube ich, auf Dauer nicht hinnehmbar. Führt zumindest aber über kurz oder lang zu einem Mangel an Identifikation mit dem gesellschaftlichen Prozeß der Verteilung von Lebenschancen, was einer existentiellen Legimitätskrise desselben sich annäherte (für mich mit ein Grund, warum die Spielart ‚realer Sozialismus‘ der kapitalistischen Form der Reproduktion so sang- und klanglos in sich zusammenbrach, als deren Kapital schlichtweg auf dem Weltmarkt Pleite ging).

    Ein Verfahren der Zuweisung von Geld (jetzt mal als Abkürzung für Lebenschancen genommen) an die Mitglieder einer Gesellschaft müßte, soll es sowohl akzeptabel als auch praktikabel sein, den Erfordernissen der Reproduktion Rechnung tragen (d.h. es gibt Arbeit, die muß einfach getan werden), müßte den Einzelnen weitreichende Chancen der Beinflußung ihres Anteils einräumen (d.h. jeder kann prinzipiell seine Lebenqualität selbst in die Hand nehmen) , zugleich allgemein als ‚gerecht‘ (Neid und Mißgunst sind wohl niemals auszurotten) angesehen werden können und darf nicht dem Zugriff von zeitlich befristeten oder vereinzelten Interessen ausgeliefert erscheinen (Tagespolitik, Korruption usw.). Ob das etwa die Idee des Bürgergehaltes tut, bezweifele ich. In vielen Bereichen (der Gesundheitssektor wäre ein Beispiel) könnte ein solches Grundeinkommen schnell dazu führen, daß nicht mehr genügend Arbeitskraft zur Verfügung steht, um die unbedingt notwendige Arbeit zu erledigen. Wäre dem so, müßte dann doch staatlich reguliert werden, was aber der Idee der Bedingungslosigkeit dieser Einkommensart widerspräche und sicherlich einen Haufen Folgeprobleme aufwürfe.

    Das ist wie in der Geschichte von den Bauern im Brunnen, als am Ende der ehemalige König gefragt wird, was er denn gerne für einen Beruf haben wolle. Schloßherr, antwortet der, und alle nicken und sagen, oh wie prima, ein Schlosser wird immer gebraucht.

  10. Ich stimme mit Herrn Niemand überein.
    Zumindest bis dahin, wo er Nutznießer vermutet.
    Ich sehe keine. Wenn der Kahn untergeht werden alle nass, von der Schiffsratte bis zum Kapitän.

    Ist fehlende Anpassungsfähigkeit und Beharrung in Gewohnheiten gleich Dummheit? Egal. Aber Anpassungsfähigkeit ist überlebensnotwendig. Jahrhundertelang bemüht man sich, das Leben zu vereinfachen und Arbeit einzusparen und wenn es dann zu gelingen droht, dann kriegt man die Panik und das schlechte Gewissen.

    Ja, jedem ein bedingungsloses, existenzerhaltendes Grundeinkommen, einzige Steuer die Umsatzsteuer und ein schnörkelloser Staat, der nichts weiter tut, als persönliche Freiheit und Sicherheit zu gewährleisten und sich ansonsten in Liebe und Zurückhaltung übt. Wo würde uns das bloß hinführen?

    @Su

    „In vielen Bereichen (der Gesundheitssektor wäre ein Beispiel) könnte ein solches Grundeinkommen schnell dazu führen, daß nicht mehr genügend Arbeitskraft zur Verfügung steht, um die unbedingt notwendige Arbeit zu erledigen.“

    Sagst Du damit vielleicht, daß es in diesem „Sektor“ so zugeht, daß nur die reine Existenznot Leute dazu treibt, sich dort zu engagieren und daß Du findest, es sollte ruhig eine solche Existenznot geben, damit die „dringend notwendige Arbeit“ von den Betroffenen (für Dich) getan werden müsste?

  11. Ich danke allen für die engagierten und spannenden Beiträge!!!

    @Su: ein Grundeinkommen für alle wäre durchaus machbar, das hat m.E. die Diskussion darüber gezeigt. Es klemmt daran, dass viele nicht gönnen können, da sie nicht erkennen, dass sie auch selber davon profitieren würden.

    Als GERECHT sehe ich das aktuelle System der Einkommensverteilung NICHT an, in dem soziale Arbeit nur Peanuts oder GAR NICHTS wert ist, dagegen alles, was den Konsum im Grunde nicht besonders lebenswichtiger Produkte befördert, gut oder sogar sehr gut bezahlt wird.

    Ein Grundeinkommen hätte auch die Auswirkung, dass nicht mehr unbedingt Vollzeit gearbeitet werden muss, womit die Arbeit auf viel mehr Menschen verteilbar wäre. Und anders als du glaube ich, dass im Gesundheitsbereich NICHT aus bloß finanziellen Gründe gearbeitet wird, sondern aus echtem Engagement und dem Wunsch, Kranken, Alten und Behinderten zu helfen. Ein Motiv, dass leider aufgrund der real existierenden Bedingungen schnell verschleißt!

