198 Staaten beraten, ob und wie sie es schaffen wollen, den CO2
-Ausstoß so zu begrenzen, dass bis 2040 nicht mehr als zwei Grade Erwärmung dabei heraus kommt. Doch keiner der anwesenden Politiker kann sich dabei einfach vom guten Willen, von einer Aufbruchsstimmung oder von der Angst vor katastrophischen Entwicklungen zu großen Versprechen hinreißen lassen. Alle haben ihre heimischen Interessen, ihre Wirtschaft, die Wachstums- und Konsumbedürfnisse ihrer Bevölkerungen im Blick – die Demokratien ebenso wie die Diktaturen. Die Stinkreichen (wir) ebenso wie die furchtbar Armen.
Würde ein Komet auf die Erde zurasen, meint DIE ZEIT, wäre das anders: alle wären sofort einig, alles Mögliche dagegen zu tun, um ihn vor dem Aufprall abzulenken. Nicht so bei der Klimakatastrophe: viele scheinen zu glauben, es könne da Gewinner geben, denen es nichts ausmacht, wenn der Rest der Welt im Chaos versinkt. Viele sind einfach zu träge, zu ignorant und egoistisch: „Warum soll ich was für künftige Generationen tun, ich wüsste nicht, dass die mal was für mich getan hätten!“ (Goucho Marx)
Dabei sind es gar nicht nur die „künftigen Generationen“, die der Hammer trifft: in Deutschland wird die Hälfte der Bevölkerung das Jahr 2050 noch erleben. Seltsam eigentlich, dass dennoch so eine Apathie herrscht. Ausreden, warum das doch alles keinen Zweck hat, höre ich immer wieder. Das Herumrechten über die Ursachen der Erwärmung gehört zu den allerblödesten Vermeidungshaltungen, gleich gefolgt vom St.Florians-Prinzip: ja wenn DIE ANDEREN mitmachen, dann vielleicht…
Klima retten ist möglich, abenteuerlich und gesund
Dabei könnten wir, wenn wir wollten: der Umbau der Energieversorgung auf komplett erneuerbare Energien ist möglich, wie in den letzten Tagen vielfach von Wissenschaftlern und Experten dargelegt. Produkte könnten wieder haltbarer und langlebiger werden, wir könnten aufhören, „just for fun“ zu konsumieren, unseren Fleischverbrauch drastisch senken, unsere Wohnungen auf max. 20 Grad heizen und vieles mehr. Ein Flug Berlin-Bangkok und zurück emittiert über 5 Tonnen Co² – pro Person! Wir könnten das einfach auslassen und in der Nähe Urlaub machen, oder wir könnten zumindest einen Ausgleich für Klimaschutzmaßnahmen zahlen (113,-Euro in diesem Fall).
Oh ja, wir KÖNNTEN eine Menge tun: Wir könnten unser Leben so weitgehend ändern, dass es zu einem großen Abenteuer wird und eine Menge „Unterhaltungsbedarf“ für Gelangweilte glatt wegfiele! Unsere Macht als „Verbraucher“ (was für eine entwürdigende Bezeichnung!) ist weit größer als die der Politiker. 1994 veranstaltete ich zusammen mit anderen im Auftrag des Berliner Senats „Klimakampagnen“: mühsame Seelenmassagen für ganze Wohnblöcke voller desinteressierter Mieter, die mit allen möglichen Anreizsystemen dazu bewegt wurden, ein bisschen Klima-freundlicher zu leben. Es ging, da die Aktionen die vereinzelten Individuen in einen gemeinschaftlichen Zusammenhang stellten: WIR, die Mieter aus Haus X, sind ALLE gefordert – so fühlten sich viele motiviert, ihren Beitrag zu leisten. Und es wäre noch viel mehr gegangen, wäre dieser „Gemeinschaftsaspekt“ nachhaltig etabliert worden, was das Projekt allerdings leider nicht hergab.
Heute haben wir Web2.0: wo bleiben die Klima-Communitys, in denen Menschen sich versammeln, um je individuell, aber nachhaltig motiviert durch Andere, ihren Lebensstil zu verändern? Es könnte lokale Klima-Stammtische geben, für alle, die sich auch gerne im „Real Life“ von Angesicht zu Angesicht austauschen – und gemeinsam in ihrer jeweiligen Gemeinde bzw. im Stadtteil etwas bewirken.
WENN sich da wirklich überall was tut, bricht doch unsere Wirtschaft zusammen? Erstens stimmt das nicht, denn Wirtschaft kann sich anpassen – und zweitens gibt es an unserer Art, Reichtum zu generieren nicht nur die „Klima-Kritik“: Finanzkrise, Ausbeutung der Südhalbkugel, Naturverbrauch, Artenschwund – es ist ja nicht so, dass es uns an guten Gründen mangelt. Und: Wenn wir NICHTS tun, bricht die Wirtschaft, wie wir sie kennen, ebenfalls zusammen – und noch viel viel mehr!
1 Grad weniger spart 6% Energie
Heute hab‘ ich meine Heizung auf 19 Grad gestellt. Kein großer Sprung, denn ich war eh schon bei 20/21. Mal schauen, wie mir das bekommt, vielleicht ist es auch ein Anreiz, den Tag vor dem Monitor öfter mal durch ein paar Kreislauf anregende, wärmende Yoga-Übungen zu unterbrechen. Klimaschutz ist meistens auch gleichzeitig gesund.
Ein „Sinn-Gefühl“ gibt es übrigens auch, ein Stück weit Teil der Lösung zu sein und immer weniger Teil des Problems.
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Zur Inspiration lies auch „Ein Tag als Klimaheld“ bei der ZEIT.
Update: Im Webwriting_Magazin hab‘ ich grade noch 7 WWMAG-KLIMA-Tipps zum individuellen Welt retten versammelt.
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81 Kommentare zu „Klimagipfel: WIR können, wenn wir wollen“.