Claudia am 19. März 2015 —

Die Varoufakis-Stinkefinger-Story: #Fingerfake by Böhmermann – und mein Medienfrust

Weil ich hier das tolle V vor Varoufakis-Video gezeigt habe, darf natürlich auch die Auflösung (?) nicht fehlen, die wahrlich SPEKTAKULÄR ist.

„Lieber Günther Jauch, liebe ARD, liebe Bildzeitungsredaktion: Sie müssen jetzt ganz stark sein. Am besten Sie nehmen sich mal einen Stuhl…..“

Großartig! Ihr müsst es Euch wirklich ANSEHEN – auch um mal im Detail vorgeführt zu bekommen, wie so ein total echt wirkender Fake produziert werden kann (bzw. könnte). Irgendwelchen Videos, die als „Beweis“ für irgendwas vorgezeigt werden, sollte niemand mehr „einfach so“ glauben! Spätestens jetzt nicht mehr. (Gilt übrigens auch für dieses Video ! Könnte ja auch „nur Satire“ sein… Ein gelungener #varoufakefake!)

Böhmermann mochte ich bisher nicht, aber mit diesen beiden Videos hat er mich als Fan gewonnen! Die ganze Aktion ist ein kleines Trostpflaster auf den Mega-Frust und Ärger, den ich empfinde angesichts der ständig mehr werdenen Schandtaten der Geifer-Presse, die nicht mehr informieren, sondern nur noch Ressentiments erzeugen, nutzen und verstärken will.

Zum Beispiel hab ich die Jauch-Talkshow aus Interesse an der Griechenlandkrise vollständig angesehen. Sowohl ich als auch mein mit-sehender Freund hatten den Eindruck, dass Varoufakis mit seiner freundlich-sachlichen Art und guten Argumenten seine Gegner ziemlich vorgeführt hatte. Jauch mit seiner Runzelstirn und dem ignoranten Tribunal-Getue war dagegen regelrecht peinlich – wie so oft. Was aber stand tags drauf in der Presse? Einzig die Stinkefinger-Affäre!

Aktuelles hierzu:

Milliarden, Millionen – ganz egal, wenn man jemanden in die Pfanne hauen will

Jauch hatte übrigens Varoufakis auch „zur Rede gestellt“ hinsichtlich der Gelder, die reiche Griechen ins Ausland geschafft haben und für deren „Heimholung“ sich die griechische Regierung (angeblich) nicht interessiere. Varaoufakis berichtete in aller Ruhe, dass man selbstverständlich dabei sei, genau das zu versuchen. Man sei in Kontakt mit den Behörden in der Schweiz und in Luxemburg, habe bereits die entsprechenden Dateien, die nun mit den Steuererklärungen der Konteninhaber abgeglichen würden. Im übrigen sei man erst acht Wochen an der Regierung und nicht verantwortlich für die Aktivitäten oder Nicht-Aktivitäten der Vorgängerregierung. Gegen diese sei man schließlich vom Volk gewählt, brauche aber natürlich Zeit!

Das hat er garantiert an dieser Stelle nicht zum ersten Mal gesagt! Zudem ist es naheliegend, dass eine neue linke Regierung alles dafür tun wird, um „Fluchtgelder“ dingfest zu machen.
Dennoch titelte die Welt am Sonntag: „Janis Varoufakis: Warum ihm 800 Milliarden Schweizer Franken egal sind“. Die Aufarbeitung dieses angeblichen „Tippfehlers“ (wenn schon, geht es nämlich nur um 800 MILLIONEN, nicht Milliarden) könnt Ihr beim BILD-Blog nachlesen, dem ich übrigens jeden Euro Spende gönne!

Mittlerweile klicke ich die Geifer-Überschriften vieler Leid-Medien nicht mehr – es schmerzt mich nämlich regelrecht, wie sie ihre – vermutlich in Kamingesprächen mit Regierenden und anderen Herrschenden besprochene Polit-Agenda – unters Volk bringen. Sie beschweren sich über Hass-Kommentare, schüren aber selbst Hass und Ressentiments, kolportieren Klischees und tun vor allem das nicht, wozu die „4.Gewalt“ eigentlich da sein sollte: Sachlich informieren und den ersten drei Gewalten auf die Finger schauen!

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Diskussion

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20 Kommentare zu „Die Varoufakis-Stinkefinger-Story: #Fingerfake by Böhmermann – und mein Medienfrust“.

  1. Nicht „Griechenland“ hat den Stinkefinger gezeigt, sondern der Herr Varoufakis.
    Nicht „wir Deutschen“ sind empört, sondern Jan Böhmermann.

    Hört endlich mit dieser nationalistischen Scheisse überall auf!
    Gewalt wird nur Gewalt säen!!!