  12. Ich möchte jetzt und hier nicht auf jeden Kommentar eingehen, denn jede Meinung enthält Wahrheiten, Halbwahrheiten, oder gar Unlogisches, was aber grundsätzlich die Meinung des Schreibers wiedergibt, auch wenn man diese sehr einfach in der Luft zerreissen könnte…

    …und, anders als in der etablierten Politik, muss ich dann sagen: „Auch, wenn ich Ihre Meinung abgrundtief verachte, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, damit Sie diese, Ihre Meinung, auch frei äussern dürfen und können.

    Dann habe ich Ihnen auch keinesfalls etwas von einem bedingungslosen „Grundeinkommen“ erzählt, was zwar möglich wäre, aber vermutlich mit Hindernissen, denn die Menschheit ist noch weit entfernt von solchen Privilegien – denn es mangelt einfach an Phantasie…eine Phantasie und Vision, die der Erbauer des Eiffelturms hatte – und die Millionen Lacher und Spötter eben nicht…!!

    Was ich ansprach, war die Verwendung von unglaublichen Steuermitteln und des Volkseigentums, dass man grosszügigerweise der Banken und Konzernen zur freien Verwendung „schenkte“, als sich denn Gedanken über den Fortbestand und den Progress des Volkes – und Allderer zu machen, die diese Mittel überhaupt ermöglicht haben.

    Wenn man demonstriert, dass man tausende von Milliarden einzelnen Finanzleuten einfach schenken kann, dann wird doch die Ausrede, dass man den Bürgern keinen Cent überlassen kann, zu einer Lüge, die eigentlich mit einer derben „Konsequenz“ belohnt werden müsste.

    Wer diese Staatshilfen bekommen hat, DER IST NUTZNIESSER – und auch noch gratis und franko, frei nach des Politikers Gutdünken und/oder Bakschisch, meist auch noch ohne legale Grundlage – und ohne nennenswerte Gegenleistung oder Verpflichtung des Empfängers ohnehin!!

    Im Zivil- und Straftrecht, hätte ein derartiges Vorgehen derbe Konsequenzen für den Bürger – legiglich bei Politikern, da ist der recht streitsüchtige und angeblich so gerechtigkeitsliebende Bürger blind und Taub auf allen Backen.

    Ein Grundeinkommen, von mir aus auch Bürgergeld, ist ein heisses Eisen, das schon wissenschaftliche Kenntnisse in Sachen Mathematik und Physik (für die „Statistik“) und möglichst auch ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium mit Promotion erfordert…

    …von der allgemeinen Tatsache abgesehen, dass primitive Futterneider diese Vorhaben schon im Keime torpedieren und elimieren werden – selbst wenn die Futterneider Billionäre sind und Banken und Industrien zu Dutzenden haben.

    Merke:
    Alle grossen Dinge von heute, waren gestern noch unmöglich!

    Es scheint aber eine deutsche Manie zu sein, alles aus verwaltungstechnischen Perspektiven und mit obrigkeitshöriger Gesinnung zu betrachten und sich mehr dem Zerpflücken, als sich dem Konstruktiven zu widmen, als sich neuen Ideen zu öffnen und ein Experiment zu beginnen, das die Welt verändern könnte.

    Aber, wie gesagt, die generelle deutsche Beamtenmentalität ist der Bremsklotz allen Fortschritts – denn in fortschrittlichen Dingen waren und sind uns die Amerikaner haushoch überlegen – und wenn die auf dem Mond mit einem Auto herumfahren möchten, dann tun sie das auch – während man in Deutschland besser nix tut, oder bestenfalls nicken, dann kann man auch nix falsch machen!

    Ich selber würde in Deutschland keine Anstalten machen, Grundeinkommen oder Bürgergeld zu erwähnen, denn mein nervlicher Niedergang würde sicherlich nicht von der Politik verursacht, sondern von 75.000.000 Bürgern, die immer alles besser wissen.

    Soviel zum Thema Grundeinkommen

    Ebenso wird es kein Kraut geben, das ewige Auf und Ab der heiligen Kühe – sprich Arbeitsplätze – zu beenden und zu nivellieren…

    Möglicherweise wird eine Arbeitslosigkeit von 85% die Einstellungen zu diesem Thema verändern, aber in Zeiten der Anarchie und des Bürgerkrieges, beides Indikatoren einer Massenarbeitslosigkeit, wir es an Geld fehlen, Träume vom Grundeinkommen zu verwirklichen.

    Rechnen Sie also mit einem Grundeinkommen für alle Bürger in frühestens 45 Jahren – wenn Sie alle Zwischenstationen der Unbelehrbarkeit überlebt haben…

    …denn Notstände und Revolutionen sind die Feuerchen, an denen sich die Einen die Finger verbrennen und die Anderen ihr Süppchen kochen…!!
    .

