Nadja, die in der Blogosphäre als „Erzaehlmirnix“ bekannt ist, hat im Frühjahr ihr E-Book Fettlogik überwinden heraus gebracht, das sich zu einem Erfolg entwickelt, der vielen nicht wirklich passt.
Sie beschreibt darin nämlich nicht nur ihren Weg von der 150-Kilo-Figur zum nie zuvor erlebten Normalgewicht von 63 Kilo, sondern entlarvt auch alle gängigen „Fettlogiken“ (z.B. den „Hungermodus“) als Illusionen: verzichtbarer Hirnballast, der nur vom Wesentlichen ablenkt: Jedes Pfund geht durch den Mund! (Auch ich nehme seitdem ab!)
In ihrem Blog rund um die Buchthemen zeigte Nadja bisher beeindruckende Vorher-Nachher-Bilder, die die Verwandlung zur schlanken, sportlichen Figur demonstrieren. Jedoch: „Es ist nicht alles Sonnenschein“ – ein neues Foto zeigt auch, dass sich Haut nicht überall gleich gut zurück bildet. „Unters Messer“ will sie dennoch nicht, sondern schreibt:
„Auf der anderen Seite kann ich trotzdem sagen, dass ich mich mittlerweile zum ersten Mal im Leben in meinem Körper wohl fühle. Unabhängig vom Äußeren. Das Körpergefühl gründet sich ja nicht (nur) darauf, wie andere Menschen einen sehen, sondern hauptsächlich darauf, wie es sich anfühlt, in dem Körper drin zu stecken.“
Gut, dass sie das so empfindet, denn heute scheinen ja viele ihr Befinden einzig von der Optik für Andere abhängig zu machen. Ein direkter Weg ins Unglück, denn jedes dem Ideal möglichst nahe Erscheinungsbild baut ja doch irgendwann ab – und wo bleibt dann das Selbstbewusstsein?
Zu diesem Artikel inspiriert hat mich allerdings die – umgangssprachlich sehr übliche“ – Formulierung „im Körper drin stecken“. Wir wissen heute, dass es nicht so ist, wie die Altvorderen glaubten: dass da eine Seele (wandernd oder nicht), ein Geist oder eine Psyche im Körper sitzt wie der Kuckuck in der Kuckucksuhr oder der Baggerfahrer auf dem Bagger. Aller Geist, alles Psychische basiert auf der materiellen Grundlage unserer Körperzellen, sowie den chemischen und chemo-elektrischen Vorgängen zwischen ihnen. Dass Psychopharmaka und Drogen funktionieren und im Stande sind, unser So-Sein drastisch zu veränderen, ist der nächstliegende Beweis dafür. Auch die Hormonlage verändert die Persönlichkeit, viele Krankheiten können das leider auch.
Rein instrumentelle Abnehm-Programme scheitern
Trotz dieses Wissens behandeln wir in verschiedensten Bereichen den Körper wie ein Reagenzglas: Was tatsächlich oder möglicherweise fehlt, wird einfach rein geschüttet (Nahrungsergänzungen etc.) – ungeachtet der komplexen Prozesse im Körper, die keineswegs so einfach zu kontrollieren sind.
Ganz krass aber wird es bei vielen Diäten und Abnehm-Konzepten, die Geist und Psyche einfach ignorieren. Nadjas „Geschichte der Fettlogik“ mit all ihren Diät-Erfahrungen (auch die Kommentare lesen!) enthält viele Beispiele für solche ignoranten Hau-Ruck-Diäten. Leider glauben immer noch viele Menschen daran, dass es genüge, den Körper „egal wie“ zum abnehmen zu zwingen, um DANACH dann ein normales schlankes Leben führen zu können. Aber weit gefehlt! Wie jeder weiß, scheitern viele derartige Diäten – entweder, weil sie nicht durchgehalten werden, oder weil das Gewicht danach bald wieder den vorherigen Status erreicht.
Essen ist eine Lust und muss es auch bleiben
Das kann auch gar nicht anders sein, denn Essen ist eben nicht nur „Stoffe in ein Reagenzglas werfen“. Essen ist vor allem ein leicht zu erlangendes Lusterlebnis, das vielerlei anderen Zwecken dient als nur der Ernährung. Wer meint, wochenlang mit drei Sorten teuer bezahlter Abnehmpampe ein nachhaltiges Normalgewicht zu erreichen, täuscht sich über die eigene menschliche Verfassung, die nun mal mehr ist als nur ein Stoffgemisch. Wer erfolgreich abnehmen will, sollte es mit einer Ernährungsumstellung versuchen, bei der man auf Freude am Essen nicht verzichten muss. Ich behaupte sogar: In einen deutlich schlankeren Körper muss man sich erstmal reinleben! Allzu schnelle und krasse Gewichtsverluste nehmen die Psyche nicht mit (genausowenig wie die Haut) – z.B. bei Menschen, die persönliche, oft unbewusste Gründe haben, sich gegen den Rest der Welt möglichst gut zu polstern.
Selbst sehe ich mich als Übergewichtige aus Ignoranz: mit den Wechseljahren jedes Jahr ein bisschen mehr drauf geschafft, die damit einher gehenden Verschlechterungen ignorierend, und mir das Ganze mit den üblichen Fettlogiken rund redend („Übergewichtige leben länger“ und ähnlicher Unsinn). Seit ich das Buch gelesen habe (25.Mai), bin ich über 6 Kilo leichter geworden, mache jedoch seit zwei Wochen langsamer bzw. gönne mir eine stagnierende Phase. Mich treibt zum Glück kein großer Ehrgeiz zum schnellen Abnehmen. Lieber gewöhne ich mich erstmal an dieses neue Gewicht und gehe die nächsten 6 Kilo langsamer an.
Ich kann das jetzt niemandem wissenschaftlich hieb- und stichfest begründen, bin mir aber intuitiv sicher: Mich wesentlich zu verändern – und 20 Kilo weniger bis zum Normalgewicht SIND eine wesentliche Veränderung – braucht (in meinem Fall) kein Hauruck-Verfahren sondern langsame Gewöhnung und schrittweises Vorgehen.
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36 Kommentare zu „Wir stecken nicht im Körper, wir SIND der Körper!“.