Um die Jahrtausendwende hatte ich Berlin für zwei Jahre verlassen. Bzw. eigentlich „für immer“, ich wusste ja noch nicht, dass mir das Leben auf dem Land schon bald ziemlich langweilig werden würde. Im „Schloss Gottesgabe“, einem modernisierten Gutshaus in Mecklenburg, aus dem man schöne Mietwohnungen gemacht hatte, genoss ich es erstmal sehr, vom Computer weg und raus auf die große Schlosswiese treten zu können, umgeben von großen alten Bäumen. Ein Garten, Hühner, das Wäldchen, noch eine Wiese, verfallende Schweineställe, dahinter endlose Weiten, riesige Äcker, der weite Horizont.
Rund um Ostern lief ich mal durch so eine naturbelassene Wiese. Zum Glück schaute ich nach unten, um zu sehen, was schon blühte – das bewahrte mich davor, ein Vogelnest mit mehreren Eiern zu zertreten. Bodenbrüter, vielleicht eine Feldlerche? Als ich weiter ging, sprang vor mir ein Hase auf und machte sich eilig davon. Ein richtiger Hase mit langen Ohren, kein Kaninchen, wie man sie auch in Berliner Grünanlagen und Friedhöfen gelegentlich trifft.
AHA! Plötzlich war mir unmittelbar klar, woher das rituelle Befeiern von Eiern und Hasen zu Ostern kommt. Die Eier durfte man um diese Zeit grade noch sammeln, denn die Vögel würden dann neue legen. Und Hasen wurden beim Sammeln eben aufgestört. Für Kinder mochte es so aussehen, als gehörten die Eier zu den Hasen. Vielleicht wurden die Hasen aber auch willkommener Braten nach der Fastenzeit – historisch die Zeit, wenn die Wintervorräte zu Ende gingen und man die Vorräte strecken musste, um bis zur ersten Ernte auszukommen. (Geniale Idee eigentlich, diese Not zu freiwilligem, spirituell begründeten Fasten umzudeuten.)
Ich wünsche Euch frohe Ostern!
Lust auf umgekehrte Eier?
Außen gelb, innen weiß – Japaner revolutioniert das Frühstücksei
Einen lieben Ostergruß auch an Menachem, der als Einziger aus meiner Blogroll was zu Ostern geschrieben hat.
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3 Kommentare zu „Ostern, Eier, Hasen, Frühling“.