  13. @Uwe

    „Sagst Du damit vielleicht, daß es in diesem “Sektor” so zugeht, daß nur die reine Existenznot Leute dazu treibt, sich dort zu engagieren und daß Du findest, es sollte ruhig eine solche Existenznot geben, damit die “dringend notwendige Arbeit” von den Betroffenen (für Dich) getan werden müsste?“

    a) Ja, es ist in der Regel die ‚reine Existenznot‘, die Leute dazu ‚treibt‘, eine grottenschlecht bezahlte Arbeit unter Dauerstress zu erledigen (meistens sogar noch mit einigem Engagement)

    b) Was Du mit ‚ruhig … geben‘ meinst, kann ich nur ahnen. Ich halte den obigen ‚Anreiz‘ für menschenunwürdig, aber er funktioniert!

    c) Dein ‚(für Dich)‘ nehme ich einfach einmal als einen ziemlich dreisten Schuß ins Blaue, der weder argumentativ noch anhand dessen, was ich schrieb, mir gerechtfertigt erscheint.

    @Claudia

    „Als GERECHT sehe ich das aktuelle System der Einkommensverteilung NICHT an, in dem soziale Arbeit nur Peanuts oder GAR NICHTS wert ist, dagegen alles, was den Konsum im Grunde nicht besonders lebenswichtiger Produkte befördert, gut oder sogar sehr gut bezahlt wird.“

    Auch ich halte dieses System nicht für gerecht, lege ich meine Maßstäbe an. Im Gegenteil! Es ist jedoch das eine, die Schiefe einer Einkommensverteilung als ungerecht zu empfinden, und etwas ganz anderes, das Prinzip einer Einkommensverteilung (hier nun: gebunden an Tätigkeit versus ungebunden) als gerecht wahrzunehmen. Und ein allgemeines Grundeinkommen ohne jeden Anreiz zur Erwerbstätigkeit (außer einer moralischen Selbstverpflichtung) wird, soweit ich mit (zumeist erwerbstätigen, zugeben) Menschen darüber rede, nur von wenigen als ‚gerecht‘ angesehen und hat vermutlich niemals eine politische Chance.

    @nobody

    „Was ich ansprach, war die Verwendung von unglaublichen Steuermitteln und des Volkseigentums, dass man grosszügigerweise der Banken und Konzernen zur freien Verwendung “schenkte”, als sich denn Gedanken über den Fortbestand und den Progress des Volkes – und Allderer zu machen, die diese Mittel überhaupt ermöglicht haben.“

    Ich sehe das ‚Verschenken‘ der Steuermittel durchaus als einen Versuch an, den ‚Fortbestand und den Progress des Volkes‘ damit zu sichern. Ob er tauglich ist, wäre zu diskutieren. Er geht davon aus, daß Banken und Konzerne (neben dem reinen Kapitalertrag) auch volkswirtschaftlich sinnvolle Funktionen (Kreditvergabe, Kapitalakkumulation für kapitalintensive Produktionen usw.) haben.

    In Summa:

    Ich denke, daß es nicht viel nützt, solche Fragen wie den Erhalt von Arbeitsplätzen primär grundsätzlich/moralisch und abgehoben davon, daß sich das Gros der Menschen gerade über diese Arbeitsplätze ernährt und definiert und ohne diese in eher menschenunwürdige Lebensumstände zurück fiele, zu disktutieren.

    Natürlich wünscht sich (fast) jeder eine Gesellschaft, in der alle Menschen ein würdiges Leben, ein gesichertes Einkommen und die reelle Aussicht auf Glück und Zufriedenheit haben. Und sicherlich würden (fast) alle Menschen eine Gesellschaft für wertvoll erachten, die jedem ihrer Mitglieder einen Basissatz an Absicherung zubilligte. Wer würde dem widersprechen?

    Bloß – wie? Und, wenn ausgeuckt, wie, dann – wie beim Jetzt und Hier angefangen dort hin kommen, ohne daß die lebenden Menschen und ihre Lebensumstände dabei auf der Strecke blieben?

  14. @SuMuze

    Zitat:

    [..]Ich sehe das ‘Verschenken’ der Steuermittel durchaus als einen Versuch an, den ‘Fortbestand und den Progress des Volkes’ damit zu sichern. Ob er tauglich ist, wäre zu diskutieren. Er geht davon aus, daß Banken und Konzerne (neben dem reinen Kapitalertrag) auch volkswirtschaftlich sinnvolle Funktionen (Kreditvergabe, Kapitalakkumulation für kapitalintensive Produktionen usw.) haben.

    Zitat Ende.