  2. @Oliver: auf was in diesem Blogpost beziehst du dich? Es ist nirgends von den Griechen oder uns Deutschen die Rede…

    Deprimierend, zu einem so toll inszenierten Satire-Event hier nur einen derart einfältigen, agressiven Kommentar lesen zu müssen.

  3. Wenn das „Stinkefingervideo“ tatsächlich ein fake ist, was ich mir sehr gut vorstellen könnte, dann hat uns aller Fortschritt in der digitalen Internetwelt um fast 2500 Jahr zurückgeworfen.

    Dann fangen wir wieder bei Platon und seinem Höhlengleichnis von vorne an. Wir glauben, was wir sehen.

    Die Frage ist, haben wir nun was gelernt, 2500 Jahre danach?

  4. War natürlich ein Fake, das Abendland ist nochmal gerettet!
    In der Höhle sind wir dennoch, denn wie das Video richtig zeigt, ist Manipulation natürlich machbar – und wird auch gemacht, wie immer wieder anhand von falschen Bildern zu Illu aktueller Vorgänge (z.B. Ukraine) gezeigt wird.

  5. Und mit so einem Mist vergeuden viele ihre Zeit, um dann zu erfahren, dass der Mist ein fake war. Und dann wird sich auch noch ernsthaft damit auseinander gesetzt und darüber geschrieben. Es tut hoffentlich nicht zu weh, liebe Claudia.

    Sorry… musst ich jetz mal spontan loswerden bei meinem Kurzbesuch auf Deinem Blog.

    Bin ich froh, dass ich gleich aufhöre zu lesen, wenn bestimmte Schlüsselwörter oder Namen fallen.

    nix für ungut
    Beste Grüße nach Berlin, Hermann

  6. @Hermann: wenn du mal so durchs TV zappst oder durchs Netz surfst, triffst du auf eine Menge Zeugs, das sich „Satire“ nennt, oder Comedy, oder (altertümelnd) Kabarett. Das meiste bringt mich nicht mal zum müden Lächeln.

    Die beiden V-Videos von Böhmermann sind dagegen Meisterwerke, ragen definitiv aus der Masse heraus und haben mich köstlich unterhalten! Ja, das darf auch mal sein – und meinen Frust angesichts der mainstreamigen Verhackstückung (Jauch!) der Griechenlandkrise und eigentlich jedes wichtigen Themas hab‘ ich ja dazu geschrieben!

  7. Das eine ist, und das hatte ich ja auch oben schon gemeint, das „wir glauben, was wir sehen“.

    Andererseits müssen wir erst mal das, was wir sehen, auch glauben.

    In der Informationsflut die auf uns niederprasselt haben wir am Anfang gar keine andere Chance, alles auf „wahr“ oder „falsch“ zu hinterfragen. Wer will und kann das noch in der Vielfalt der Ereignisse recherchieren?

    Das ist das perfide an diesem überschäumenden Informationssystem. Das Wissen darum, das „fake`s“, egal von wem und wie sie produziert werden, gezielt zur Lenkung eingesetzt werden.

    Der „Stinkefinger“-fake, bei allem Respekt (amateurhaft gemacht), wurde public. Vieles, glaube ich, ist besser gemacht und lenkt den „mainstream“, dem wir alle unterliegen.

    „Holzauge“ -bleib wachsam.

  8. Lieber Menachem:

    „Der “Stinkefinger”-fake, bei allem Respekt (amateurhaft gemacht), wurde public.“

    verstehe ich das richtig, dass du noch nicht mitbekommen hast, dass das oben gezeigte „Fake-Entlarvungs-Video“ selbst ein Fake ist? Dabei hätte der Wirbel, der um den gelungenen Böhmermann-Coup gemacht wurde, doch kaum größer sein können…

    Aber hey, wenns so ist, sieht man wieder mal, in wie verschiedenen medialen Umwelten wir leben!

    (ich hatte allerdings aufklärende ARtikel eingebunden und doch selbst auf „möglicherweise selber Fake“ hingewiesen…

  9. Ja, Claudia, ich hatte das bisher nicht kapiert.

    Hhm…., was fange ich jetzt mit dieser Erkenntnis an…?

  10. Im oben verlinkten Niggemeier-Artikel schreibt er darüber, dass und warum er drauf reingefallen ist (wie wohl anfangs die meisten, auch ich) – und was er daraus gelernt hat.

    Ich füge hinzu:

    -> Mehr Menschen als man denkt checken NICHT mehrmals täglich die Nachrichtenlage im Netz.

  11. „..Mehr Menschen als man denkt checken NICHT mehrmals täglich die Nachrichtenlage im Netz.“

    Wie meinst du das, Claudia?

    Soll eine Schlagzeile erst meinem Glauben finden, wenn ich sie intensiv auf ihren Wahrheitsgehalt recherchiert habe?

