Heute morgen las ich in der Frankfurter Rundschau einen Artikel von Dierk Hirschel zum Fehlschlag der Sparpolitik. Da schreibt er:
„Jetzt erkennen selbst hart gesottene Verfechter des Sparens, dass der Schrumpfkurs nicht zum Ziel führt. Deswegen lautet Merkels neue Zauberformel: „Sparen und Wachsen“. Die Berliner Zauberformel kann nicht wirken, da das Spardiktat jegliches Wachstum im Keim erstickt. Im Euroland kürzen die Kassenwarte bis 2013 rund 600 Milliarden Euro. Dadurch schrumpft das Sozialprodukt des gemeinsamen Währungsraums um ganze sieben Prozent, davon über zwei Prozent allein im laufenden Jahr. In Griechenland zerstört die Kürzungspolitik ein Viertel des Sozialprodukts. In Spanien und Portugal kostet das Spardiktat ein Siebtel der Wirtschaftsleistung. Kurzum: Ohne einen Stopp der Kürzungspolitik kommt die europäische Wirtschaft nicht mehr auf die Beine.“
FR, 11.6.2012
Im Grunde heißt das doch: Wachstum ohne staatliche Ausgaben bzw. mit weniger Ausgaben findet in Europa gar nicht mehr statt. Staatsausgaben sind doch aber immer Steuergelder plus geliehenes Geld. Da die Steuereinnahmen offenbar lange schon nicht reichen, wachsen die Schulden ins Unermessliche. Und wie wir heute wissen verlieren „die Märkte“ dann das Vertrauen in die Schuldner und die Zinsen auf Staatsanleihen wachsen ins Unbezahlbare. Dagegen etwas zu tun (Sparpolitik) soll nun aber auch falsch sein, weil dann nichts mehr wächst. Wird aber NICHT gespaart, steigen die Schulden und Zinsen doch weiter und die Bonität der Staaten nimmt noch weiter ab. (Nach einer staatlichen Unabhängigkeit von privaten Geldgebern strebt anscheinend sowieso niemand, auch seltsam!) „Retten“ die wenigen Länder, die noch „Vertrauen“ haben die anderen, verlieren auch sie perspektivisch das Vertrauen, denn dieses „Retten“ ist ja doch auch nichts anderes als weiteres Verschulden.
Also: Egal wie man es macht, es ist falsch.
Wie die unter dem letzten Posting andiskutierte Lösung „raus aus dem Euro“ sich da wohl auswirken würde? Wenn ALLE zu nationalen Währungen zurückkehrten, wären auch die jeweiligen Schulden wieder DM, Lire, Drachme etc. Alle Gläubiger der dann abwertenden „Schwachwährungen“ hätten massive Verluste – WER ist das heute noch?
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6 Kommentare zu „Kein Wachstum ohne Staatsverschuldung – seltsam, oder?“.