    Wie ich bereits schrieb, respektiere ich Ihre Meinung und lasse andere urteilen…

    …denn das „Verschenken“ von Volkseigentum ist und bleibt ein zweifelhafter Akt, der die Illegalität schon derbe schrammt und in moralischer Hinsicht glatten Schiffbruch erleidet.

    Was wollen Sie uns mit Ihrem Kommentar sagen?
    Das Staatshilfe in Form von Verschenken des Volksvermögens zwar moralisch verwerflich ist, möglicherweise aber formaljuristisch einwandfrei?

    Weiter liesse sich ganz ausführlich darüber diskutieren, was denn an einer „Staats-Schenkung“ so segensreich für die Gesellschaft sein soll, wenn die Schaffer des verschenkten, und bereits versteuerten und verzinsten Vermögens, sich dieses, IHR EIGENTUM UND VOLKSVERMÖGEN, wieder bei einer x-beliebigen Bank „zurückleihen“ müssen, um es nochmals zu versteuern und zudem mit dem beaufschlagten Zinz und Zinseszins, ZUM ZWEITEN MAL UND IN DOPPELTER HÖHE EINER BANK ZURÜCKSCHENKEN…??

    Oder die Geschenke an die Industrie! Hier handelt es sich um bereits erarbeitete Vermögen der Beschäftigten. Das heisst doch, dass die arbeitende Bevölkerung ihr „Erarbeitetes“ dem Unternehmen schenken, um es dann nochmals zu erarbeiten – oder einfacher gesagt: „Arbeiter bringen auch noch Geld mit, damit sie überhaupt arbeiten dürfen!“
    Ist das Ihre Empfehlung für die Zukunft und den Wohlstand des Volkes?

    Ich bin mir nicht sicher, ob Sie Quadratur des Kreises an dieser Sache verstehen, da Sie sich die wirtschaftlichen Angelegenheiten wirklich sehr einfach zu erklären versuchen.

    Einfach ungeheuerlich finde ich jedoch – mit Verlaub und allem Respekt – dass Sie auch noch Vorteile für die Wirtschaft und für die Zukunft der Menschen in diesen Machenschaften sehen, und es so darstellen, als wenn diese „Transaktionen“, die zweifelsfrei die Tatbestände des Diebstahls, des Wuchers und des Betruges erfüllen, zum Vorteil der steuerzahlenden Bürger und der Gesamtwirtschaft wären.

    In Summa – wie Sie sich auszudrücken pflegen:

    Man entzieht der Wirtschaft Kapital, das man dann einer Bank schenkt – und erzählt der Wirtschaft dann, wo man sich das Kapital dann wieder, gegen saftige Zinsen natürlich, leihen kann – wann es der beschenkten Bank in den Kram passen sollte, of course, – und nicht der Wirtschaft, die schliesslich 80 Millionen Bürger zu füttern hat…

    Ihre Meinung, auch wenn ich sie respektiere, hat schon Unterhaltungswert – ehrlich!

    Ich möchte an dieser Stelle abbbrechen, denn eine weitere Diskussion über Recht, gerechte Volkswirtschaft und Wohlstand, zu Gunsten eines Landes und seiner Bevölkerung, in einem derart desolaten Konstrukt, wie dem der BRD, würde fruchtlos verlaufen, da die vorgefertigten und indoktrinierten Ansichten vorherrschen, und vermutlich ebenfalls 65 Jahre benötigen, um wieder eine halbwegs normale Denkweise beim Volk zu bewirken.

    Ich wünsche noch einen unterhaltsamen Abend
    .

  15. @nobody

    Auch wenn Sie die Diskussion oben bereits abgebrochen haben, möchte ich dennoch auf einen mir nicht unwesentlich erscheinenden Punkt hinweisen: jedes Handeln (staatlich, privat oder wie auch immer) geschieht in einer Umgebung, die gewisse Aufgaben zu erfüllen hat (das, was Herr Marx die ‚eherne Notwendigkeit der materiellen Reproduktion‘ einer Gesellschaft nannte). Und muß daher sich dem Diktat eben dieser Funktion unterwerfen. Es kann nicht eine Versuchsanordnung simuliert werden, wenn es um das alltägliche (Über-)Leben von mehreren Milliarden Menschen geht.

    Alle meine sicherlich vorhandenen Unfähigkeiten und Einfachheiten im Erfassen der Wirklichkeit samt ihrer Komplexität eingerechnet kommt mir Ihre Herangehensweise jedoch vor wie die eines Jungen, der sein Spielzeug zerdeppert, wenn es nicht exakt das tut, was er gerne von ihm will. Ich kann das verstehen und nachvollziehen, aber ich vertraute dann doch lieber auf Menschen, die ein wenig verläßlicher denken und mir nicht gleich den Stuhl unter dem Hintern wegziehen, nur weil der kein richtiger Sessel ist (und die in einem Dialog etwas genauer lesen).

