Claudia am 07. September 2019 —

Doku: Migration – das große Missverständnis

„Ich bin sicher, dass die Deutschen die Besten sind! Sie tragen nichts Böses in sich, nicht in den Gedanken und nicht im Herzen. Für uns haben sie Eigenschaften Gottes!“

Die das sagt, ist eine junge Frau in Afghanistan. Sie geht in eine Schule, deren Schüler gebeten wurden, ihre Meinung über Deutschland zu sagen. Es schaudert mich, während ich ihr zuhöre. Dass Menschen uns aus der Ferne so sehen, so schwärmerisch, so naiv gläubig, und so falsch… – gruslig!

Die Szene ist Teil der Doku „Migration – das große Missverständnis – Falsche Hoffnungen und dreiste Lügen„.

Es geht in der Doku um die Ursachen und die Auswirkungen der Migration, insbesondere anhand sehr lebensnah gezeigter Beispiele aus Ghana und Marokko. Es wird MIT den Migranten geredet – vor dem Start und auch hierzulande, sowohl mit Integrierten als auch mit Dealern im Görlitzer Part. Ebenso mit Rückehrern, die in ihrem Land etwas ändern wollen und das auch schaffen. Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen kommt auch der führende afrikanische Migrationsforscher, Professor Joseph K. Teye (Director), Centre for Migration Studies, University of Ghana, zu Wort.

Um Kriegsflüchtlinge geht es nicht, bzw. nur ganz am Rande. Das ist auch nicht nötig, denn um sie gibt es ja nicht wirklich Streit.

Schaut euch die Doku an! Sehr sehr sehenswert.

44 min, gesendet am 05.09.2019, in der Mediathek bis 04.09.2020 .

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Diskussion

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5 Kommentare zu „Doku: Migration – das große Missverständnis“.

  1. Auf mich wirkte diese Doku zuallererst wie ein beabsichtigter Gegenentwurf zur ebenfalls unter ZDF-Herrschaft gedrehten Doku „Stunden der Entscheidung: Angela Merkel und die Flüchtlinge“. Ich habe natürlich beide angesehen, die von dir hier verlinkte ausschnittsweise mehrmals.

    Auch wenn die Doku über Angela Merkel schwer kritisiert wurde, mir hat sie noch einmal bewusst gemacht, wie die Stimmung in Europa und auch hier im Land längst vor „Merkels Entscheidung“ gewesen ist. Es war nur deutlich weniger laut im Land. Interessant fand ich, dass die Tatsache, dass Steinmeier an jenem Tag in Brüssel mit den EU-Außenministern zusammengesessen hat. Dass die EU – Mitglieder nicht einbezogen gewesen wären, kann man unter dieser Voraussetzung einfach nicht länger wiederholen. Nur würde das ja den Teil der Fundamentalkritik an Merkel entkräften.

    Wie du auch schreibst, der Umgang mit Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern ist per se gar nicht umstritten, weil vor allem die Zahl der von den dafür bestehenden Regeln klein ist und -vermutlich nur deshalb- weitgehend Konsens herrscht. Die Migration an sich ist das Problem. Es gibt zu viele Menschen, die sich ohne Berechtigung in Deutschland befinden. Daran scheiden sich die Geister. Dass eine eher linksgepolte Mehrheit sich diesbezüglich nicht so klar positioniert hat, ist ein Problem. Linke und Grüne haben allerdings eine klare Parteilinie. Sie tendieren dazu, alle im Land behalten zu wollen und weitere Migranten aufnehmen zu wollen. Teile der SPD wollen das auch. Wie groß dieser Teil ist, ist im Moment nicht zu bestimmen.

    Dass die verantwortlichen Stellen nicht in der Lage sind, die Menschen, die nicht hier sein dürften, in ihre Heimatländer abzuschieben, ist einer derjenigen Punkte, die den Rechten so viel Auftrieb gegeben haben. Nur wird aus diesen Vorgängen vor allem von gutmeindenden linken Bürgerrechtlern ein Krieg gegen die staatlichen Institutionen gemacht. Abschiebungen werden mit freundlicher Unterstützung solcher Menschen verhindert oder zumindest lange hinausgezögert. Die Zahl der Verfahren wäre nicht so riesig, würde es diese Interventionen so genannter Menschenrechtler nicht geben. Für mich sind die Aktionen ein überlagerndes Problem, das eben u.a. die Zerrissenheit in dieser Frage zeigt. Zuerst einmal handelt es sich bei allen, die hierher gekommen sind um Menschen, die wie alle ein Recht auf staatliche Unterstützung haben. Das schließt den Rechtsweg mit ein und eine ordentliche Behandlung sowieso. Leider zeigt sich, dass unser Staat mit diesen verbrieften und selbstverständlichen Dingen ein Umsetzungsproblem hat. So wäre die Kriminalität in bestimmten Gegenden (Beispiele in der 2. Doku der Woche) selbstverständlich nicht so hoch, wenn die Menschen nicht sich selbst und dem beinahe zwangsläufigen Abdriften in die Kriminalität überlassen wären, sondern der Staat ihnen ordentliche Beschäftigung verschaffen könnte. Das wird sogar versucht. Manchmal scheitern solche Initiativen und schon treten die Rechten auf den Plan und nutzen dieses Scheitern gnadenlos für ihre menschenfeindliche Propaganda aus.
    Die Australier geben viel Geld für „Werbespots“ aus, in denen sie ihre abscheuliche rigide Abwehrpolitik gegen Flüchtlinge darstellen. Das soll gewirkt haben. Wir versuchen sowas ja auch. Auf Bussen in Afghanistan wird großflächig erklärt, dass die Menschen nicht nach Deutschland kommen sollen. Vielleicht würde diese Art von Abschreckung (mich erinnert es an die Wirkung der schrecklichen Bilder auf der Zigrettenwerbung) auch für Deutschland wirken. Aber wollen wir sowas? Viele im Land wohl eher nicht. Es gäbe noch so viel zu sagen und doch scheint sich viel zu wenig zu bewegen. Die Wirkung haben wir in Sachen und Brandenburg vor Augen geführt bekommen. Entschuldige die Länge meines Kommentars. Es lässt mich nicht los.+

