Im Blogpost „Ich bin ja kein Nazi aber…“ beklagt „die Ennomane“ das Teilen eines differenzierenden Artikels über den AfDler Höcke, der letzten Sonntag bei Jauch ein Deutschland-Fähnchen über die Lehne gehängt und sich auf mancherlei Art lächerlich gemacht hat:
„Gerade geistert dieser wahrscheinlich gut gemeinte Artikel aus der „Zeit“ herum. Er warnt davor, AfD-Frontmann Höcke als Nazi zu bezeichnen, denn das sei irgendwie gefährlich. Wer sich die Mühe macht, den Artikel zu Ende zu lesen, erfährt, dass er eher der „Neuen Rechten“ zuzuordnen sei, und was aber auch böse sei.
Solche Artikel sind durchaus gefährlich – insbesondere für die flüchtigen Leser (das sind die meisten) ihre Überschriften. Sie suggerieren vor allem, dass jemand „kein Nazi“ sei. Vielleicht ist er irgendwas anderes, vielleicht auch was schlimmes, aber immerhin, kein Nazi, da kann man ja schonmal beruhigt aufatmen. Dabei ist es genau das völkische Denken des 19. Jahrhunderts, das direkten Weges zum Nationalsozialismus geführt hat. “
Mein Kommentar dazu:
Den ZEIT-Artikel zu Höcke hab‘ ich auch geteilt. Aber nicht, weil ich zum Verharmlosen von Höcke et al beitragen wollte, sondern weil ich es wichtig finde, sich mit den Strukturen, Erscheinungsformen und Ideologien der Rechten und Rechtsradikalen auseinander zu setzen.
Man muss denen auch geistig Paroli bieten, und dazu reicht es nicht, einfach das Nazi-Label drauf zu pappen und für Repression auf allen Ebenen einzutreten. Bloß weil wir eine Geschichte im Umgang mit „Nazitum“ haben, heißt das nicht, dass alle Heutigen diese Geschichte verinnerlicht oder auch nur präsent haben!
Der im Blogpost verlinkte aktuelle Artikel „Wer ist eigentlich das Volk?“ von Thomas Stadler klingt von der Überschrift her, als würde eine inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem Begriff folgen. Leider ist dem nicht so, darauf wird gar nicht eingegangen.
Ich denke, es ist unverzichtbar, die rechten „Buzzwords“ alle erneut zu dekonstruieren – in jeder Generation wieder! Von selber tradiert sich da nichts, bzw. oft nur in Form von „linken Tabus“: man sagt nicht Volk, sondern Bevölkerung etc.
Ergänzend sei angemerkt: Das ist nun KEIN Aufruf, Gesprächsrunden mit Rechtsradikalen zu veranstalten! Aber man wird nicht umhin können, deren „Wording“ etwas Inhaltliches entgegen zu setzen, wenn sie mit solchen Begrifflichkeiten zunehmend Anhänger gewinnen. Bloß „Scheiß Nazi!“ sagen kann nämlich auch dazu führen, dass der Vorwurf jede Wirkmächtigkeit verliert, wenn sich eine kritische Masse mit den Inhalten der „neuen Rechten“ identifiziert.
Und DAS ist dann RICHTIG SCHLIMM!
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21 Kommentare zu „Das Nazi-Label für AfD und Pegida wird zur Bekämpfung nicht reichen“.