  16. @SuMuze

    Kurz vor dem Herunterfahren unserer EDV-Anlage, habe ich Ihren Beitrag auf dem Bildschirm entdeckt und werde diesen auch noch beantworten…!!

    Sie sagen:
    jedes Handeln (staatlich, privat oder wie auch immer) geschieht in einer Umgebung, die gewisse Aufgaben zu erfüllen hat…

    Ich sage:
    Das ist richtig, denn als Unternehmer stehe ich täglich vor dieser Herausforderung.

    Sie sagen:
    (das, was Herr Marx die ‘eherne Notwendigkeit der materiellen Reproduktion’ einer Gesellschaft nannte)

    Ich sage:
    Auch das ist richtig, wenn die Betonung auf „Reproduktion“ liegt…aber dass, was heute in Deutschland und den USA betrieben wird, hat NICHTS mit Reproduktion zu tun, sondern Bestenfalls mit dem Recycling alter und dubioser Machenschaften aus den Politzentralen, im Interesse einiger Lobbyisten, die auch noch auf wachsenden Staatsschulden basieren, deren Zinslasten bereits das JahresSteueraufkommen komplett vernichten – und schlussendlich und mit steigender Tendenz auf die Schultern der Bevölkerungen umgeschichtet werden MÜSSEN.

    Sie sagen:
    Und muß daher sich dem Diktat eben dieser Funktion unterwerfen.

    Ich sage:
    Und genau dass MUSS ich keinesfalls, denn zum Einen lebe ich einem Land, dass noch indivuelle Entscheidungen zulässt und zum Anderen hat JEDER die Möglichkeit, diesem Diktat neue Ideen entgegenzusetzen. Das ist revolutionär? Ja, warum eigentlich nicht?

    Sie sagen:
    Es kann nicht eine Versuchsanordnung simuliert werden, wenn es um das alltägliche (Über-)Leben von mehreren Milliarden Menschen geht.

    Ich sage:
    Wenn Sie den ideenreichen Überlebenskampf der Menschen mit einer Simulation in einer Versuchsanordnung vergleichen, dann gebe ich zu, dass ich Ihrem Gedankengang nicht folgen kann, denn das Leben an sich lässt weder eine Simulation, noch eine Versuchsanordnung zu, sondern basiert auf schnellen, effektiven und machbaren Problemlösungen, die das Leben so einfordert. In meiner Verantwortung als Unternehmer meinen vielen Mitarbeitern gegenüber – und somit auch indirekt für deren Familien, kann ich mir derartige Spielereien nicht leisten, denn meine bequeme Studentenzeit, auf Papas Kosten, ist schon einige Dekaden vorbei.

    Sie sagen:
    [..]kommt mir Ihre Herangehensweise jedoch vor wie die eines Jungen, der sein Spielzeug zerdeppert, wenn es nicht exakt das tut, was er gerne von ihm will.

    Ich sage:
    Da unterliegen Sie Ihrem eigenen Irrtum, denn die Vorgehensweise, die Sie beschreiben, ist eines Mannes unwürdig. Es ist aber immer von Vorteil, wenn das Verständniss um das Spielzeug so fundiert ist, dass es nach einer mehr oder minder intensiven Modifikation genau das tut, was man von ihm erwartet. Das ist ein Erfolgserlebnis! Alles andere ist unmotivierte und plumpe Zerstörung!

    Sie sagen:
    [..]aber ich vertraute dann doch lieber auf Menschen, die ein wenig verläßlicher denken und mir nicht gleich den Stuhl unter dem Hintern wegziehen, nur weil der kein richtiger Sessel

    Ich empfehle Ihnen wirklich und dringlich – so von Mann zu Mann – dass Sie sich auch mit Menschen und Ansichten beschäftigen, selbst wenn deren Ideen und Ansichten auf den ersten Blick revolutionär erscheinen.

    Fortschritt und Zukunft sind nicht nur Früchte der Verlässlichkeit, sondern entstehen aus Visionen, die auch entgegen dem unflexiblen, aber bequemen Verlässlichkeitsprinzip realisiert werden.
    Nur die Menschen, die die Verantwortung für das eigene Tun scheuen, die erheben die „Verlässlichkeit“ zum Credo ihres Lebens, denn damit sind sie auch vor jeder Verfolgung sicher. Nur derjenige, der sich dem Kampf aus Überzeugung stellt, wird auch Ruhm ernten, und sein Leben auch oberhalb des unbedeutenden Mittelmasses fristen.

    Die meisten Visionen erschienen manchmal überzogen und unrealistisch, aber setzten sich schlussendlich als Alltäglichkeit durch.

    Wir leben in einer Zeit des raschen Wandels, wobei ich bedaure, dass der technische Fortschritt auf der Strecke bleibt, weil dieser von der abschöpfenden Lobby blockiert wird, da ja Innovationen das etablierte Kerngeschäft der Grossindustrien zum Einsturz brächten.

