In Griechenland bekommt derzeit jeder nur 60 Euro pro Tag an den Geldautomaten, Rentner müssen mit Raten von 125,- auskommen. Die Griechenland-Krise ist auf einem Höhepunkt, alle starren gebannt auf das Referendum, in Talkshows und Medien werden die komplexen Sachverhalte, die zu diesem Desaster geführt haben, mehr als ausgiebig diskutiert. Nur ein Thema wird gar nicht erwähnt: Inwiefern ist es eigentlich „normal“, bzw. DARF es normal sein, dass eine Staats- oder Bankenpleite EIGENES GELD der Menschen in Gefahr bringt?
Klar, wenn ein Staat pleite ist, kann er keine Zahlungen mehr leisten. Dass aber gleichzeitig die Geldversorgung über die Banken zu entfallen droht, ist nicht Schuld des Staates, sondern hängt mit der verrückten Konstruktion unseres Geld- und Bankensystems zusammen. Die Griechen sollen noch ca. 100 Milliarden eigenes Vermögen haben: Bankguthaben, Sparbücher etc. – Geld, das noch nicht ins Ausland gerettet wurde. Das droht nun den „Kapitalverkehrskontrollen“ zum Opfer zu fallen, ganz einfach weil die Banken pleite sind, die keine weiteren „Ela-Kredite“ mehr bekommen. Auch bei einem „Ja“ im Referendum ist es hochwahrscheinlich, dass den Griechen weiterhin der Zugriff auf ihr persönliches Vermögen verwehrt bleibt, denn es droht ja nun erst recht der „Abfluss“ dieses Geldes, wenn die Banken unbeschränkt wieder öffnen.
Wir alle haften mit
Warum regt sich darüber außer den Betroffenen niemand auf? Was hat ein Mensch mit normal erarbeitetem Sparguthaben mit dem Finanzkasino zu tun? Doch eigentlich nichts! Dennoch haften wir mittlerweile alle für Bankenpleiten, denn nach einer 2013 verabschiedeten EU-Richtlinie, die schon weitgehend in nationale Gesetze umgesetzt wurde, haften Sparer noch vor Rettungsaktivitäten des „Rettungsschirms“. Lediglich der Einlagensicherungsfont schützt Vermögen bis 100.000 – aber davon spüren die Griechen grade gar nichts, das Geld wird einfach einbehalten mit ungewissem Ausgang (ob die einen Einlagensicherungsfont haben bzw. ob der ausreichend gefüllt ist, weiß ich nicht, bezweifle es aber).
Noch einmal: Was können einfache Bürger für das Finanzverhalten ihrer Regierungen, gar der Banken? Nichts! Zu sagen, man habe die Politiker, die all das zu verantworten haben, doch gewählt, ist kein Gegenargument. Denn wo hätten denn jemals Wähler über die Details des Finanzsystem entschieden? Dass die Banken nur minimales „Eigenkapital“ halten müssen und mit dem großen Rest der Einlagen machen dürfen, was sie wollen – hat das jemails irgend eine Bevölkerung der Welt gutgeheißen?
Demokratie schön und gut. Aber WER bestimmt, was man der demokratischen Beschlussfassung überlässt und was nicht?
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34 Kommentare zu „Der Elephant im Zimmer, den niemand sehen will“.