    Ich nehme aus dieser Erfahrung erst einmal mit, dass das Netz ein ganz „menschliches“ ist. Es wird dort genauso gelogen und betrogen wie im realen und im engstem Raum.

    Natürlich, das wissen wir. Alle.

    Doch, wir müssen glauben. Anders könnten wir gar keinen einzigen Tag leben. Ich muss weiter „glauben“ können, selbst in dem Wissen, wieder in die Irre geführt worden zu sein.

    Aber u.a. haben wir ja auch genau dafür die Hoffnung: „..diesmal, Menachem, nein, diesmal, diesmal bist du nicht rein gelegt worden.“

  12. Der weit überwiegende Teil der Menschen ist so gut wie nie im Netz, also checken sie auch nicht mehrmals täglich!

  13. Also ich nehme mal an, dass alle, die ihr Berufsleben SOWIESO vor einem mit dem Netz verbundenen Monitor verbringen, des Öfteren am Tag die Nachrichtenlage checken – zur Abwechslung, in Pausen…

    @Menachem: ich meinte damit, dass zunächst die News-Aggregatoren voll waren mit Überschriften a la „Böhmermann entlarvt Stinkefinger als Fake“… doch schon wenige Stunden später erzählten die Headlines die „wahre Geschichte“ vom Böhmermann-Coup. Insbesondere, nachdem sich das ZDF klarstellend geäußert hatte und damit die „größte Glaubwürdigkeit“ für eine Satire sprach. Man musste dafür nicht einmal die Artikel lesen, ein Blick quer über die Überschriften reichte.

    Wer nun draußen in der physischen Welt arbeitet, wird kaum Gelegenheit und auch keinen Grund haben, die wechselnde Nachrichtenlage mitzubekommen. Und abends bzw. in den TV-Nachrichten ist dann meist schon alles vorbei (diesmal kam es allerdings auch in „Heute“).

    @Gerhard: „die Menschen“ sind mir hier eine zu ungenaue Bezugsgröße!

  14. So ist es, Claudia. Die letzten 2 Wochen war ich nur Offline-online im Netz, damit meine ich, das ich den Laptop nur für dringende Hilfen benutzt habe, zb., finanzierbare Hotelzimmer während einer Messe in Frankfurt zu bekommen-, das nimmt viele Stunden der schon eh` knappen Zeit in Anspruch.

    Aber das macht nichts. Manchmal bin ich auch gern abgestöpselt. Doch, und das wiederum habe ich als sehr angenehm empfunden, kenne ich einige wenige vertrauenswürdige Seiten, wie besonders auch deine, auf denen mir eine Orientierung schnell und kurz möglich wird.

    Das ich das trotz allem nicht richtig gecheckt habe, hhm…, vielleicht war es sogar das, das ich mich diesmal intensiver damit auseinandergesetzt habe, als sonst.

    Also, alles ist gut :)

  15. @Claudia, von den „Menschen“, die ich kenne, sind höchstens eine Handvoll Leute am Checken der Nachrichten im Netz. Auch wenn so mancher der anderen während der Arbeit ins Internet geht, so doch meist sehr punktuell und keinesfalls flächendeckend. Man wirft mal einen Blick auf eine Handvoll Adressen. Selbst die Leute, die regelmässig google news anwerfen, schauen auf die 2,3 headlines und damit hat es sich. Wer gräbt denn da tiefer?

  16. @Menachem, du hast alles richtig gemacht! Es wird von einem viel abverlangt, da schraubt man sich in den verbleibenden Stunden und Minuten nicht in das Gemenge der vorläufigen und irgendwann endgültigen Nachrichten und Meinungen. Bestenfalls wirft man einen schnellen Blick hinein.

  17. (( Danke, Gerhard ))

  18. In gewissem Abstand zum Ereignis erscheinen noch ziemlich treffende Artikel zur Sache:

    Jauch und Varoufakis: Das ist der eigentliche Skandal!

    Und auch dieser hier, der einen anderen Aspekt beleuchtet:

    Warum wir aus #Varoufake nichts lernen werden

  19. „..werden auch heute abend viele einschalten, um sich polarisieren zu lassen.“, so das Ende im Beitrag „Notizblog“.

    Nein! Nach diesem tollen Berlin-Tatort habe ich mir heute abend keinen Jauch mehr reingezogen. Kurzum: damit war das ein richtig gelungener Abend.

    Freu mich auf die nächsten Berliner :)
    LG, Menachem

  20. Ich fand den Tatort etwas deprimierend. So als bemühten sie sich, auch den letzten Hauch von Normalität bei ihren Protagonisten zu vermeiden! Was waren Ritter & wiehießernoch? dagegen doch für gemütliche Figuren…

    Und weil ich mir Jauch übers GenderPayGab doch reingezogen habe: Dem Chirurgen wirft kein Sohn vor, dass er nicht oft genug zuhause wäre….