Alles Folgende ist frei kopierbar. MEHR DAVON gibt es da. Der Verfasser sichert der Welt zu: „Alle Texte frei von Urheberrechten (mangels Schöpfungshöhe)“. Wir dürfen uns also bedienen – hier eine kleine Auswahl:
Abstottern
Die Augen schauen aus nach Instruktionen
die Nasen schnuppern nach Gelegenheiten
die Ohren wollen immer nur gehorchen
Die Finger tasten nach dem Geld der andern
man braucht das Geld, man muss die Zinsen zahlen
für Tränen gilt es Taschentücher einzukaufen
Empfängern ist das wieder mal zu wenig
denn in der Schule lernen viele Kinder schreiben
Der Stolz des Dieners ist das Lächeln seines Herrn
Wer keinen Diener hat, der wird vergessen
man muss Empfänger sein, sich zu erbrechen
nur der Gefangene kann sich befreien
*
Ich schreibe nur
Sie sind Autor?
Nein, ich bin Texter.
Was ist der Unterschied?
Ich hebe nicht ur.
*
Aus origineller Grille Kleineigentum
Was da ist, das ist mein! hätte er [Byron] sagen sollen, und ob ich es aus dem Leben oder aus dem Buche genommen, das ist gleichviel, es kam bloß darauf an, daß ich es recht gebrauchte! Walter Scott benutzte eine Szene meines ‚Egmonts‘, und er hatte ein Recht dazu, und weil es mit Verstand geschah, so ist er zu loben. So auch hat er den Charakter meiner Mignon in einem seiner Romane nachgebildet; ob aber mit ebensoviel Weisheit, ist eine andere Frage. Lord Byrons Verwandelter Teufel ist ein fortgesetzter Mephistopheles, und das ist recht! Hätte er aus origineller Grille ausweichen wollen, er hätte es schlechter machen müssen. So singt mein Mephistopheles ein Lied von Shakespeare, und warum sollte er das nicht? Warum sollte ich mir die Mühe geben, ein eigenes zu erfinden, wenn das von Shakespeare eben recht war und eben das sagte, was es sollte? Hat daher auch die Exposition meines ‚Faust‘ mit der des ‚Hiob‘ einige Ähnlichkeit, so ist das wiederum ganz recht, und ich bin deswegen eher zu loben als zu tadeln.
Goethe a. 18.01.1825, n. Eckermann: Gespräche mit Goethe, 1848.
Und dass die Jugend, überhaupt schier alle Welt, sich nimmer um das Geigentum schere, das Urheberrecht an Akzeptanz verlöre vor dem Internet, die Sitten verfielen usw., das ist bloß Unfug. Tatsächlich ist die Idee so neu, sind ihr Gesetz und ihre Zwangsmittel so ungewohnt, dass gar keine Sitte besteht, die verfallen könnte. Es soll vielmehr das sittenwidrige, unnatürliche, unserer Tradition fremde Ansinnen eines Eigentums am Geiste erst eingeredet werden. Nicht wir sind vom rechten Weg abgekommen, sondern der Weg soll nicht mehr der rechte sein, der der momentanen, modernen, Praxis der Gewerbebetriebe nicht entspricht.
*
Demagogie
Kunst und Kultur basieren auf Eigentum.
Das geistige Eigentum sichert,
dass Kunst und Kultur
professionelle und authentische
Performance des Eigentums sind.
Kunst und Kultur sind bedroht
von Computern und Internet
und von denen,
die danach süchtig sind.
Wir appellieren an die Einsicht
und die Befähigung
des Konsumenten
zur Überwindung
studentischer Kostenlosmentalität
und der damit verbundenen
unprofessionellen Wertverluste
im deutschen Wirtschaftsleben.
Wir appellieren an die Einsicht
und die Befähigung
des Studenten
zu Integration und Karriere,
zu einer Elite des Eigentums,
ausgestattet mit der Kraft
und aus dem Geist
unseres geistigen Eigentums.
*
Drängende Fragen
Ist Klickbetrug ein Problem der Beziehungsebene?
Welche Rolle spielt die Intelligenz im Mobile Marketing?
Was bringen Sex-Wikis im Unternehmenseinsatz?
Welche Gefahren drohen durch Spyware bei Wikipedia?
Erhöht der Schaden durch Pishing die Lebenserwartung?
Was gilt der Identitätsdiebstahl im Blogger-Wissen?
Wie misst man die Bedeutung des Kleinhirns für Weblogs?
Senken Musik-Downloads aufs Handy die Heimkosten?
Über welche Fähigkeiten verfügt der Podcasting-Markt?
Sind Wissenschaften das Manko der westlichen Kultur?
Welchen Wert hat das Internet als interaktives Medium?
Steigt die Terrorismusgefahr durch Zeitungsanzeigen?
Was lehrt die Theorie der verschmutzten Scheinwerfer?
Wer sind die Übeltäter der technischen Dokumentation?
Wie schafft man Steueranreize für hörgeschädigte Mädchen?
Setzt die Macht der Liebe auf personelle Synergien?
Wo sind die neuen Getriebe für den Erfolgsfaktor Mensch?
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Zitate: Preise den Promi
Es ist beim Reden von der Literatur wie bei jedem anderen Reden. Auch die netteste Banalität wird oft mit den Worten von Prominenten ausgedrückt. Es gibt so viele davon. Und noch mehr Texte. Ein unerschöpflicher Vorrat, der befähigt, alles zu sagen. Alles. Was immer man will. In den Worten eines Berühmten. Aber man täuscht sich: man sitzt nicht auf den Riesenschultern und man wächst, so zitierend, auch nicht mit. Nur der Verehrte wird mit jeder Erwähnung größer – man selbst also kleiner und kleiner…
*
Verluste
Meinungen frage ich neuerdings, wie sie sich dazu verhalten, dass die, die sie äußern, bald tot sind. Von den Geschichten will ich wissen, ob sie sich wie erzählt zugetragen haben. Und wenn einer ein trauriges Lied singt, sinne ich, was ihn wohl traurig macht.
Die Dinge verblassen. Meine Augen werden schlechter, doch das ist es nicht. Sie sind ja da. Erst wenn ich genauer hinsehe, lösen sie sich auf, verschwimmen und verschwinden dann. Vielleicht liegt es am Alter. Wie auch immer: es klafft zwischen den Botschaften und ihren Absichten ein Spalt, den ich kaum mehr überbrücken kann. Die Brücken brechen weg und allmählich begreife ich, dass ich sie selber war. Aber nicht ich, sondern der ich sein sollte.
*
Korrespondenz
„Mit der Autorin, deren Rechte zu schützen Sie sich engagieren, bin ich verheiratet.
Setzen Sie doch bitte Ihre Frist aus, bis ich Gelegenheit hatte, Ihr Mandat zu prüfen.“
(Wer wird mich mahnen, wenn ich mich selbst zitiere?)
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2 Kommentare zu „Mal ein paar frei kopierbare Texte ohne Schöpfungshöhe und Urheberrechtsstress“.