Mein Arbeitszimmer ist derzeit der einzige Raum, den ich tagsüber beheize. Momentan zeigt das Thermometer 19 Grad, womit ich mich im Moment noch ganz wohl fühle. Einer der beiden Heizkörper im Zimmer ist abgestellt: direkt neben meinem Schreibtisch mag ich die trockene Wärmeabstrahlung nicht, und auch den Pflanzen, die auf dem Fenstersims stehen, geht es so besser.
Gegen Abend öffne ich die Türflügel zum Wohnschlafzimmer und heize auch dort mit nur einem Heizkörper auf Arbeitszimmertemperatur auf. Die Tür zum Flur bleibt geschlossen, Bad und Küche betrete ich nur kurz, heize die Räume aber punktuell auf, wenn ich mal länger koche oder bade. Ebenso, wenn ich Besuch bekomme, der länger bleibt als nur für einen Kaffee im Arbeitszimmer.
Mein grüner Energie-Lieferant Lichtblick hat mir gerade angekündigt, dass meine GAS-Rate von 88 auf 96 Euro im Monat erhöht wird. Die Stromrate lag bisher bei 36 Euro, auch dieser Betrag wird deutlich steigen. Da ich nicht mehr die ganze 70-Quadratmeter-Wohnung heize, hab‘ ich mir jetzt eine Zwischenabrechnung bestellt – mal sehen, ob ich den GAS-Abschlang so senken kann.
Spar-Licht? Nicht wirklich gemütlich!
Länger schon hab‘ ich auch alle Lampen durch Energiesparlampen eingetauscht. Das Licht ist nicht gerade berückend, aber man gewöhnt sich dran. Da ich aber mit der Verteilung von Quecksilber in der Welt nicht einverstanden bin, hab‘ ich auch schon teure LED-Leuchten gekauft: das Licht schafft es bisher jedoch einfach nicht, ausreichend „warm“ zu wirken.
Schon öfter fühlte ich mich versucht, mich dem Ganzen zu verweigern und im Internet wieder einen (durchaus noch kaufbaren) Vorrat an normalen Birnen zu besorgen. Umsetzen kann ich die Idee dann aber doch nicht, denn sie widerspricht allzu sehr meiner innersten Überzeugung, dass Energie-Sparen wirklich angesagt ist. Lieber stell ich eine Kerze auf, wenn’s mir nach „gemütlich“ ist.
Produkte: maximale Energie- und Ressourcen-Verschwendung
Das Nexus-7-Tablet, das ich mir im Sommer kaufte, kann man nicht öffnen, um den Akku auszutauschen. Ein Ex-und-Hopp-Produkt, wie auch viele andere Tablets und etliche Smartphones. Und das in einem Massenmarkt! Dabei gibts sogar eine EU-Batterieverordnung, die in §11 vorschreibt:
“Elektro- und Elektronikgeräte, die vollständig oder teilweise mit Batterien oder Akkumulatoren betrieben werden können, sind so zu gestalten, dass eine problemlose Entnehmbarkeit der Batterien und Akkumulatoren sichergestellt ist.
Das scheint allerdings niemanden zu interessieren, nicht die Hersteller, nicht die Kunden und auch nicht die Politiker. Als ich das NEXUS 7 bestellte, war mir dieser Aspekt noch nicht klar – nochmal werde ich ein „verschweistes“ Gerät ganz sicher nicht kaufen. DÜNN hat einfach nicht der oberste Wert zu sein, verdammt nochmal!
Dass es darüber hinaus praktisch kein Elektronik-Produkt mehr gibt, das vom Hersteller noch repariert wird, ist eine Ressourcenverschwendung, die jeglicher Rede von Nachhaltigkeit und Umweltschutz Hohn spricht. Auch die „seltenen Erden“, um deren Bezug sich Politik und Wirtschaft sorgen, scheinen SO selten ja nicht zu sein, wenn man das ganze Zeugs so locker in die Tonne kloppen kann! Und ab nach Afrika damit:
„Aus Deutschland werden nach Schätzungen etwa 155 000 Tonnen pro Jahr illegal exportiert. In vielen Entwicklungsländern landen die Geräte nach Angaben des Parlaments auf illegalen Deponien. Nur ein Bruchteil werde umweltgerecht und effizient wiederverwertet.“ (Quelle: FOCUS)
Was bringts, wenn ich Ressourcen spare?
Gegen die Mega-Trends der Ex- und Hopp-Kultur erscheint persönliches Energie- und Ressourcen-Sparen als bloßer Hauch eines Tropfens auf den heißen Stein. Bin ich denn blöd, mich persönlich einzuschränken, wenn doch die große gefühlte Mehrheit auf die Folgen der Verschwendung scheißt? Ich hab ja nicht mal Kinder, die mir leid tun könnten! Fünf Grad plus in ein paar Jahrzehnten? Da bin ich lange tot….
So denkt auch mein Kopf ab und an. Allerdings merke ich immer wieder, dass es nicht mehr nur ein „Thema im Kopf“ ist. Es geht mir tatsächlich gefühlt wider den Strich, mich allzu deutlich als Umweltsau zu verhalten, nur weil das ein bisschen mehr Spaß macht oder bequemer ist. Durchweg konsequent bin ich dabei aber nicht, nehme z.B. auch mal ein Taxi, anstatt nach einem Fest in Nieselregen und Kälte zum nächsten ungemütlichen S-Bahnhof zu laufen, oder verwende doch wieder Plastiktüten als Mülleimer, weil das Etablieren einer Alternative nicht wirklich geklappt hat.
Mehr arbeiten für mehr Verschwendung?
Außer dem Umweltgewissen spielen zum Glück auch die Finanzen eine immer größere Rolle. Wegen mir darf die Energiewende ruhig was kosten, womit ich allerdings nicht das beiläufige Absahnen der Stromkonzerne meine, das sie unter dem Mäntelchen „steigende Kosten für Erneuerbare“ derzeit praktizieren.
Anstatt für steigende Gas- und Strompreise mehr zu arbeiten, sehe ich lieber zu, was ich einsparen kann. Man kann das auch als Sport begreifen, dann macht es sogar Spass!
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Mehr dazu:
- Wegwerfelektronik durch Akkutechnik – Umweltsauerei sondersgleichen;
- Tablets: Kein Reparaturservice für das Google Nexus 10?
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15 Kommentare zu „Energie sparen – mal ganz persönlich betrachtet“.