Vermutlich erschrickt er, wenn er diese Headline liest. Aber er weiß und hat deshalb allen Grund, darauf zu vertrauen, dass ich niemals – nicht in 20 Jahren Digital Diary! – nahe stehende Menschen irgendwie oute bzw. Persönliches über sie schreibe.
Mach‘ ich auch nicht, sondern verallgemeinere meine Erfahrung, zum Nutzen aller, die es als Hinweis annehmen können, wie man „beziehungstechnisch“ miteinander blendend auskommen kann – über eine Woche oder viele Jahre. Grade hab‘ ich das wieder erlebt, in 11 Tagen pausenlosen Zusammenseins. Wer sowieso als Paar dauernd zusammen klebt, wird das kaum nachvollziehen können. Denn: wir wohnen nicht zusammen, teilen nicht das Bett, wohl aber einen Garten. Das ist nicht ganz so heftig wie ein gemeinsames Kind oder ein Unternehmen, aber manchmal ziemlich nah dran. Da ist Kümmern angesagt, sonst geht schnell alles unter, je nach Wetter mal mehr, mal weniger.
Der Garten ist das Eine: in dem Sinne, dass ich schon Jahrzehnte weiß, dass eine Beziehung gemeinsame Projekte braucht, um nach der Phase der Verliebtheit längerfristig zu überleben. Von der Natur her betrachtet ist das üblicherweise das Kind. Wenn es das nicht ist, dann muss es etwas anderes sein! Neben dem Garten hatten und haben wir z.B. auch das Formularprojekt, eine sinnvolle Sache im Bereich der Flüchtlingshilfe und Integration. Beides hält schon etliche Jahre an und es liegt durchaus an, immer mal wieder etwas Neues zu finden, das unser beider Freude am Engagement fordert – was nicht heißt, das Bestehende aufzugeben. Es setzen halt immer Routinen ein, die irgendwann nicht mehr erfüllend sind. Umso wunderbarer, einen Partner zu haben, der grundsätzlich bereit ist, zu neuen Ufern aufzubrechen – ohne in der Richtung Stress zu machen.
Das Andere am Gelingen einer Langbeziehung ist: ein spielerisches Verhältnis zum geschlechtlichen Rollenverhalten. Weder ein ständiges Bashen und Vermeiden-Wollen, noch ein unreflektiertes, vermeintlich einfaches „SoSein“ tut einer Beziehung gut. Wobei die Dinge heute deutlich komplizierter, aber auch spassiger sind als früher: Es gibt zum einen die traditionellen Rollen, aber ebenso wirkmächtig auch die neuen, „angesagten“ Rollen: die starke Frau mit Führungskompetenz, sowie den Mann, der gefühlig drauf ist, der eher nicht derjenige ist, der immer weiß, wo es gerade lang geht.
Während eines Urlaubs sitzt man dann schon mal da und beide sagen angesichts der Frage „was jetzt?“ ehrlicherweise „weiß nicht“. Und keine/r nimmts dem Anderen übel, jetzt nicht für Unterhaltung oder den rechten/richtigen Weg zu sorgen. Oder jede/r sagt an, was jetzt sein soll – und es gibt kein Problem, dem Vorschlag zu folgen oder ihn aus Gründen (!) abzulehnen. So stressfrei kann Beziehung sein! :-)
Das ist eine Freude, nicht nur im Urlaub. Über die Segnungen einer Auszeit schreibe ich dann demnächst.
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Ein Kommentar zu „Über die Freude, die Auszeit und den Liebsten“.