Zeitweise verweigere ich mich den Nachrichten, dann wieder „scanne“ ich Headlines wie besessen, gleich in mehreren Akkumulatoren (Google News, Rivva.de, Net-News-Express, Twitter). Meist reicht mir Titel plus Untertitel, um mich „informiert“ zu fühlen, nur vereinzelt lese ich die zugehörigen Artikel, auch nicht immer ganz.
Auch vielen Gefühlen verweigere ich mich, die durch die News ausgelöst werden, vor allem dem Gefühl der Angst. Andrerseits ist mir bewusst, dass ich in den Medien „Erregungszustände“ suche, nicht nur das so rational und sinnvoll erscheinende Informiert-Sein über alles Wichtige. Schließlich bietet mein routinierter Alltag nicht viele Höhen und Tiefen, da wundert es nicht, dass irgend etwas in mir immer wieder Gelegenheiten sucht, sich aufzuregen.
Allerdings gelingt es nicht mehr so einfach, Wut und Empörung zu spüren, vielleicht ein Aspekt zunehmenden Alters. Wut und Empörung sind ja meist Abwehrreaktionen gegen Angst und Traurigkeit – und dazu bin ich mir zu durchsichtig. Angst und Traurigkeit können sich nicht mehr so gut verkleiden, als etwas Anderes ausgeben.
Die Folge ist dieses absurde Hin und Her zwischen Information Overflow und Verweigerung, bzw. die phasenweise Flucht in Fiction, Filme, Fernsehen – da hab‘ ich immerhin eine Stopptaste und kann vorspulen, wenn ich keine Lust habe, mich ‚runter ziehen zu lassen.
Angst – ich spürte Widerstände, den Artikel so zu titeln. Dabei ist es das wohl wirklich: Die Welt ist aus den Fugen und das macht mir Angst.
Beim Megathema „Klima“ kann ich ja noch darauf hoffen, die schlimmsten Folgen des „Wandels“ nicht mehr zu erleben. Nicht so bei der Weltpolitik: die kriegerischen Zuspitzungen sind nicht zu übersehen, es brennt an vielen Stellen gleichzeitig.
Zunehmende Aggressivität und Gewalt, gespaltene Gesellschaften, autoritäre, abgedrehte Führer und ihr menschenverachtendes, schlichtdenkendes Gefolge, ausufernde Handelskriege, militärische Aufrüstungen, ein neuer kalter Krieg, Kündigungen der Rüstungskontrollverträge, das Atomwaffen-Kartell im Aufwind – und nirgends auch nur der Ansatz einer neuen Friedensbewegung! Dazu sind alle viel zu zerstritten oder folgen weiterhin unkritisch der „transatlantischen“ Agenda, die immer genau weiß, wo gerade der Feind steht.
Bei alledem geht der Alltag ungerührt weiter als wäre nichts. Das sich verändernde Wetter und Probleme rund um Migration – diese Themen sind zwar überproportional vertreten, doch haben wir uns daran schon gewöhnt. Jeder Starkregen bekommt Schlagzeilen quer durch die Medienlandschaft, und wenn mal eine Woche lang KEIN Verbrechen eines Nicht-Deutschen tausendfach verkündet werden kann, tut es eben die „Zuspitzung“ von Politiker-Äußerungen, die so nie gesagt wurden.
FridayforFuture ist immerhin ein Lichtblick im Geschehen. Die Jugendlichen bringen es fertig, dass das Klima-Thema gewaltig an Präsenz gewonnen hat. Wenn sich allerdings lange vor der „Klima-Apokalypse“ die Menschheit selbst in Schutt und Asche legt, war auch dieses Engagement umsonst.
Ja, ich bin heute nicht gut drauf. Und werde jetzt einfach arbeiten, anstatt weiter auf den Zustand der Welt zu schauen.
***
Infos zur Lage aus ein paar Non-Mainstream-Medien:
- Die Stunde der Kalten Krieger – Vom INF-Vertrag zum neuen Wettrüsten – Informationsstelle Militarisierung e.V.
- Die Welt dreht sich rückwärts: Neue atomare Mittelstreckenraketen in Europa? – Die Freiheitsliebe
- Wie aggressiv ist China? – Anti-SPIEGEL
Diesem Blog per E-Mail folgen…
Diskussion
Kommentare abonnieren (RSS)
14 Kommentare zu „Angst“.