… und diese Woche hat mich eine „große Welle“ schier umgehauen! Was so dramatisch klingt, ist nur der hilflose Versuch, in Worte zu fassen, wie mich das twittern, facebooken, lifestreamen/bookmarken und Wiki-diskutieren gerade wieder mal in seinen Bann gezogen hat.
„Wellenförmig“ erlebe ich dieses mich-ergreifen-lassen, weil nach jeder intensiveren Phase des Ausprobierens und Teilnehmens der Gedanke im Raum steht: Jetzt hab‘ ichs! Jetzt kenne ich es und weiß, was es mir bedeuten kann und was nicht. Es folgt dann eine Beruhigung: manche Dienste lasse ich links liegen, andere gemeinde ich in meinen Alltag ein und bin insgesamt überzeugt: da kommt nichts Neues nach.
Integration braucht Zeit
Doch immer wieder ist das eine Täuschung! Um Twitter zu integrieren, habe ich fast ein Jahr gebraucht, mit mehreren Anläufen zur persönlichen Sinngebung und langen Pausen der Ignoranz. Heute will ich diesen schnellen Kanal für persönlich interessierende aktuelle Informationen und Stimmfühlungslaute mir wichtiger Menschen nicht mehr missen! Der Knackpunkt im Verständnis war die schlichte Einsicht: ich muss mir dort mein „Programm“ aus vielen Streams unterschiedlichster Twitterer ganz bewusst selbst zusammen stellen. Und seitdem ich das tue, zeigen sich alle Vorwürfe und kulturpessimistischen Klagen über den 140-Zeichen-Dienst als bloße mangelnde Medienkompetenz!
Diese Erfahrung lässt mich offen bleiben für weitere Verstrickungen in die „Social Media“. (Ich bin ja an sich auch gegen die überbordende Nutzung englischer Begriffe, doch haben die im Titel pflichtschuldigst verwendeten deutschen Worte tatsächlich eine andere „Bedeutungsfarbe“ – jedenfalls empfinde ich das so!)
Doch jedes tiefere Eintauchen erzeugt zunächst ein Gefühl des sich Verlierens im Chaos der scheinbar in alle Winde zerstreuenden Informationswelten, die zudem mehr und mehr als „Beziehungswelten“ erscheinen – gewöhnungsbedürftig für eine, die themen- und projektorientiertes Publizieren und Kommunizieren gewohnt ist! Und vielen geht es ja genau wie mir: erstmal ist da ein Gefühl der Abwehr, ein Versuch der Sammlung, der Abgrenzung, evtl. auch der Nichtachtung all der vielen Möglichkeiten, „Freunde“, „Kontakte“, „Fans“ und „Followers“ und wie die „zu Verlinkenden“ alle noch heißen mögen zu – ja was denn? Nutzen? Immer mal HALLO sagen? Stolz auf sie sein und nach MEHR streben?
Beziehungsweise – anstatt „ex cathedra“
Was soll mir das? Ich fühl‘ mich ja nicht etwa EINSAM! Muss doch nicht wie ein selbstdarstellungsgeiler Teenager virtuelle Bekannte um mich scharen, um mich als JEMAND zu fühlen – so war längere Zeit meine erste Reaktion auf all die „beziehungsorientierten“ Features der Web2.0-Medien.
Jetzt begreife ich so langsam: Gerade DAS ist das Neue, das zunehmend „Grund-stürzende“ des „Mitmach-Webs“, dessen Wirkungen nach und nach in alle Ebenen der Gesellschaft einsickern: Was mich bewegt, speise ich ein ins Netz der mit mir Verbundenen, die es wiederum weiter kommunizieren, sofern es auch sie bewegt.
So hat kürzlich die Idee, ein Audimax zu besetzen und gegen die schlechten Studienbedingungen zu protestieren (wofür es ja lange schon jeden Tag Grund genug gab!), binnen kürzester Zeit eine Resonanz gefunden, die das Anliegen blitzgeschwind auf die politische Agenda hob. Hier mal ganz großartig visualisiert anhand der Twitterdaten:
– mittlerweile wurde die Quelle gelöscht –
(via „Wissen belastet“ – dort mit Erläuterung, weiteren Beispielen und guter Analyse!)
Sammlungsversuche
In meinem Kopf schwurbeln zur Zeit ständig Ideen für neue Projekte, da mich das Erkunden der vielen Kommunikations- und Community-Medien unsäglich inspiriert. In so einer Situation verharre ich dann lieber mal ein Weilchen, bis ich besser spüre, was die Stunde geschlagen hat. Denn ich habe das sichere Gefühl, dass die alten Herangehensweise nicht mehr unverändert zum Kommenden passen, ohne doch schon zu wissen, was in Zukunft für mich passt.
Vor allem muss ich mich erst daran gewöhnen, weniger das Projekt (Digital Diary, Webwriting-Magazin u.a.) im Blick zu haben, sondern mehr „Person“ zu sein, bzw. da zumindest mal eine gewisse Konsistenz der Namen und Symbole zu berücksichtigen
Claudia Klinger = HumanVoice = Claudia/Berlin
Um den Überblick zu behalten, hab‘ ich mir mal einen sozialen Graphen als klickbare Map erstellt, der aber auch nicht alles zeigt, bzw. nur „grob“ die Vernetzungen abbildet – immerhin eine Hilfe:
Ich bin gespannt, was in 10 Jahren aus der Gesellschaft, wie wir sie kennen, geworden sein wird, wenn zunehmend viele mit vielen über alles kommunizieren und das mehr und mehr auch das Handeln bestimmt!
Wer mag, möge sich eingeladen fühlen, vom eigenen Social-Media-Erleben zu erzählen! Oder entsprechende Links posten… :-)
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11 Kommentare zu „Soziale Medien erfassen mich wellenförmig“.