  2. @Horst: mit der Länge hat ich doch kein Problem! :-)

    Du fokussierst dich sehr auf den Umgang mit Asylbewerbern hierzulande, an dem vieles kritikwürdig ist, klar. Insbesondere, dass sie nicht arbeiten dürfen, ist sehr sehr schädlich. Speziell junge Männer, die nichts zu tun haben, aber wissen, dass die Familie Geldsendungen erwartet… da ist doch absehbar, was passiert!

    In der von mir gerühmten Doku wird mehr auf die Herkunftsländer geschaut – das fand ich hoch interessant! Wie z.B. Korruption ein wichtiger Grund ist, dass dort so ein Perspektivmangel herrscht – na klar, das leuchtet mir total ein. Auch der Stellenwert der Geldsendungen, den Migranten nach hause senden, ist ein nicht unerhelblicher Faktor. 4 Milliarden gingen 2018 nach Ghana (natürlich nicht nur aus Deutschland), verglichen mit 1,3 Milliarden Entwicklungshilfe (insgesamt) – das ist schon ein Posten, auf den man verständlicherweise ungern verzichtet!

    Die Rückkehrerzahlen (=Freiwillige), die in der Doku ebenfalls zitiert wurden, sind übrigens nicht schlecht – und wie auch klar wurde: Bei weitem nicht alle, die kommen, sehen ihre Zukunft in Deutschland.

    Ein wichtiger Kritikpunkt an Deutschland kam auch zur Sprache: diese ambivalente Unentschiedenheit und Konzeptlosigkeit in Sachen Steuerung der Einwanderung. Dass wir Einwanderung brauchen, sollte Konsens sein, warum gibt es also immer noch nicht richtig klare, in überschaubarer Zeit zu absolvierende Verfahren zur legalen Einwanderung – ohne extra hohe, rein der Abschreckung dienende Hürden, die es suchenden Unternehmen schwer machen?

    „Die Zahl der Verfahren wäre nicht so riesig, würde es diese Interventionen so genannter Menschenrechtler nicht geben. „

    Zu diesen bösen Menschenrechtlern zähle ich mich gerne auch! Mit 5 Jahren Engagement in einem selbst kreierten Projekt für Flüchtlinge und Migranten, das ihnen das deutsche Amtswesen durch Übersetzungen relevanter Formulare so vermittelt, dass sie es für sich nutzen können, habe ich dazu beigetragen, dass die Leute nicht „hilflos in der Fremde“ stehen. Beratung und Begleitung wurde und wird ebenfalls geboten (das machten Andere beim selben Träger KUB).

    Mich hat die Doku dabei bewegt, das Ganze noch/wieder entspannter zu sehen. Wanderungsbewegugen gab es immer schon, viele gehen irgendwann wieder zurück und schließlich gibt es auch gelingende Integration.
    Die Gründe für den Auszug aus unterentwickelten Ländern sind sehr nachvollziehbar, wär ich dort geboren, würde ich wohl auch gehen.
    Und der Unterschied zwischen unserem Leben hier (MIT allen Problemen, die man aufzählen könnte, inkl. der AFD!) und dem Leben, wie es in den Herkunftsländern ist, ist so drastisch… ja Himmel, uns gehts einfach verdammt gut! (sag ich als eine, die nicht weit über dem Hartz4-Niveau lebt).
    Sich ständig über Migranten aufzuregen, ist ein Furor, den die Rechten am Kochen halten wollen, indem sie immer nur negative Aspekte und einige Verbrechen hervor heben, damit wir alle vor Angst erstarren und möglichst noch mehr Hau-ab-Politik umsetzen als eh schon Praxis ist.
    Es ist das für Rechte typische Sündenbock-Denken, dem immer wieder mal viel zu viele Menschen aufsitzen. Aber es nutzt sich ab und man merkt, dass sie außer Ressentiment nichts zu bieten haben.
    Wie gut, dass sie ihr Potenzial seit 2 Jahren ausgeschöpft haben – und auch das Flüchtlingsthema steht bei Umfragen nicht mehr vorne, sondern der Wunsch nach einem besseren Gesundheitssystem.

    Tja, das war jetzt auch lang… :-)

  3. In der Doku wird wiederholt gesagt, daß man als zukünftiger Ayslsuchender „kein korrektes Bild“ von Deutschland hat. Aber uns geht es doch genauso: Wir wissen auch nur das, was uns kolportiert wurde und selbst, wenn man einzelne Asylsuchende kennt, kann das nicht das ganze Bild erhellen.

    Aber Im Grunde bin ich dankbar für jede derartige Zusammenschau, wie die Doku bietet. Man kann sich eben davon ausgehend ein differenzierteres, aber sicher nicht „korrektes“ Bild machen.

  4. @Gerhard: kann es denn ein „korrektes Bild“ auf ein Land, seine Probleme und Menschen, überhaupt geben? Was wäre da „korrekt“? Mir fällt nur ein: alles, was man messen kann, Einkommenverteilung, Bildungsstand etc. Damit hat man aber lange nicht alles!

  5. Claudia, das ist ja genau meine Rede.

    Diese Doku nehme ich schlicht als eine Reportage wahr. Jeder ist aufgerufen , sich daraufhin sein eigenes, differenziertes Bild zu machen.