Claudia am 12. Oktober 2012 —

Verarmung: Verzicht üben? Oder den Aufstand proben?

Wie aus einem aktuellen SPIEGEL-Artikel hervor geht, sind fast alle Kommunen in NRW schwer überschuldet. Interviewt wird der Bürgermeister von Leverkusen, der dagegen angespart hat:

„Die Verwaltung wurde um 600 Mitarbeiter verkleinert, das brachte 30 Millionen Euro. In Sport und Kultur strich die Stadt 20 Millionen Euro. Außerdem schloss man drei Schwimmbäder, löste Bürgerbüros auf, riss das Rathaus ab, stellte den Bücherbus ein, gab die Stadtgärtnerei auf, legte Schulbibliotheken zusammen, privatisierte die Eishalle und dünnte Buslinien aus. Gleichzeitig stieg die Grundsteuer um 18 Prozent. Empörung, Wut, Entsetzen bei den Bewohnern? Fehlanzeige“

Die Konzerne haben sich vom Acker gemacht und zahlen anderswo weniger Steuern. Der Staat bürdet den Gemeinden neue Pflichten auf (z.B. den Anspruch auf einen Kita-Platz), ohne dafür Gelder zur Verfügung zu stellen. Strassen verrotten, Grünstreifen verwildern – aber niemand scheint sich aufzuregen.

„Wir müssen Verzicht lernen“, sagt Häusler, der den Menschen die Wahrheit zumuten will. Die Frage ist nur, wann eine Gesellschaft dazu in der Lage ist, zur Wahrheit und zum Verzicht. Wenn sie wie Griechenland mit dem Rücken zur Wand steht, wenn die Gläubiger den Politikern die Pistole auf die Brust setzen. Erst dann? Oder kann es eine vorausschauende Politik geben, die verantwortungsvoll wirtschaftet und die den Bürgern sagt, wie es wirklich um ihr Land steht?

Es ist erstaunlich ruhig im Land, trotz Mega-Krise rund um den Euro, trotz der Desaster der „Rettungspolitik“, trotz weltweit mieser Wirtschaftslage, trotz allüberall katastrophaler Schulden (auch in DE) und trotz einer in vieler Hinsicht inaktiven Regierung, die hauptsächlich um sich selber kreist und vor miesen Tricks nicht zurück schreckt, um an der Macht zu bleiben.

Im Blog „Rott & Meyer“ erschien eine kleine Brandrede zur Lage mit dem Titel „Wenn später alles schief geht. Und das wird es.“ Zitat:

„Es ist erstaunlich, wieviele Leute von alle dem, was in den Zeitungen steht, nichts wissen…wollen. Vielleicht ahnen sie etwas, aber wahrscheinlich wollen sie in Ruhe gelassen werden, wo es doch in ihrem eigenen Gebälk mehr als genug kracht. Allein durch die Beschleunigung der Arbeitsprozesse und dem zunehmenden Druck zwischen Löhnen und den Kosten des Alltags will man sich verständlicherweise nicht auch noch am Abend mit dem Plunder aus den Nachrichten abgeben. Aber mitreden wollen…
Wissen zu sammeln, Hintergründe zu verstehen und sich entsprechend zu positionieren und Vorsorge zu treffen ist mit Zeit und Kraft verbunden bzw. anstrengend. Deshalb lassen sich die meisten treiben – und wundern sich, wenn sie dort landen, wo sie eigentlich nicht hin wollten.“

Leider schreibt der Autor nichts darüber, was denn „sich entsprechend positionieren und Vorsorge treffen“ konkret meint. Vorräte bunkern? Aufs Land ziehen wie viele Griechen?

Ich war schon zweimal „auf dem Land“. Um sich dort autark ernähren zu können, braucht es eine Anfangsinvestition, die jene meist nicht auf der Kante haben, die an so etwas ernsthaft denken. Mal ganz zu schweigen von dem Wissen, das dafür erforderlich wäre und übers Bestellen eines kleine Gartens weit hinaus geht.

Was also? Ich weiß es auch nicht. Lese aber trotzdem Nachrichten, versuche, die Hintergründe zu verstehen – und bin und bleibe ratlos.

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Update: Na immerhin ein Friedensnobelpreis! Wenn das nicht tröstet….

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