[Achtung, jetzt folgt eine langweilige und belanglose Statusmeldung aus erster Lebenshand]
Schon mindestens zwei Jahre hatte ich es vor mir her geschoben: Brillen besorgen, und zwar für jede Entfernung, nicht mehr nur fürs Computern und Lesen wie bisher.
Ein Augenleiden, das meine Sehkraft im einen Auge schwanken lässt, war mir berechtigte Ausrede, das ganze Vorhaben zu vertagen. Doch nicht allein die Schwierigkeit mit den „richtigen Werten“ schreckte mich. Die letzten Versuche, vor riesigen Brillenregalen etwas Passendes zu finden, waren trotz ‚zig Anproben vor dem Spiegel frustrierend ergebnislos gescheitert: ich weiß einfach nicht, mit was für einer Brille ich gut, weniger gut oder beschissen aussehe, und es nervt, mich plötzlich dafür interessieren zu müssen. Dass ich aber auch nicht einfach mit „irgendwas“ auf der Nase aus dem Laden gehen kann, wirft einen Blick auf die gleichwohl vorhandene Eitelkeit. Alles in allem ein Elend, dessen Wiederholung ich gern auf den St.Nimmerleinstag verschoben hätte, wenn, ja wenn ich nicht wirklich langsam mehr Brille im Leben bräuchte.
Und woher nehmen?
Die Frage nach dem Optiker meiner Wahl hatte ich auch vor mir her geschoben. Beim bekannten Billigheimer war ich schon gewesen, zu Zeiten schwankender „Werte“. Stundenlanges Rumprobieren vor den Regalen, Brillengestelle ab null Euro, in jeder Preislage vielerlei Modelle… das übliche Elend halt. Und sinnlos, denn aus heutiger Sicht sind die damals gekauften Brillen meiner Wahl stinklangweilig – und gut sehen konnte ich mit ihnen auch nie. Ich hab‘ die alte Brille weiter benutzt.
Die aber kam von einem kleinen feinen teuren Einzelhandelsoptiker, der schräg gegenüber jenes Massenbetriebs tatsächlich überleben kann. Gestelle für Null Euro gibt es da nicht und im Schaufenster fangen die Preise bei 140 Euro an. Als ich damals dort war, hatte ich mir auf dem Flohmarkt ein Gestell für 10 Euro gekauft. Bezüglich der Gläser hat mir ein lieber Stammleser, der auch mal Optiker war, dankenswerterweise im Detail gemailt, welche „Ausstattung“ der Gläser für meinen Bedarf ausreicht, damit ich nicht für unnötigen Schnickschnack Unsummen zahle.
So bin ich damals zu einer preiswerten, gut aussehenden Brille gekommen, ohne dass mich das gefühlte Preisniveau des Ladens tangiert hätte. Der Service war klasse, niemand mokierte sich über mein mitgebrachtes Gestell und meine genauen Vorgaben – super! Da wollte ich wieder hin…
Aber ich wollte auch nie und nimmer ein teures Brillengestell. Eher spende ich für laufende Katastrophen oder bedenke die nächsten zehn Bettler mit fürstlichen Summen, als dass ich so ein Teil auf der Nase so wichtig nähme, um dafür hunderte Euro auszugeben.
Weniger ist mehr
Dass ich am PC immer schlechter lesen konnte, ließ mich dann aber doch die Gunst der Stunde nützen: Vor zwei Wochen hatte ich in der Nähe des teuren Optikers zu tun, eine Stunde Wartezeit war zu überbrücken. Ich überlegte nicht lange, sondern betrat den Laden, wo mich sogleich eine Mitarbeiterin nach meinen Wünschen fragte.
„Haben Sie auch preiswerte Brillengestelle?“ Es hatte mich doch etwas Überwindung gekostet, das so schnörkellos zu fragen, doch zeigte sich mein Gegenüber in keiner Weise irritiert.
„Aber selbstverständlich!“ Ich wurde ganz nach hinten geleitet, wo die Mitarbeiterin aus einem Schrank ganz weit unten drei Gestelle zu Tage förderte. Zeitlose Modelle zu 13, 15 und 19 Euro – ich fand die gar nicht so schlecht, merkte aber an, dass „preiswert“ für mich schon so bis 80 Euro gehe. Worauf sie drei weitere Brillengestelle hervor kramte – ein klein wenig modischere, wie mir schien (aber ich hab‘ nicht wirklich Ahnung!).
Und JETZT kommts endlich: das GLÜCK aus der Überschrift!
Ich probierte binnen weniger Minuten vier der sechs Brillen an und konnte mich sofort für drei Gestelle entscheiden. Ohne Zögern, ohne Zweifeln, ohne ewiges Hin- und Her… wow!!
Zusammen mit den Sehtests und der kurzen Verhandlung der „Ausstattung“ dauerte das Ganze keine Stunde. Ich hatte drei Brillen mit Gestellen und Gläsern beauftragt und sogar Mengenrabatt gefordert und bekommen – Ende der Jahre langen Prokrastination in Sachen Brille.
Wie glücklich könnten wir doch sein, wenn es von der jeweils gesuchten Ware nicht hunderte Varianten, sondern nur ein paar wenige gäbe! Welcher Zeitgewinn, welche Befreiung von all den leidigen Recherchen…
Dass das keine Spinnerei ist, haben Forschungen bestätigt, die – wenn ich mich recht erinnere – von Supermärkten in Auftrag gegeben wurden. Bis sieben verschiedene Marmeladen zur Wahl führen zu MEHR Käufen als wenn dort MEHR Varianten stehen. Mehr Möglichkeiten stürzen die Menschen in die Qual der Wahl und lassen manche gar nicht erst zugreifen.
Warum hab‘ ich das jetzt gebloggt?
Vielleicht, um den Moment zu feiern, an dem WENIGER fühlbar MEHR war.
Vielleicht auch einfach nur so. :-)
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7 Kommentare zu „Drei Brillen und das Glück“.