Ich hätte natürlich auch „helfen“ schreiben können statt „dienen“, das hätte normaler und ehrenwerter geklungen, trifft aber den Punkt nicht, der mir beim folgenden Erlebnis aufgestoßen ist:
Auf dem Weg zur U-Bahn kam mir ein Mann um die dreissig entgegen, das Handy ans Ohr haltend und sichtlich ins Gespräch vertieft. Noch etwa zwei Meter von mir entfernt, schaute er mich plötzlich fragend an und machte dazu mit der freien Hand ein Zeichen für „Feuerzeug drücken“.
Aha, er will rauchen und braucht Feuer! Dazu passte auch die unbefeuerte Zigarette, die er nun einhändig aus der Jackentasche kramte, während ich meinerseits nach dem Feuerzeug suchte. Ich überreichte es ihm, denn es war ein wenig windig und der Versuch, ihm selbst Feuer zu geben, wäre zum Scheitern verurteilt gewesen.
Immer noch das Handy am Ohr und (nicht mit mir) weiter redend, versuchte der Handy-Mann nun das Kunststück, sich mit der freien Hand Feuer zu geben. Das misslang ihm mehrfach, weil er nun mal keine dritte Hand hatte, die als Windschutz hätte dienen können. Natürlich war ich ihm auch dabei noch mit zwei freien Händen behilflich, schließlich wollte ich mein Feuerzeug zurück und irgendwann auch zur U-Bahn.
Endlich hatte er es geschafft, gab mir (immer noch telefonierend) das Feuerzeug zurück und nickte kurz. Ende der wortlosen Begegnung.
?
Im Weitergehen wunderte ich mich: Wieso war ich spontan so bereit, diesem ach so beschäftigten Straßentelefonierer sein hilfloses Restleben im Hier & Jetzt problemfreier zu gestalten? Schließlich finde ich solche Leute normalerweise ziemlich bescheuert, insbesondere, wenn sie meinen, das klingelnde Handy sei stets wichtiger als der Mensch, der gerade vor ihnen steht oder mit ihnen frühstückt.
Hier hatte ich mich aber durch bloße Mimik und Gestik spontan zur dienstbereiten Service-Kraft machen lassen, die ihm „wie selbstverständlich“ zu Hilfe kam, als er mit den Fingern schnippte. Ganz ohne irgend eine widerständige Aufwallung meines Rest-Egos, das ansonsten schon noch meldet, wenn mich jemand allzu sehr „butlerisieren“ will.
Es war wohl gerade die Wortlosigkeit, die uns auf die übliche Ebene sozialen Miteinanders gar nicht erst kommen ließ. Er war als Person ja nicht wirklich DA, sondern klebte an seinem Gespräch mit irgendwem – und diese Situation erlebte ich als gegebenen Fakt, nicht als „diskussionswürdiges“ Verhalten. Und handelte dann eben den Erfordernissen entsprechend. Genauso spontan und selbstverständlich, wie man den Ball fängt, der von Kindern ins Aus geschossen wird, wenn man gerade an der richtigen Stelle steht.
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5 Kommentare zu „Vom Handy-Mann und der spontanen Bereitschaft zu dienen“.