    Ich bitte höflichst um Vergebung, wenn meine Kommentare den Eindruck erweckten, als wolle ich Ihnen den Stuhl wegziehen.
    Sie überschätzen meinen Wunsch, andere zu belehren, denn ich belehre nicht, wenn sich das nicht auch promt auf meinem Konto bemerkbar macht.

    Nun denn…!!
    Ihrem Schreibstil nach zu urteilen, könnte ich ihr Vater sein, der es zwar löblich findet, wenn sein Sohn eine zuverlässige Person ist – was aber nicht mit einschliesst, dass er sich der Phantasie, der Neugier, dem Unternehmensgeist, der Abenteuer- und Exprimentierfreude, Aufgeschlossenheit, Offenheit, dem Mut zum Risiko und dem wirklich freien und kritischen Denken verschliesst…

    …denn derartiges wäre mir selber fremd, und meine beiden erwachsenen Töchter sind ganz nach meinem Geschmack, denn sie gehen frei und ungezwungen als Kämpfernaturen ihren Weg, lassen sich weder befehlen, noch bevormunden, nehmen Rückschläge in Kauf, die sie jedoch nicht als Niederlage betrachten, sondern als einen Meilenstein der Erfahrung in ihrem Leben…kurzum, es sind freie Menschen geworden, auf die ich sehr stolz bin…denn wir alle hassen Unfreiheit und Abhängigkeit, Bevormundung und Duckmäusertum – und das sich Abfinden mit Gegebenheiten, die man ja angeblich nicht ändern kann!

    Darum wünsche ich Ihnen alles Gute in Ihrem Leben und verbleibe mit freundlichen Grüssen – und einem herzlichen

    YES – I CAN…

    …denn ALLE grossen Dinge von heute, waren gesten noch unmöglich…!!

  17. Boah!

  18. @nobody:

    ich hab mir das jetzt alles nochmal durchgelesen und stelle in Ihren Äußerungen viel revolutionären Furor und kampfkräftiges, stolzes Selbstbewusstsein fest. Allerdings bleiben Sie ein wenig DÜNN in den Inhalten:

    -> keine Steuern auf Arbeit/Unternehmen, alles über Umsatzsteuer.
    -> keine staatlichen Stützungen maroder Banken etc.

    Zu 1: das würde dazu führen, dass diejenigen, die schon alles haben und deshalb kaum mehr konsumieren, gar keine Steuern mehr bezahlen, bzw. nur sehr wenig. Und alle, die wenig haben und alles Geld ausgeben müssen, wären immer voll dabei. Finde ich nicht ok! Es sollte jeder nach seinen Fähigkeiten besteuert werden: wer viel hat, soll auch viel geben. Die Steuerprogression schützt die oberen Einkommen noch viel zu sehr (gezwungenermaßen, da „das Kapital flüchtig ist“ = Standortwettbewerb).

    Das Abführen von Steuern, dort wo Einkommen entsteht, erscheint mir sehr direkt und natürlich. Zudem gibt die Besteuerung auch die Möglichkeit, gewisse Erwerbe zu privilegieren, andere nicht.

    zu 2.: meinen Sie denn, Sie brauchen keine Banken? Wenn dem so ist, sind Sie die große Ausnahme, schon gar als Unternehmer mit vielen Mitarbeitern. Ich denke mal, das „Banken retten“ kam den allermeisten sehr recht, die dort Konten, Sparguthaben und Anlagevermögen haben.

    Was die Arbeitsplätze angeht, sind wir offenbar nahe beieinander. Leider ist es nicht so, dass Technisierung/Roboterisierung mehr freie Zeit schafft, bzw. wenn, dann nur in Form von (zudem noch diskriminierter) Arbeitslosikeit Einzelner anstatt weniger Arbeit für alle. Was sollte einen Unternehmer auch motivieren, den durch die Produktivitätssteigerung einzustreichenden Gewinn in Gestalt von mehr Freizeit an seine Arbeitnehmer zu verteilen? Ich nehme mal an, das machen Sie auch nicht. Und es ginge auch nicht, da es ja die Konkurrenz gibt!

    Revolutionär sein ist gar nicht so leicht…

  19. Der Staat sollte meiner Ansicht nach bis auf wenige Aufgaben bzw. Dienstleistungen minimiert werden. Was wir heute haben, ist im Grunde ein Sozialismus mit brüchigem Kapitalismus-Anstrich.
    Wozu geht man arbeiten?
    Um andere zu finanzieren? Oder um sich selber zu finanzieren? Solange Ersteres Fakt ist, könnten wir keineswegs von einer freien Gesellschaft oder gar einem freien Markt sprechen.
    Der Staat ist ein reines, nach Willkür regierendes Umverteilungssystem. Was hat es mit „Gerechtigkeit“ zu tun, wenn jemand für das Erstellen eines Produkts oder einer Dienstleistung mindestens die Hälfte abgeben muss? Das ist so, als würde mir auf offener Straße jemand eine Knarre an den Kopf halten und ich würde ihm von meinen 20 Euro im Portemonnaie 10 geben, weil das „gerecht“ ist.
    Was für eine merkwürdige Welt, in der es als asozial und ungerecht gilt, die Früchte der eigenen Arbeit ernten zu wollen …

