Eine nicht repräsentative Online-Umfrage an der Uni Köln ergab erschreckende Ergebnisse: Pegida ist auch an der Uni, viele Studierenden äußerten sich rassistisch und nationalistisch – zu viele, als dass man von „Einzelfällen“ sprechen könnte.
Dazu wurde nun Wassilis Kassis befragt, Professor für Erziehungswissenschaften an der Uni Osnabrück, der an seinem Campus 2013 die erste internationale Studie an einer deutschen Hochschule zu „diskriminierendem Denken“ durchgeführt hat. Ich zitier mal:
Was sind weit verbreitete Vorurteile auf dem Campus?
„Ein Beispiel zum Antisemitismus: Dem Satz „Die Juden in Deutschland sind krimineller als andere Deutsche“ stimmen 30 Prozent der Studierenden mehr oder weniger zu. Bei dem Satz „Ausländer arbeiten nur dann einigermaßen anständig, wenn sie dauernd kontrolliert werden“ sind es sogar 85 Prozent.“
Im weiteren erläutert Kassis, dass es ein Irrtum sei, solche Denkweisen immer nur bei den Ungebildeten zu vermuten:
„Menschenfeindliche Einstellungen haben noch nie vor den Universitätstoren Halt gemacht. Pegida ist auch im Seminarraum. Und das nicht nur in der Rolle der Studierenden, sondern auch in der Rolle der Lehrenden…. Formale Bildung hilft nicht gegen Menschenfeindlichkeit. Mit Schulabschlüssen, glänzenden Noten und Promotionen erlangen wir Fachkompetenzen. Aber das geht nicht zwingend einher mit demokratischen Tugenden, die unsere Gesellschaft dringend benötigt. „
Das ist alles ziemlich übel, doch was mich nicht nur empört, sondern auch wundert, ist das Ressentiment gegen Juden:
Dem Satz „Die Juden in Deutschland sind krimineller als andere Deutsche“ stimmen 30 Prozent der Studierenden mehr oder weniger zu.
Wie kommen die nur darauf? Weder gibt es dazu Erhebungen, noch kann man Juden im Alltag erkennen. Ich kann mir Fremdenfeindlichkeit viel besser erklären als Antisemitismus, weil ich als Voraussetzung einer wie immer gearteten Diskriminierung doch zumindest von der Erkennbarkeit der Diskriminierten als „Andere“ ausgehen muss.
Aber Juden? Wenn sie nicht als religiöse Juden grade auf dem Weg zur Synagoge eine Kippa tragen, unterscheiden sie sich durch nichts von christlichen oder ungläubigen Deutschen. Auch zu Zeiten des menschenverachtenden Nationalsozialismus mussten Juden ja extra den „Judenstern“ tragen, damit das Ziel der die „Endlösung“ vorbereitenden Propaganda auch erkennbar wurde.
So denken also heute im Jahr 2016 junge Menschen über Juden – wie kommen die nur darauf?
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Quelle:
Wie rassistisch denken deutsche Studenten? Annika Leister auf BENTO
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47 Kommentare zu „Mal eine Frage zum Antisemitismus“.