Soviel „Einheit“, wie heute gefeiert wird, gibt es nicht wirklich – leider! Ganz im Gegenteil zeigt sich die Republik vielfach gespalten. Dazu ein paar lesenwerte Artikel, die den Finger in die Wunden legen. Und danach was zum Hören.
- Warum der Protest sich ausweiten könnte – in dem Artikel geht es gar nicht um die AFD. Die steht nur im Übertitel („AFD im Osten“) für die Klicks! Was über die Ossis nach der Wende herein brach, ist im Westen nur deshalb „nicht der Rede wert“, weil es als „normal“ bzw. „alternativlos“ gilt.
- Neulandrebellen: Von deutschen Parteien und der Beschäftigung mit sich selbst
„Man kann Deutschland als eine Insel beschreiben, die unter den Folgen von flüchtenden Menschen leidet und gleichzeitig ausblenden, wo die Gründe für die Flucht liegen. Und damit sind AfD, SPD, CDU und CSU (ich nehme die FDP und die Grünen gleich mal mit hinein in die Aufzählung) auf einer Linie. Denn niemand ist bereit, wirklich zu benennen, dass Verbesserungen auf breiter Linie im sozialen Bereich zu einer gänzlich anderen Grundhaltung des Großteils der Menschen führen würden. Ängste, ob eklatant oder diffus, ob akut oder perspektivisch, schüren, Neid, Missgunst und Hass. Und diese Ängste, die Ängste vor Jobverlust, unsicheren Jobs, vor sinkenden Renten, steigenden Mieten und im schlimmsten und immer häufiger werdenden Fällen, Armut, sie befördern all das, wovon die AfD profitieren konnte. Und die CSU künftig profitieren will.“
- The dark side of the »Wende« – Zum 3. Oktober: Was sich seit 1990 für die Ostdeutschen verschlechtert hat.
Jetzt aber mal was Gefühligeres zum Tag: Musik! Nämlich die
Wendeplaylist: Zum Tag der deutschen Einheit: Diese 27 Songs hätte es ohne die Wiedervereinigung so nicht gegeben. Ich zeig mal die drei Songs, die mich am meisten berühren.
- Einstürzende Neubauten: Die Befindlichkeit des Landes. (2000) Ein Song aus der Zeit, als die Veränderungen in Berlin so richtig sichtbar und spürbar wurden. Die einstige Mauerstadt wollte Weltstadt werden und hatte mit dem „Klotzen“ begonnen. Das gemütliche alte Westberlin war Geschichte und Melancholie die Stimmung bei nicht wenigen ehemaligen Inselbewohnern.
- Antilopen Gang: Beate Zschäpe hört U2 (2014) – „…das Böse versteckt sich in der Banalität, das Gerede der Stammtische verlässt die versifften Kneipen und zieht mit Bierfahne auf die Straße. Und Max Mustermann zieht mit.“
- Kettcar: „Sommer ’89 – Er schnitt Löcher in den Zaun“ (2017)
„Gut, dass es immer schon Menschen gab, die anderen Menschen einfach halfen – und erst danach darüber diskutierten.“
Lest dazu auch den Kommentar: Warum Kettcars „Sommer ’89“ jetzt schon der wichtigste Song des Jahres ist. „Kettcar haben noch genug zu sagen und brechen mit „Sommer ’89“ das Schweigen viel zu vieler anderer deutschsprachiger Musiker zwischen Flüchtlingskrise 2015 und Bundestagswahl 2017.“
Und jetzt: Schönen Feiertag!
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