  20. An SuMuze und Claudia

    So wie es aussieht,
    habt ihr leider beide den Betrag von Nobody nicht exakt gelesen.
    Er spricht nicht davon,
    dass es keine Banken braucht.
    Er spricht davon,
    dass unser Geld den Banken geschenkt wird
    und wir es uns dann von den Banken zurück leihen dürfen.
    Bei diesem zurück leihen verdienen die Banken und somit deren Aktionäre.
    Dabei könnten wir über Jahre hinweg das Geld direkt an die Bürger auszahlen,
    denn in der Argumentation geht es ja scheinbar darum,
    dass die Leute das Geld benötigen, aber gegeben wird es den Banlen.

    In diesem Punkt spricht Nobody schon eine grosse Perversität an.

    Eine Alternative der Besteuerung wäre das Besteuern von Ressourcen.
    Dies würde Arbeit wieder lohnenswert machen
    und ebenso den nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt.
    Denn von diesem Problemkreis spricht keiner mehr,
    doch auch diese Bombe tickt weiter.

  21. @rainer:
    „Wozu geht man arbeiten? Um andere zu finanzieren? Oder um sich selber zu finanzieren? Solange Ersteres Fakt ist, könnten wir keineswegs von einer freien Gesellschaft oder gar einem freien Markt sprechen.“

    Exakt diese Auffassung halte ich für grundfalsch. In arbeitsteiligen Gesellschaften ist jede Arbeit immer auch Arbeit für Andere und Arbeit, die allererst durch Andere ermöglicht wird. Zu glauben, nur die eigene Leistung würde alle Früchte meiner Arbeit auch erbringen, fällt auf den Schein des Tauschaktes herein, der so tut, als würden dort voneinander unabhängig leistungsfähige Subjekte miteinander in Beziehung treten (oder, was zur Idee eines freien Aktes dazu gehört: es auch sein lassen können, wenn ihnen die Bedigungen nicht gefielen). Wenn Du einmal darüber nachdenkst, was jeder von uns täglich an gesellschaftlichen Leistungen in Anspruch nehmen muß, um überhaupt – geschweige denn gut – zu leben, sollte das schnell klar werden.

    „Der Staat ist ein reines, nach Willkür regierendes Umverteilungssystem“ ist eben nicht einmal die halbe Wahrheit. Er ist ebenso eine systemisch wohl notwendige Struktur, die das anarchische Handeln der Privaten dort aneinander bindet, wo diese Bindung sich aus den vereinzelten Kalkülen nicht ergibt. Und dazu braucht der Staat Geld. Meiner Ansicht nach sogar viel mehr, als er momentan abschöpft. Die Fixierung auf eine niedrige Staatsquote sollte (neben anderen) eine der scheinheiligen Kühe sein, die in der aktuellen Krise von der Weide geholt werden müßten. Schau Dir nur einmal die Erfahrungen mit der Privatisierung der Wasserversorgung in Südengland an oder das, was nach dem Verkauf kommunaler Versorgungsunternehmen alles so passiert.

    @roger:
    Die Idee, die immer wieder auftaucht und nahe liegt, das ‚viele Geld‘, das ‚den Banken geschenkt‘ wird (was ja nicht ganz stimmt, Ausfallbürgschaften sind nur Schenkungen für den schlechten Fall, entfalteten sie aber ihre erhoffte Wirkung, muß niemals das ganze Geld fließen), direkt an die Bürger (oder die Beschäftigten eines staatlich gestützten Unternehmens wie Opel z.B.) auszuzahlen, hat einen mächtigen Pferdefuß. Nämlich einfach den, daß sie eine eher unproduktive Ressourcenverwendung darstellt, wenn nicht die dadurch entstehende Kaufkraft zu einem nachhaltigen Anreiz für Produktion und Beschäftigung führte (statt, wie etwa durch die Abwrackprämie, eben jene Dinosaurier auch noch zu füttern, die den ganzen Spuk notwendig machten, weil sie in die Knie zu gehen drohten). Diese (Produktion usw.) wiederum brauchen (so wie sie momentan organisiert sind) durchaus ein funktionierendes Bankensystem. Bekommen Unternehmen zu wenig Kredite, sind sie weder konkurrenz- noch überlebensfähig, da ihre Eigenkapitaldecke wohl nur selten ausreicht.

