Mal was Positives: Zitat aus einem lesenswerten Interview mit dem Sozialpsychologen und Bestseller-Autor Harald Welzer auf „Perspektive Daily“.
Wie groß muss diese kritische Masse »offener Menschen« sein, um die Gesellschaft neu zu gestalten?
Harald Welzer: 5%.
Maren: Woher nehmen Sie diese Zahl?Harald Welzer: Soziale Bewegungen gehen immer von Minderheiten aus. Die Gesellschaft ist bewusstseinsmäßig so aufgeteilt, dass 5–10% ein Avantgarde-Denken haben, weitere 5–10% sind extrem konservativ und die restlichen 80% interessieren sich einen Scheiß für irgendwas und machen alles mit. Also ist ein Lebensstilwandel, der von 5% auf die Wege gebracht wird, effektiv.
Insgesamt schlägt er ganz andere Töne an, als man sie von den Klimawissenschaftlern gewohnt ist, die ernsthaft glauben, die Bekanntgabe von Fakten führe bereits zu Handlungen. Dabei ist er in den Forderungen durchaus ruppig:
„Was wollen wir von der gegenwärtigen Gesellschaft behalten und was muss dringend verändert werden? Dazu gehört, dass wir unsere Rechts- und Zivilisationsgüter behalten. Dafür muss ich die Autoindustrie abschaffen, dafür müssen die Autos aus der Stadt raus, wir müssen Kreuzfahrten und SUVs verbieten, und so weiter. Gleichzeitig müssen wir ein positives Bild entwickeln, wie eine solche ökologisch aufgeklärte Gesellschaft aussehen kann. Dann können wir politisch daran arbeiten, das umzusetzen.“
Dazu fällt mir ein, was mir gestern beim Vorbeiradeln an einem täglich auftretenden Stau aufgefallen ist: Noch nie habe ich etwas darüber gelesen, wie dieses „Stehen im Stau“ mit seinem Stopp & Go und den deutlich riechbaren Emissionen der Gesundheit der Autofahrer schadet. Es geht immer nur um die sekundär Betroffenen, dabei trifft es doch die Leute im Auto am stärksten. Die haben ja nicht etwa gute Luft in Flaschen dabei! Und abgesehen von der schlechten Luft, geht das Stau-Erleben doch gewaltig auf die Nerven – oder etwa nicht?
Positive Vorstellungen, wie das Vorankommen von A nach B auch für bisherige Auto-User attraktiver gemacht werden könnte, fehlen. Klar, wer kann, soll mit dem Fahrrad fahren – aber das können nicht alle, und schon gar nicht zu jeder Jahreszeit.
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7 Kommentare zu „Mit 5% die Welt verändern“.