Vermutlich kennen die meisten diesen Satz als Eheversprechen. Derlei ist heute nicht mehr angesagt in Zeiten wechselnder Lebensabschnittspartner/innen. Die repressive religiös kolportierte Zwangsgemeinschaft Verheirateter ist vorbei, dem Befreiungsstreben meiner Generation zum Opfer gefallen. Zu Recht!
Worüber ich grade nachdenke, ist etwas anderes. Stellt euch vor, da gibt es wirklich Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte wahre Freunde sind und bleiben. Ganz egal, ob ihr mit denen mal „Zweierbeziehung“ hattet oder noch habt, ob es eine „Freundschaft plus“ war, ob und wie lange ihr mit denen Sex hattet oder auch gar nicht.
Wenn du noch unter 50 bist, wirst du sagen: na und? Weil du noch immer in der persönlichen Imagination endlosen Lebens befangen bzw. beglückt bist. Aber irgendwann später wirst du genau diesen Aha-Momant spüren: im Umgang mit den geliebtesten Menschen, mit deinen „Nächsten“, bei denen du genau weißt, dass sie dich um deiner selbst willen lieben, lange schon. Nicht wegen deiner Schönheit, Sexiness oder wegen deiner Leistungen.
„Bis dass der Tod uns scheidet“ heißt dann nämlich: Ich werde beim Sterben des Freundes dabei sein – oder umgekehrt, er bei meinem. Da gibt es kein Sich-Entfernen mehr, kein aus den Augen Verlieren über die Jahre. Da sind wir wirklich ausschließlich persönlich gemeint, gefordert, unvermeidlich dabei.
Genau gegenüber diesen wichtisten Mitmenschen wird in einem AHA-Moment klar, was das bedeutet: „Bis dass der Tod uns scheidet…“.
Es bedeutet, dass wir – endlich mal – Beziehung als Ganzes erleben, und nicht als austauschbare Ware, Amusement, bloß psychotechnische Hilfe zum Besserleben.
Es tut weh, beunruhigt, und macht sensibel, nicht nur im Umgang mit den eigenen Nächsten. So wie heute die Alten entsorgt werden: das wollen wir eigentlich nicht für uns und unsere wahren Freunde. Was also tun?
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Inspiriert zu diesem Text hat mich der gestrige #Polizeiruf, der in einem Pflegeheim spielt. Das Erschrecken, das ich zu beschreiben versuche, kenne ich schon seit ein paar Jahren.
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7 Kommentare zu „Bis dass der Tod uns scheidet“.