Eigentlich war mir eher danach, im Dezember besinnlichere Themen anzuschlagen. Mehr nach innen schauen, über das Leben, das Glück und die Basics des Mensch-Seins schreiben, das Gemeinsame hinter allen Kontroversen suchen…
Aber nix da! Was derzeit politisch und in Sachen Euro-Krisenmanagement geschieht, lässt mich an der Oberfläche haften: Rettungsschirme, Eurobonds, Elite-Bonds, EZB, Spardiktate, drohende Staatspleiten, möglicher Eurozerfall – was ich da lese, lässt mir so oft die Hutschnur hochgehen, dass „Besinnlichkeit“ einfach keine Chance hat.
Was da tagtäglich von den Verhandlungstischen der Krisen-Politiker berichtet wird, macht nicht viel Hoffnung, dass es ihnen gelingen könnte, die Dinge in den Griff zu bekommen. Mal abgesehen von den Inhalten der jeweiligen Ideen und Initiativen, scheint alles stets nach demselben Muster abzulaufen:
- Man sitzt zusammen, weil die Realität (steigende Zinsen bei der „Refinanzierung“ von Staatsschulden) unabweisbar drückt.
- Man ringt um einen Plan, hat aber so verschiedene Interessen, dass das schier unmöglich scheint.
- Schließlich findet sich ein Formelkompromiss, dessen konkrete Umsetzung im Unklaren bleibt, den man aber „den Märkten“ schon mal als starke Entscheidung verkündet.
- Im Folgenden interpretieren die Beteiligten jeder für sich die Entscheidung anders, verlangen jeweils andere Konkretisierungen. Parlamente und Ausschüsse stellen Bedingungen, einzelne Politiker stellen das Verabredete in Frage, die Presse schreibt, warum das alles so nicht klappen kann.
- Binnen Tagen zeigt sich, dass „die Märkte“ keinesfalls beruhigt sind und die Situation sich schnell weiter verschlechtert.
- Und wieder setzt man sich zusammen, weil die Realität dazu drängt…
Dabei werden unter dem Druck der sich zuspitzenden Finanzierungskrise immer mehr Vorgehensweisen möglich, die noch kürzlich heftig abgelehnt wurden. Als Griechenland im ersten „Krisenschub“ in Betracht zog, den IWF um Hilfe zu bitten, meinten alle noch, das gehe keinesfalls, Europa müsse das selber regeln. Heute sind wir nun soweit, dass ganz Euroland um Hilfe bittet: der IWF soll dem Rettungsschirm EFSF auf die Beine helfen, der trotz angedachter „Hebelung“ bei weitem nicht ausreicht, um große Länder vor der Pleite zu „retten“.
Der IWF ist allerdings nicht der neutrale Dritte, der zu mehr Einigkeit und geschlossenem Vorgehen zwingen könnte: die Gelder des IWF stellen die Staaten über ihre nationalen Notenbanken bereit, in Europa über die EZB. Es handelt sich also auch nur wieder um eine Art „Geld drucken“, nur dass es als IWF-Geld an die Staaten ausgereicht wird.
Mal ein Gedankenspiel: wie müsste ein ernst gemeinter Volksentscheid quer durch die Euro-Länder aussehen? Welche Frage müsste man stellen, um der krisenhaften Entwicklung gerecht zu werden? Ohne dass jeder zum Finanzmarkt- und Wirtschaftsexperten werden müsste, um sinnvoll antworten zu können!
Die Frage müsste abstrakt genug formuliert werden, um nicht von den Entwicklungen des Tages lange vor Abschluss des Entscheids überholt zu werden, aber auch konkret genug, um wirklich handlungsleitend zu sein.
Lässt man mögliche Ausstiegs- und Auflösungswünsche außen vor (damit sollen sich jene befassen, die das wollen, ich will diese Form des Desasters nicht), scheint es genau zwei Alternativen zu geben:
- Sparen und „durchregieren“ (Institutionen für gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitk schaffen, die Haushalte überwachen, Verwaltungsstrukturen, Gesetze und Steuern angleichen etc.) – oder
- Geld drucken und Inflation akzeptieren.
Das erstere ist eher der Merkel-Plan (schwäbische Hausfrau), der zweite eher auf Sarkozy-Linie. Eine Merkozy-Lösung kann es eigentlich nicht geben. Oder sehe ich das falsch?
Ach ja, nur weil ich gerade dabei bin: Würdet Ihr Ersparnisse auf ein Konto legen, wenn es keine 100%ige Einlagensicherung gäbe, sondern nur eine 20%ige? Oder doch lieber nach einer Bank oder anderen Anlageform mit besseren Bedingungungen suchen?
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13 Kommentare zu „Zur EURO-Krise: Sparen oder Geld drucken?“.