Mit dieser Frage beendet Menachem sein letztes Blogposting mit dem vielsagenden Titel „Hätte ich doch nur…“. Es handelt vom Scheitern der Selbständigkeit, vom Nicht-Erreichen einst gesetzter hoher Ziele, vom nochmaligen Scheitern in einem neuen Versuch – und davon, dass das immer noch besser ist als irgendwann auf dem Sterbebett denken zu müssen: Oh, hätte ich doch nur…!
Menachem lädt mit seinem Artikel zur Jahresend-Besinnung ein. Im Kontext „Selbständigkeit“ tut das auch Peer Wandinger mit seiner Blogparade „Ziele, Pläne und Erwartungen 2013“. Wie immer, wenns ums Geschäft geht, soll man checken, was man dieses Jahr erreicht hat und sich Ziele für 2013 stecken – am besten gleich mitsamt dem konkreten Plan, wie man sie umsetzen möchte.
Vor zehn Jahren noch wäre ich darauf „angesprungen“, heute spricht mich Menachems Frage weit mehr an. Mehr denn je ist mir wichtig, den Sinn eines Tuns zu spüren, ganz unabhängig davon, ob es etwas mit Geld verdienen zu tun hat oder nicht. Und auch „Selbstverwirklichung“ ist nicht der oberste Maßstab, sondern die Frage, was eine Aktivität angesichts der uns umgebenden, sich ständig zuspitzenden Problematiken eigentlich beiträgt.
Für das „brennen“ bedeutet eine solche Gestimmtheit leider, dass ich mich laufend über irgend etwas empöre, mich aber gleichzeitig äußerst machtlos fühle. Es gelingt mir nur selten, mein Handeln dazu in einen sinnvollen Bezug zu setzen. Was bringt es, den soundsovielten Artikel über menschenverachtende Behörden, korrupte oder ignorante Politiker, lügnerische Journalisten und den Niedergang sämtlicher Werte abseits der VERWERTUNG zu schreiben? Meistens gar nichts, wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
Immerhin: mein Engagement für den Ausstieg aus der Fleischwirtschaft findet Gnade vor den Augen meiner inneren Sinn-Sucherin. Das ist immerhin etwas Konkretes, das tatsächlich an einem Teil des Übels kratzt – aber auch nicht soooo sehr, denn selbst wenn hierzulande ein Großteil der Bevölkerung zu Vegetariern würde, würde eben einfach mehr Fleisch exportiert. Trotzdem: da ist mehr Sinn drin als in vielem anderen, was ich so mache.
Besinnung auf das Wesentliche
Um diese Jahreszeit – kurz vor der „tiefsten Nacht“ – ist mir nicht nach neuen Aufbrüchen zu Mute. Eher danach, Ballast abzuwerfen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, bzw. überhaupt wieder intensiver die Frage zu stellen, was denn „das Wesentliche“ ist. Was aber fällt mir dazu gleich wieder ein? Dass es verdammt nochmal immer mehr Menschen gibt, für die sich „das Wesentliche“ auf die Frage einengt, wie sie überhaupt noch über die Runden kommen sollen. Und dass sich das Interesse der Noch-nicht-Abgestiegenen meist einzig darauf richtet, den eigenen Status um jeden Preis zu halten – unter Verleugnung der Ausbeutungs- und Ausscheidungsprozesse, die überall im Gange sind, sowie mit Schuld-Zuweisungen an die Individuen: selber schuld, wer arbeitslos und arm ist! Wer wirklich arbeiten will, findet schon was… (ja, z.B. Wachdienst für 4,50 Euro/Stunde!).
Derzeit kursieren viele Scherze über den Weltuntergang am 21.12.2012. Manchmal denke ich: wär nicht schade drum! Die Menscheit führt sich auch nicht anders auf als eine Bakterienkultur in der begrenzten Petri-Schale: fressen (=konsumieren) und vermehren, bis keine Ressourcen mehr da sind und man am eigenen Müll erstickt.
Aber JA, es „geht uns doch noch ganz gut“ – so im globalen und europäischen Vergleich. Daran hält man sich fest, die Erhaltung des Status Quo ist oberster Wert, auch wenn das Subjekt dieses Satzes ein immer kleineres „wir“ umfasst. Gewählt werden Politiker, die den Eindruck erwecken, sie garantierten ein „weiter so“ – obwohl das schon lange nicht mehr wirklich in ihrer Macht liegt.
Kellerralley….. – hach, Menachem, was hast du da ausgelöst?
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15 Kommentare zu „Was brennt in Euch?“.