Was für eine wohlfeile Welle der Empörung doch gerade durch viele Medien und Kommentarspalten schwappte! Da hat die ansonsten von uns (ja, ja ich weiß: wer ist WIR?) so heiß herbei gesehnte direktere Demokratie doch glatt ein „falsches“ Ergebnis gebracht! Spinnen die, die Schweizer?
Sind jetzt etwa auch diese immer so freundlich-zivilisiert wirkenden Bergmenschen mit dem sympathischen Dialekt zu xenophoben, abschottungswilligen Wutbürgern geworden?
Moralische Entrüstung ergießt sich im Niagarafall-Format über die Schweiz, als wären „wir“ (= wir in der EU) die vorbildlichen Heiligen der Ausländer- und Immigranten-Freundlichkeit. Dabei verhält es sich umgekehrt: Auf acht Millionen Einwohner kommen in der Schweiz 1,87 Millionen Ausländer, das sind stolze 23,3 Prozent, wobei die meisten aus Italien und Deutschland kommen.
Gute und schlechte Ausländer?
Leider fällt mir jetzt die Quelle nicht mehr ein, aber ein Schweizer schrieb irgendwo, dass die Schweiz nun immerhin keinen Unterschied mehr mache zwischen guten und schlechten Ausländern – recht hat er! Die Schweiz ist NICHT EU-Mitglied und hat es bisher geschafft, einen höheren Lebensstandard quer durch die sozialen Schichten zu halten – verglichen mit uns, die wir von den „kommunizierenden Röhren“ des globalisierten Kapitalismus deutlich mehr betroffen sind.
Für viele Deutsche und andere EU-Bürger war die Schweiz deshalb beliebtes Flucht-Ziel im Sinne des Strebens nach „ordentlicher Bezahlung“. Ein Wert, der bei uns seit Jahren großflächig abgebaut wird, AUCH bei bisher „Besserverdienern“. Wer in die Schweiz geht, will „ein besseres Leben für sich“ und nicht hierzulande beim allgemeinen Downsizing mitmachen müssen. Die Migranten aus der EU in Richtung Schweiz sind also was? Ja, genau: Wirtschaftsflüchtlinge!
Ist das nun in Ordnung und als Teil der allgemeinen Bewegungsfreiheit vom Zielland einfach hinzunehmen? Oder doch so schlimm, verurteilenswert, inakzeptabel, wie „wir“ es den Migranten aus Afrika, Arabien und Osteuropa gerne vorwerfen? Gegen die derzeit eine immer effektivere Mauer um Europa gebaut wird – aus Überwachung, Polizei, Verwaltungshandeln, Gesetzgebung und unsäglichen Schikanen im Graubereich der Legalität.
Man stelle sich vor, die Schweiz würde nurmehr „politisch Verfolgte“ aufnehmen… und zwar nur solche, die das auch ausreichend dokumentieren können und nicht über ein „sicheres Drittland“ eingereist sind!
DANN hätten „wir“ erst richtig Grund zur Klage! Aber immer noch nicht wirklich das Recht dazu….
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Meinem Projekt für Flüchtlinge und Migranten fehlen noch 2576 Euro – nicht mehr sooo viel verglichen mit dem, was binnen 2 Monaten schon gespendet wurde. Aber es FEHLT halt doch noch der Rest! Über den Stand der Dinge schreib ich in den nächsten Tagen mehr – aber wer sich jetzt motiviert fühlt… es wär mir eine Freude!
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51 Kommentare zu „Jetzt hackt mal nicht so selbstgerecht auf den Schweizern rum!“.