Wie man liest, sind die sogenannten Lokalisierungsdienste (Gowalla, Foursquare) alles andere als ein Erfolg. Junge, meist männliche Technik-Freaks sind die spärlichen Nutzer, die es toll finden, beim Besuch von allerlei „Locations“ (Restaurants, Clubs, Bahnhöfe, Bushaltestellen…) ihren Standort per Handy den Diensten und ihren „Freunden“ kund zu tun. Laut den Webevangelisten haben in Deutschland grade mal 20.000 Nutzer Foursquare genutzt. Wie viele davon das nur einmal und dann nie wieder taten, konnte nicht ermittelt werden.
Trotzdem gilt vielen die Lokalisierung länger schon als „das nächste große Ding“: Nirgends mehr wäre man wirklich alleine, sondern könnte sehen, ob Freunde in der Nähe sind und könnte lesen, wer auch schon mal da war. Ja, im Idealfall wäre die Speisekarte eines Restaurants nicht die einzige Info-Quelle, sondern mir würde gesagt, dass User X die Pizza Quattro Stagioni hier voll daneben fand. Super nützlich, oder?
Ist das Votum der „Freunde“ immer besser?
Selbst WENN man die Nützlichkeit in diesem Fall bejaht: wären die Infos beliebiger bisheriger Gäste des Restaurants (deren Bewertungen ich z.B. auf Qype lesen kann) nicht aussagekräftiger als das Votum der paar Leute, mit denen ich mich aus völlig anderen Gründen „verbunden“ habe? Selbst der Pizza-Geschmack meines meistgeliebten Mitmenschen muss doch nicht der meine sein, bloß weil er im realen Leben mein Geliebter ist!
Diesen Gedanken vermisse ich übrigens bei allen Lobgesängen auf „Social Media“: Nur noch das mitbekommen, „was Freunde empfehlen“, sehe ich als mutwillige Verengung des eigenen Weltbilds an. Dass Google mir Suchergebnisse präsentiert, die u.a. nach Kriterien wie Alter, Vertrauen/Trust und Verlinkung sortiert sind, mag ich nicht missen. Empfehlungen von echten und virtuellen Freunden bzw. Verbundenen können das höchstens ergänzen, nicht ersetzen.
Und: Bewege ich mich physisch an einen anderen Ort, tue ich das in der Regel, weil ich mal was Anderes erleben will. Als Fakt an sich ist das für alle meine „Freunde“ erstmal nicht so interessant, sondern wird es allenfalls, wenn mir dort etwas Bemerkenswertes begegnet, das mir berichtenswert erscheint. Dafür bieten sich schon jetzt und ganz ohne Lokalisierungsdienst vielerlei Möglichkeiten. In „Echtzeit“ will ich aber erstmal ERLEBEN, was es zu erleben gibt: einfach DA sein und nicht schon gleich wieder im virtuellen Irgendwo.
Vielleicht muss ich ja eines Tages die Gruppe der „RealLife-User“ gründen, wenn es mir unter lauter aufs-Smart-Handy-Guckern zu einsam wird.
Oder ich kauf mir einen Hund.
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4 Kommentare zu „Über Lokalisierungsdienste und die Relevanz von Empfehlungen“.