Sicher habt Ihr schon von den „digitalen Assistenten“ gehört: Alexa, Cortana, Google Assistant und Siri wollen in unsere Wohnzimmer einziehen, Alltagsfragen beantworten, vernetzte Häuser steuern und sogar Käufe auf Zuruf ermöglichen.
Letzteres hat gerade dazu geführt, dass ein Nachrichtensprecher in den USA ungewollt viele Bestellungen von Puppenhäusern auslöste:
„In der Nachrichtensendung sagte er den Satz „Ich liebe dieses kleine Mädchen, wie sie sagt ‚Alexa hat mir ein Puppenhaus bestellt'“. Das reichte offenbar schon aus, damit Alexa in den zuschauenden Haushalten hellhörig wird. Kurz darauf gingen zig Beschwerden beim Sender ein: Zuschauer berichteten, dass ihre Echo-Box versucht habe, ein Puppenhaus zu kaufen.“
Von Assistenten überwacht in Zeiten von Big Data
Dass sowas mal passiert, ist für sich genommen noch kein Grund, die Dinger abzulehnen. Die Kauf-Option lässt sich ausschalten oder eine erforderliche Bestätigung mittels PIN voreinstellen. Was mich und vermutlich viele Andere erstmal abschreckt, ist die Überwachung, die man sich so freiwillig ins Haus holt. Angeblich werden die bequemen Helfer zwar nur auf Befehl („Ok, Google!“) aktiviert, doch zuhören müssen sie ja die ganze Zeit, um überhaupt reagieren zu können. Woher wollen wir wissen, ob sie nicht doch ungefragt „nach Hause telefonieren“ und unser Verhalten den BigData-Sammlern meistbietend verkaufen? Auch hab‘ ich noch nirgends gelesen, wie man sie wieder deaktiviert, wenn z.B. eine Frage beantwortet ist. Dass die Daten während der Aktivierung entweder gleich oder irgendwann später zu unübersichtlichen Zwecken genutzt werden, davon gehen wohl die meisten Noch-Nicht-Nutzer aus.
Brauchen wir sowas überhaupt?
Mal abgesehen von allen Datenschutzproblemen: Gibt es einen echten Bedarf für digitale Assistenten, die in Form von kleinen Säulen auf dem Tisch stehen? Ich kann natürlich nur für mich sprechen und sage: Jain!
Wenn ich mein übliches Verhalten betrachte, wenn ich etwa mit dem Liebsten oder anderem Besuch über irgend etwas diskutiere, dann ist es sogar so, dass eine bequemere digitale Assistenz richtig gut und nützlich wäre. In nahezu jedem Gespräch über Ereignisse in der Welt oder spezielle Sachthemen ergibt sich recht oft der Bedarf, online mal kurz zu recherchieren. Um das wirklich zu tun, kann ich:
- entweder mitsamt Besucher vor dem PC Platz nehmen, was aber in der Regel zuviel Aufwand und Unterbrechung bedeutet.
- Oder ich frage Google per Smartphone, was schon recht gut klappt.
Ein Beispiel von gestern: Wir sprachen über Flüchtlingspolitik und wollten wissen, wie die Dinge eigentlich in Sachen Einwanderungsgesetz stehen. Es ist doch völlig irre, qualifizierte Leute, die bereits deutsch können und konkrete Perspektiven in DE haben, auszuweisen oder nur zu „dulden“, bloß weil sie nicht Asyl-berechtigt sind. Ich fragte also Google nach „Einwanderungsgesetz“ und erfuhr, dass die SPD im November einen Entwurf vorgestellt hat. Und auch, dass die CDU dagegen ist. Fragte also weiter:
„Warum ist die CDU gegen ein Einwanderungsgesetz?“
und bekam auch hier Antwort (BLÖD, erste Fundstelle, verlinke ich nicht).
Die Fragen stelle ich mündlich, anstatt sie in die Suche einzutippen, was auf dem Smartphone nur elend schlecht funktioniert. Immer vertippe ich mich, muss korrigieren… ätzend! Deshalb war ich froh, als ich merkte, dass die Spracherkennung mich sehr gut versteht. Die Antworten erscheinen dann wie üblich als Google-Suchergebnis, leider mit viel weniger Sortier-Optionen (etwa nach Zeit des Erscheinens über „Tools ->Zeitraum-Auswahlbox“) als am Desktop-PC. Habe ich einen Gast, ist es natürlich suboptimal, dass ich alleine die Ergebnisse auf dem Phone sichte. Manchmal erscheint ja auch ein zeigenswertes Bild oder Video. Dann starren wir beide auf den Minibildschirm, den ich dafür passend halten muss.
Wäre ein digitaler Assistent, der als „Hub“ auf dem Tisch steht, eine Verbesserung? Eher nein, denn die tragen die Antworten ja mittels Stimme vor und sagen mir nicht, woher sie ihre Infos haben. Das mag bei einfachen Fragen nach dem Wetter, der Verkehrslage oder einem Reiseziel unproblematisch sein, aber derlei Fragen sind es meist nicht, die in meinen Gesprächen auftauchen. Ich will die Ergebnisse und ihre Quellen (!) SEHEN, was aber vermutlich machbar wäre, würde man allerlei Geräte und Software vernetzen. Das ginge dann so:
Ich rufe meine Frage in den Raum – und das TV (oder ein anderer Bildschirm) erwacht aus dem Standby und zeigt mir eine Ergebnisliste. Alles wäre so groß, dass wir es trotz Abstand lesen können. Das Kommando „Zeige Ergebnis 3“ o.ä. würde dann weiter führen. Gerne das Ganze auch mit Vorlesefunktion, falls wir lieber zuhören wollen.
Sobald mal jemand eine in dieser Form gelingende Nutzung digitaler Assistenten zeigt, denk ich nochmal drüber nach! Wirklich kaufen würde ich vermutlich nur, wenn glasklar geregelt wäre, was mit den erhobenen Daten passiert – und wie ich das Teil verlässlich ausschalte!
Alsdenn: Sag niemals nie…
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Update: Auch zu Google Home, aber eher technisch:
How to Fix 11 Common Google Home Problems
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14 Kommentare zu „Assistenten fürs Wohnzimmer: Wollen wir sie reinlassen?“.