Da es in der neuen GroKo ein Heimatministerium geben wird, will ich kurz zusammen zu fassen, welche Probleme der neue Heimatminister dringend angehen muss:
- Stopp der Mieterverdrängung: Durch die seit Jahren immens steigenden Mieten verlieren viele Menschen ihre Heimat im Kiez und werden in weit entfernte anonyme Plattenbauten oder gar aus der Stadt verdrängt. Der Minister ist gefordert, mit einem breiten Maßnahmenkatalog gegen diesen unzumutbaren Heimatverlust vorzugehen, der oft den Verlust sämtlicher sozialer Bezüge, Isolation und Einsamkeit zur Folge hat.
- Schluss mit der Zwangsmobilität: Arbeitslose werden vom Jobcenter gezwungen, sich bundesweit zu bewerben. Gewachsene Bindungen gehen so verloren, der Mensch wird zum wurzellosen Wanderarbeiter degradiert. Die Zumutbarkeitsregelungen sind sofort zu ändern, so dass niemand mehr unfreiwillig in ein völlig fremdes Bundesland mit gänzlich anderer lokaler Kultur umziehen muss (von Bayern nach Schleswig Holstein, man stelle sich dieses Elend nur mal vor!)
- Kampf der Landflucht: Wegen der extremen Ausdünnung der Infrastruktur in vielen Dörfern und Gemeinden sind immer mehr Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und in die Städte zu ziehen. Kein Arzt, kein Nahverkehr, keine akzeptable Netzverbindung, oft nicht mal mehr ein Supermarkt: viele Dörfer veröden, obwohl sie doch naturnahes Wohnen ermöglichen, das sich – eigentlich – viele wünschen. Der Minister ist gefordert, eine konzertierte Aktion gegen die Landflucht zu organisieren, die Infrastruktur zu verbessern und zukunftsweisende Modellprojekte anzuschieben, um die ländliche Heimat vieler Betroffener als lebenswertes Umfeld zu erhalten.
- Zuwanderer besser integrieren, Hürden abbauen: Dass sogar noch die dritte Generation von Einwanderern allein wegen ihres Migrationshintergrunds ausgegrenzt wird, ist ein unerträglicher Missstand. Alle Menschen mit einer Bleibeperspektive müssen darin unterstützt werden, in ihrer Wahlheimat auch heimisch werden zu können. Kampagnen gegen Ausgrenzung, neue Gesetze (z.B. bzgl. Familienzusammenführung und Bewerbungsverfahren in großen Firmen, verbesserte Anerkennungsverfahren) und ein stets wortgewaltiges Eintreten für die Bereitschaft zur Integration auch auf Seiten der Alteingesessenen sind erste Schritte in die richtige Richtung.
- Kiezstrukturen erhalten: Heimat findet im Kleinen statt, im persönlichen Nahbereich gewachsener Nachbarschaften. Die Verdrängung kleiner Gewerbetreibender zu Gunsten großer Ketten verändert die Stadtteile unwiderruflich in anonyme Habitate, die überall gleich aussehen. Kunst- und Kulturprojekte, soziale Einrichtungen aller Art können keine Mieten zahlen wie Starbucks oder H&M. Erste Ministerpflicht ist somit der Kampf gegen die breite Vernichtung der Heimat vieler Menschen, deren Wohnumfeld zu Tode gentrifiziert wird.
- Heimat muss wählbar bleiben: Dass ein Mensch nicht gezwungen werden darf, seine Heimat zu verlassen, leuchtet allen ein, die sich in ihrer angestammten Umgebung heimisch fühlen. Es ist allerdings auch zu unterbinden, dass Menschen institutionell gezwungen werden, in ihrer Heimat zu verweilen. So wird es derzeit den Beziehern von Grundsicherung im Alter verunmöglicht, ihren Wohnort in einem Land mit günstigeren Lebenshaltungskosten zu wählen, ohne ihre Grundsicherung zu verlieren. Schluss damit! Herr Minister, lassen Sie die Alten ziehen! So werden auch Stadtwohnungen frei, ein positiver Nebeneffekt für alle, die im heimischen Kiez keine neue Wohnung finden.
- Regionale Produktion stärken: Kleinteilige bäuerliche Strukturen, die gesunde Nahrungsmittel in der Region herstellen, müssen viel stärker gefördert werden. Der Heimatminister ist gefordert, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Ausverkauf von Agrarflächen an global agierende Spekulanten (Investmentfonts, Heutschrecken..) zu stoppen. Gemeinden muss es möglich sein, die Ansiedlung von Massentierhaltern zu verhindern: da der Fleischverzehr hierzulande sinkt, dienen weitere Massenställe lediglich dem Export, während die im Übermaß anfallende Gülle die heimische Landschaft und das Trinkwasser verdreckt.
Wie Ihr seht, kann man „rund um die Heimat“ durchaus Politik machen, ohne in Nationalismus und Deutschtümelei zu verfallen. Ich fürchte allerdings, dass der neue Heimatminister eher weniger Lust auf die angesprochenen Themen hat – und das nicht allein wegen mangelnder Zuständigkeit (die ich in meiner Liste NICHT berücksichtigt habe).
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6 Kommentare zu „7 Forderungen an den Heimatminister“.