„Das ist ein leicht depressiver Zustand!“, sagte ein lieber Freund, als ich ihm von meinen Irritationen berichtete. Nichts Schlimmes, keine Sorge – es ist nur so, dass ich mich zur Zeit in einem seltsam wunschlosen Zustand befinde. Man könnte meinen, ich sei halt ein glücklicher Mensch, dem es an nichts mangelt. Das ist auch meine bevorzugte Interpretation, aber so fühlt es sich leider nicht an.
Was machen die Gedanken normalerweise, wenn man sich ein wenig angeödet fühlt? Wenn ein Tag wie der andere verläuft, das Wetter grau und regnerisch ist, wenn die Arbeit nurmehr als Routine erscheint, das Abarbeiten gefühlt immer mühsamer wird? Ich kenne das sonst nur so, dass ich dann gedanklich in den Raum der Wünsche abtauche. Nach etwas suche, was ich jetzt gerne täte, welches Projekt ich zum Beispiel starten könnte, um wieder mehr Spannung zu erleben und neue Erfahrungen zu machen.
Ich bin eine Ideenschleuder, was Projekte angeht, daran mangelt es nicht. Aber seltsam: zwar gibt es ausbaubare Ideen, aber wenn ich mir die damit verbundenen Arbeiten konkret vorstelle, reizt es mich schon nicht mehr. Und weil ich das bemerke, mag ich die Ideen auch gar nicht erst weiter ausspinnen.
Ok, dann ist es eben nicht die Arbeit: Wie wäre es mit einem Urlaub? Irgendwohin in die Sonne? Oder wenigstens ein Wellness-Wochenende? Aber nix da: egal, was ich mir vorstelle, es kommt einfach kein positives Gefühl dazu auf. Kein freudiges „ja, das wäre jetzt schön!“. Statt dessen steht mir der Aufwand vor Augen, den das organisatorisch bedeuten würde – nicht sehr motivierend.
Also ganz kleine Brötchen backen: wie wäre es mit Ausgehen? Mal wieder Kultur, Kino, Theater oder wenigstens „besonders essen gehen“? Nicht einmal das vermag mich zu reizen, es kommt einfach kein Verlangen auf. Der Wunschraum ist leer, egal was sich mein gedanklicher Suchradar so ausmalt. Keine Inspiration, kein Begehren, kein Elan Vital – nur eine Tendenz zur Müdigkeit, zum nutzlosen Herumliegen. Ätzend!
Ok, jetzt habe ich zumindest einen NAMEN dafür: eine leichte Endwinterdepression. Sie kommt, wenn es anderswo in Deutschland schon spürbar frühlingshaft ist, der Winter in Berlin sich aber mit unentschiedenem Dreckwetter noch wochenlang fortsetzt. Ekelhaft, abturnend, jeglichen Elan vital wegfressend…
Benannt ist gebannt. Es wird vorüber gehen, bzw. ich werde mir erst Sorgen machen, wenn es im April immer noch so sein sollte.
***
Kein Wunsch nirgends
Suchende Gedanken stranden im Leeren.
Selbst das Begehren des Begehrens
bleibt blasse Erinnerung.
Zumindest was mich angeht.
Ansonsten: der Weltfrieden!
Wer wünscht sich den nicht?
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12 Kommentare zu „Im Wunschraum die Leere – Endwinterdepression?“.