Claudia am 26. April 2011 —

Mal ein Gedicht….

Innen angeklopft

The internet
Hier ist alles Raum
Unten die Goldgrube, oben Demokratie
Metamorphosen
Gilgamesch, die Edda
Auravorhersage
Aufmerksamkeitsparaphysik
Künstlernimbus durch Ort mal Besucherzahl
Besser im Winter
Ergriffenheitsindikator
Zusätzliche Distinktionsangebote
Prinzipiell unbegrenzt
Die Nase putzen
Odyssee ohne Athene
Stadtpläne finden
Videos kopieren
Abgemahnt werden
Mein Heimersatz
Anreiz zum Gespräch
Wissen muss Macht sein
Bleiben Maschinen, für die, die ohne Freunde sind
Die Menschheit
Private Rechner für die Firma
oder das Weltall
In China
Wollen ist wichtig
Radio, Fernsehen, Büchereien
Komplett zum Nachschlagen
Alles Verbrecher
Piraten
Kinderschänder
Stasi, Gestapo
Nur einen Menschen finden
An den Körper anschließen
Mein Tagebuch ist deine Bühne
Securitate
Die Integration des Sexshops in den Alltag
Tischsitten
Einkaufszettel
Angestelltenspiele
Spiele, die Konsumenten wieder wecken
Das Ende des Zuschauens
Nimmer nur die Nascita di Venere
Stunde um Stunde
Jeder Mensch ein Mond
Flatrate
Den ganzen Planeten ergreifen
Jederzeit
Überhaupt Terminkalender
Der Überdildo
Der Anrufbeantworter als Schreibtisch
Der Club
Karaoke und Tamagotchi
Die Welt, die zuhört, wenn du traurig bist
Jetzt hab ich’s euch aber gesagt
Das ausdrucken
Herzschrittmacher
Alle Gebrauchsanweisungen zum Download
Alles zum Selbstzweck
Für die Erpresser Archive
Sex wird wieder richtig teuer
Man muss auch mehr Geräte haben
Horoskope
Flüge buchen im Affekt
Langsam wird schneller
Quizfragen zu Werbevorlieben
Eine Tabelle
Zeit ist das Zahlungsmittel und Geld bloß Blut
wenn das Räume sind
Tanz und Theater
Atom und Öl
Sag auch was, so geht das
Automatisch wird abgebucht
Es ist immer ein Satz.

(von einem, der auszog, das geistige Eigentum zu negieren)

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Diskussion

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6 Kommentare zu „Mal ein Gedicht….“.

  1. Jeder Mensch sein eigener Morgenstern –
    Hach, wie ich dieses Internet liebe

  2. Ein Internet-Freak aus Friesoythe
    jagt online ’ne weibliche Beute.
    Doch die Frau besteht steif
    auf ’nem Treff im real-life.
    Den Link dorthin sucht er noch heute.

    Ein Limerick aus meiner Werkstatt.

    Gruß
    Ralf

  3. und da ich schon wandere
    am schreibtisch und so
    mich kaum noch bewege
    komm mir vor wie im Zoo

    betrachte ich Andere
    bei klickibunti und co
    grenzenloses begrenztes
    begreife freiheit ist so

    was einst 64K war
    ist heut terra plus x
    gigabyteweise strömt pur
    millionenfachmenschnatur

    bin ich hier wirklich
    oder ist mir nur traum
    was eigentlich markt ist
    und ich aufgespiesst?

    ausgezeichnet bepreisst
    mit cookies und tracks
    vernetzt übern den kraken
    mit dem milchmann nebenan

    was ist mir schon krake
    wenn der preis ideal ist
    mein profil für nen apfel
    und wissen macht macht

    macht macht macht nur
    so weiter bin weiter dabei
    immer weiter terrabyteleiter
    nur so fühl ich mich frei

    und da ich noch wandere
    am schreibtisch und so
    mich nicht mehr bewege
    bin ich wirklich im zoo.

  4. Liebe Claudia
    ich kannleider nicht Dichten, aber Deine Sammlung an Internet Überschriften finde ich gelungen. Auch die nachfolgende Gedichtserie in den Kommentaren finde ich stark
    Liebe Grüsse zentao

  5. @zentao: beachte die Unterschrift – das ist nicht MEIN Gedicht, das stammt tatsächlich „von einem, der auszog, das geistige Eigentum zu negieren“!!! Das bedeutet: jede/r darf mit seinen Gedichten machen, was er/sie will – was ich hiermit einfach mal in die Tat umgesetzt habe.

    @Ralph: toller Limerick!

    @Ingo: ebenfalls super – ein echter im/szg! Wenn du dann in Rente bist, darf ich die Hommage-Seite wieder online stellen?

  6. Ich glaube, es ist kein Gedicht, sondern, wie @zentao schrieb, eine „Sammlung an Internet Überschriften“, nichts, das einen Autor hätte, keinen „von“ dem es ist, allenfalls viele.

    Auch, wie @Sammelmappe schrieb, ist jeder sein eigener Morgenstern, malt und singt und tanzt und dichtet, spielt, wann immer sich Gelegenheit bietet, ohne Belohnung oder Schutz der Werke, nichts muss um die Künste Sorgen machen – letztlich heißt man selbst, braucht keinen Morgenstern (ach, als er blödelte, gelang ihm, was er mit ‚ernster Dichtung‘ nie erreichte), ist selbst, tut und hat Spaß dabei. Oder Trost. Oder Gespräch. Es ist schön.

    Zerstreuungs-Orgeln, Automaten oder das Kaufhaus im Hause, enthaltend: Musikstücke, Bilder, Liköre, Feuerwerk, Broschüren, Lotterielose usw.
    [Morgenstern: ‚WWW‘ ‚Warenhaus für kleines Glück aller Art‘]

    Das Web, 1.0 – 2.0, steckt voller Sätze, voller Wörter, wir stellen selber noch dazu – mich überfordert und erstickt das längst – wenn ich nicht spiele, zusammenfasse, Muster suche usw. Milliarden Menschen, die ihre Sprache finden, sich sagen, das online stellen – ein Meer. Und dazu die Firmen und die Fiktion. Ja, gern auch Gedichte – aber ihre Art der Verdichtung taugt zum Gegenteil: aus dem Meer funkelnde Tropfen zu fischen, nicht den einen, von dem Könner des Schönen, die Ware, irgendwelche, nach unserer Art, die das Ganze spiegeln, das wir zusammen gemacht. So, dass wir es sehen. Schöpferisch lesen.