Claudia am 04. September 2015 —

Zombies, Vampire und die Apokalypse

Gefilmte Albträume haben eine entspannende Wirkung. Das hab‘ ich kürzlich erlebt, als mir all die Infos und Berichte, die Bilder, Videos und kontroversen Debatten rund ums Flüchtlingsdrama einfach zuviel wurden. Mich in Arbeit versenken ist ein übliches und konstruktives Mittel, wieder „besser drauf“ zu kommen und natürlich helfen auch Gartenbesuche: Gießen, in der Erde wühlen, alles andere vergessen…

Doch an einem Tag dieser Woche bin ich bei Filmen gelandet, hab‘ geschaut, was das Smart-TV, Youtube und die Amazon-Videothek so hergibt. Angefixt durch „Fear the living Death“ (Zombies) folgte „The Strain“ (Vampirische Zombies/Verwandelte), dann ein paar apokalyptische Szenarien: The Core (Erdkern rotiert nicht mehr), Sunshine (Sonne stirbt), und „der Tag, an dem die Erde still stand“ (Alien will Erde vor den Menschen retten). Anders als realistischere Dramen oder gute Serien wie „Game of Thrones“, bei denen ich innerlich richtig mitleide, wirkten diese Movies zu meiner Verwunderung positiv auf die Stimmung: Entspannung pur.

Warum wohl? Vermutlich, weil nur eine sehr oberflächliche Identifikation mit den holzschnittartigen Klischee-Figuren stattfindet, wenn überhaupt. Die jeweils drohenden Gefahren sind derart lebensfern und unwahrscheinlich, dass man sie nicht ernst nimmt, also auch nicht wirklich mitfühlt und mitfürchtet. Die inszenierten Weltuntergänge werden zuverlässig von den Helden der Stories abgewendet, Zombies und Vampire betrachte ich distanziert, bewerte mehr die Qualität der Special Effects als dass der Horror auf mich wirken könnte. Wobei auch gilt: je mehr im Detail gezeigt wird, desto weniger nimmt es mich mit.

Trotzdem frag‘ ich mich, was ausgerechnet Zombies und Vampire so reizvoll macht. Ist das ein Phänomen, das in den letzten Jahren zugenommen hat? Was bedeutet das? Hat es mit der zunehmenden Vereinzelung und Individualisierung zu tun, die in der Folge die „Angst vor dem Anderen“, vor der Unberechenbarkeit und Undurchschaubarkeit des Mitmenschen verstärkt? Die Wirkung dieser Filme entspräche dann auf persönlicher Ebene der Wirkung der Weltuntergangsszenarien: Schau, es könnte noch viel viel schlimmer sein als es ist! Immerhin ist der Andere kein „lebender Toter“ und auch kein Vampir – freue dich! Und ja, es gibt viel Chaos, Krieg und Krise in diesen Tagen, aber immerhin rotiert der Erdkern noch, das Magnetfeld steht, die Sonne wird noch milliarden Jahre scheinen – also reg dich ab und genieße das Leben!

Hat gewirkt. Für kurze Zeit.

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Diskussion

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2 Kommentare zu „Zombies, Vampire und die Apokalypse“.

  1. Griechenland? Da war doch mal was. Noch vor wenigen Wochen den Atem angehalten, ob die Eurozone hält. Nun, ein neues Bombardement. An Nachrichten, Kommentaren, Hintergründen, Schuldigen, Versäumnissen, …

    Ich hab `manchmal den Eindruck, die Welt besteht nur noch aus wenigen Headlines, die wochenlang das Geschehen bestimmen sollen, bis etwas neues als geeignet erscheint, den Leser an den Ticker zu fesseln.

    Wenn ich jetzt heute in meinem blog einem Beitrag schreibe, der sich NICHT mit der aktuellen Krise tiefenwirksam auseinandersetzt, zähle ich dann schon zu den Einwanderungsgegnern?

    P.S.:
    Ich wiederhole mich gerne: dein neuer blog ist wirklich eine Augenweide :)

  2. claudia – wenn schon denn schon: the walking dead. ich sage immer, daß man das in der schule gucken soll direkt nachdem man camus „die pest“ durchgenommen hat … es geht um die selben themen und auch, wenn es da von zombies nur so wimmelt … interesanterweise wird menschlichkeit verhandelt. in „ZNation“ wiederum nur das kopfwegschiessen von zombies. bei „fear of“ weiss ich es noch nicht, war bislang aber eher enttäuschend.

    verdammt, du bist aus dem sommerschlaf erwacht und die taktfrequenz deiner posts nehmen wieder zu. ich muss besser aufpassen …