    Man kann darüber nachdenken, ob Kredit als hoheitliche Aufgabe dem Staat (oder einer anderen, nicht am Kapitalertrag orientierten Struktur) anheimfallen sollte. In einer Zeit jedoch, wo dieser den Kreis seiner Aufgaben immer mehr einschränkt und dort, wo er agiert, stets auf sehr interessierte Kritik an seiner Schwerfälligkeit und seinem mangelnden Sachverstand stößt (oft groteskerweise seitens eben derjenigen Berufsgruppen, die ihre Flexibilität beim Vertreten ihrer eigenen Interessen und ihre Kompetenz beim Beachten der Interessen der Allgemeinheit gerade so schlagend bewiesen haben), ist das wohl kaum ein mehrheitsfähiger Vorschlag. Und offen gesagt wäre mir die Idee, die aktuell mir sichtbaren Politiker würden, statt sich mit den Brosamen vom gedeckten Tisch des Geldes zufrieden geben zu müssen, gleich direkt daran Platz nehmen und die Gabeln wetzen können, noch viel unsympathischer als die Vorstellung, die ich von den jetzt herrschenden Verhältnisses habe. Und die ist schon übel genug.

  22. Danke Su, ich hätte das nicht besser sagen können! Deinen letzten Absatz verstehe ich aber nicht: oben sagst du, es würde glatt zu wenig Geld abgeschöpft (Steuern), am Ende dann sollen Brosamen reichen? Worauf bezieht sich der letzte Satz`?

  23. @Claudia

    Ich sprach mit den Brosamen nicht von den Steuern, mit denen staatliches Handeln bezahlt wird, sondern natürlich von dem, was diese Leute aus der Politik nebenbei nach Hause schleppen, weil sie Leuten mit Geld zu Gefallen sind.

    Es wäre blauäugig anzunehmen, daß diejenigen, die etwas so Wichtiges wie Kreditvergabe steuern, daraus keinen persönlichen Vorteil zögen. Das ist sicherlich nicht nur unverdient. Auch jeder andere Dienstleister und Produzent möchte aus seiner Tätigkeit und den mit ihr ggf. verbundenen Machtmitteln Gewinn schlagen und tut dieses auch. Daß dieser Vorteil je höher ausfällt, desto mehr Macht (Monopol oder Regulierungsmacht) jemand auf sich vereint, dürfte auch sofort einleuchten. Und letztlich ist es eine Binsenweisheit, daß Korruption und Vorteilsnahme zu den Menschen gehören wie Mundgeruch und Fußschweiß. Schon Hammurapi sang auf Tontafeln das endlose Klagelied über den korrupten Staatsdiener.

    Daß die heutigen Politiker (verglichen mit den Preisen, die in der privaten Wirtschaft erzielt werden) so billig zu kaufen sind, wenn ich nach den öffentlich bei Gelegenheit und zum Zwecke ihrer vorzeitigen Außerdienststellung oft lancierten Summen urteilen soll, empfinde ich dabei als eher tröstlich. Auf diese Weise haben noch sehr viele verschiedene Interessengruppen eine relle Chance, sich Kanzler, Minister, Staatssekretäre oder Abgeordnete zu leisten. Hört aber der durchschnittliche Politiker auf, derart wohlfeil sich andienern zu müssen, wäre das ein Zeichen dafür, daß es immer weniger zahlungskräftige Käufer für Politik sind, die diese am Ende und im Hintergrund bestimmen. Und damit fiele tendenziell die einzige in meinen Augen heute einigermaßen funktionierende Kontrolle staatlicher Macht fort – der Futterneid der Habenden untereinander.

    Um den üblichen Mißverständnissen gleich vorzubeugen: ich würde Politiker in verantwortlicher Position um ein mehrfaches besser bezahlen, als das heute geschieht. Zugleich sie aber auch zwingen, ihre Einkommensverhältnisse komplett offen zu legen. Warum sollte es keine ans Amt gebunden Einschränkung des Bankengeheimnisses und des Rechtes auf eine Privatsphäre usw. geben? Macht war zu allen Zeiten nicht ohne Preis zu haben. Und Mächtige glichen oft ihre Völlerei auf der einen mit Askese auf der anderen Seite aus. Mir wäre es bei weitem lieber, ein Minister erhielte für seine öffentlich überprüf- und rundum kitisierbaren Dienste an der Allgemeinheit die Millionen, die all diese Zumwinkels und Ackermanns woanders für ihre kaum nachzuvollziehenden Dienste am Geld ergattern, die der Allgemeinheit, soweit ich es sehe, nur sehr bedingt Nutzen (und möglicherweise oft sogar Schaden) einbringen.

  24. […] 16. Juni 2009 von bayernonline von Claudia Klinger @HumanVoice http://tr.im/oHny […]

  25. Ein recht guter Artikel zu diesem Thema findet sich in der Zeit

  26. Ein toller Artikel, mit vielen sehr berechtigten Fragen. Vielen Dank für die kostbaren Anregungen.

  27. @ SuMuze Danke für den Tipp ;) echt interessant