Grade hab‘ ich den gestern hier erschienenen Beitrag zur aktuellen Datenschutz-Debatte wieder „depubliziert“. Nicht ganz vernichtet, nein, nur umgesetzt in ein anderes Blog, wo er thematisch besser passt.
Hier im Diary hat nämlich niemand etwas dazu gesagt. Obwohl es sich um eine durchaus „kantige Frage“ handelte, auf die ich zumindest Widerspruch erwartet hätte. Ja, ja, Erwartungen sind der Samen der Enttäuschungen, ich weiß – aber wer kann schon von sich behaupten, niemals solche zu hegen! Ich nicht.
Dass ich das Schweigen der Leser überhaupt zum Thema mache, erklärt sich damit, dass es ja durchaus ein Kommentar-Gespräch über den Artikel gibt: Leider nicht „hier“, sondern auf GooglePlus. Was bedeutet: keiner der dort formulierten Gedanken landet im Blog, wo er andere Leser/innen zu Beiträgen inspirieren könnte – was je nach Thema binnen Tagen, Wochen, manchmal sogar nach Jahren noch passiert.
Wogegen ein Gespräch auf GooglePlus meist nach kurzer Zeit vergessen ist, raus aus dem sichtbaren „Stream“, verdrängt von schnell einfließenden neuen Meldungen. Dem entsprechend sind die Gespräche dort eher kurz und dringen selten in die Tiefe eines Themas. Üblicher ist, dass Leute Einwände posten, die im ersten Absatz des verlinkten Artikels beantwortet werden. Geht man darauf ein, ist das regelrechter „Lebenszeit-Klau“!
Personen statt Themen
Dass es ist, wie es ist, liegt auch daran, dass in sozialen Netzwerken wie G+ und FB grundsätzlich Personen vernetzt sind, nicht Themen.
Eva Schumann kritisiert genau das in ihrem Rundumschlag „Das Internet hat auch Abgase“:
Sowohl bei Facebook als auch bei Google+ muss ich mich mit allen über alles auseinandersetzen. Wenn ich mit jemandem verknüpft bin, dann kriege ich seine Statusmeldungen, egal zu welchem Thema. Aber will ich mich mit jemandem über Politisches auseinandersetzen, weil ich mit der Person wegen Gartenfragen vernetzt bin? Nein.
Will ich bei einer Recherche für ein politisches Thema auf Seiten hingewiesen werden, die jemand gut findet, mit dem ich wegen der Begeisterung für rosa Duschhauben verknüpft bin? Nein.
Dass sich die Webwelt dahin gehend ändert, dass immer mehr Menschen immer häufiger Texte posten, die jedoch strukturell ihrer potenziellen Relevanz beraubt werden, ist ein mieser Trend. Wer bemerkt werden will, muss in hoher Frequenz Aufreger oder Witziges posten, dann steigt der Vernetzungsgrad und man kann sich auf die Schulter klopfen: Wow, offenbar trage ich erfolgreich zur Unterhaltung bei!
Das ist es aber nicht, was mich interessiert. Nicht mehr. Ich will nicht unterhalten, sondern (ok, allermeist…) das teilen und besprechen, was mir inhaltlich wichtig ist. Unabhängig von meiner Person, die allenfalls (vielleicht…) ein gewisses Vertrauen genießt, dass sie nicht mutwillig irrelevanten Schrott verbreitet.
Aber: Was „relevant“ ist, bestimmen letztlich die Leser. Dass es da unterschiedliche Resonanz auf verschiedenen Kommunikationsebenen gibt, wundert nicht, doch spielt eben auch die Frequenz und Schnelligkeit eines Mediums eine zunehmend große Rolle. Wären Blogs noch von statischen Heimseiten umgeben, wäre ihre Postingfrequenz, ihr Grad an Beschleunigung das Maß der Dinge.
Diese Zeiten sind lange vorbei. Was das für Konsequenzen hat, erleben wir gerade. Es wird trotzdem nicht zur Norm werden, dass ich Postings aufgrund mangelnder Resonanz „depubliziere: der Beitrag zum Facebook-Button war fürs Digital Diary tatsächlich etwas zu „nerdig“.
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10 Kommentare zu „Hat nicht interessiert? Dann kommts halt weg.“.