Claudia am 11. Januar 2020 —

Rauchen, Dampfen, Rückfall und Neustart

Ingo schrieb mir unter den alten Eintrag „Punkt-Schluss: Zufällig rauchfrei, dritter Tag“ aus dem Jahr 2011:

rauchemittlerweile wieder,
habe drehmaschine aus metall,
klasse ding (minmatic ocb)
dampfwerkzeuge liegen in der schachtel,
zu viel geraffel.

Ja, das ging mir ganz genauso! Im letzen Urlaub in Sizilien (Ende Februar 2019) war mir das Dampfen auch „zuviel Geraffel“. Hier meine aktuelle Liquid-Sammlung, ich hab‘ mir endlich ein kleines Regal gegönnt:

Liquid-Regal

Im Urlaub dachte ich mir: so 10 Tage kann ich doch mal wieder rauchen – und drehte also wieder selbst. Das erschien einfacher, denn das ständige Aufladen der Akkus für die E-Zigarette belegt eine Steckdose in den Hotelzimmern, die sowieso meist rar sind und von den Ladegeräten für die Handys und das Tablet gebraucht werden.

Allerdings fand ich danach erstmal nicht wieder zum Dampfen zurück, was mir erhebliche Kosten verursachte, mal ganz abgesehen vom Schaden an der Gesundheit, der stinkenden Wohnung und den psychischen Schäden, den dieser Dauerrückfall am Selbstbewusstsein anrichtet.

Erst seit dem 29.10.2019 dampfe ich wieder. Darüber bin ich sehr froh, fühle mich deutlich besser. Auch der „Suchtdruck“ ist nurmehr minimal, verglichen mit echtem Tabak, der ein vielfach stärkeres Potenzial hat, mich „bei der Stange“ zu halten.

Allerdings hat der Umstieg meine bis dahin erfolgreiche Abnehmphase abrupt gestoppt, was wieder einmal beweist, dass Raucher bis zu 200 kcal täglich nur dafür benötigen, um die giftigen Wirkungen der über 4000 Schadstoffe im Tabak weitestmöglich zu harmonisieren. Fallen die zu Gunsten des vergleichsweise harmlosen, mit ein wenig Nikotin angereicherten Liquids weg, sollte mensch entsprechend weniger essen, um nicht zuzunehmen.

In der Vorweihnachtszeit ist mir das nicht gelungen. Bin schon froh, nicht besonders viel MEHR gegessen zu haben! Gut zwei Kilo mehr hab ich seitdem drauf, nehme aber nicht weiter zu und bemühe mich derzeit wieder um die Reduzierung. Also alles im grünen Bereich!

Bezüglich des Dampfens finde ich es immer wieder ärgerlich, dass viele Medien großen Spass daran haben, dem Dampfen alles erdenklich Böse und Schädliche nachzusagen. Dabei ist nichts davon wahr, sämtliche nachgewiesenen Schäden bezogen sich auf mutwillige Falschnutzung (die „Explosionen“) und das Dampfen illegaler THC-haltiger Liquids mit dem Lungen-schädlichen Vitamit-E-Öl (in den USA).
Dass Dampfen um Welten weniger schädlich ist als Rauchen, ist einfach Fakt – aber irgendwie scheint das nicht zu passen.

Auch wird Dampfen immer wieder nur als „Möglichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören“ anerkannt. Ja, das klappt – aber Dampfen ist nicht nur Mittel zum Zweck! Sondern ein Genussmittel, dessen Geschmack und Nikotingehalt man selbst bestimmen kann. Ich möchte gar nicht mit dem Dampfen aufhören, obwohl das viel einfacher ist als der Tabakverzicht. Als Raucherin bin ich noch nachts aus dem Haus gegangen, wenn der Tabak alle war. Als Dampferin lasse ich das Gerät auch mal zuhause, wenn ich aushäusige Termine habe und kann locker viele Stunden ohne auskommen.

Es ist halt nicht „das böse Nikotin“, das die hauptsächliche Sucht beim Tabak-Konsum ausmacht. Sondern es sind die Stoffe, die die Tabakindustrie noch beimischt, um die Abhängigkeit zu verstärken.

Dass das wahr ist, ist für mich unstrittig, denn ich habe es am eigenen Leib mehrfach erfahren. Zwar sollten etliche dieser Stoffe seit 2016 eigentlich nicht mehr enthalten sein, doch nach meiner Erfahrung aus 2019 ist Tabak so süchtig machend wie eh und je. Gefühlt etwa 20 mal stärker als das bisschen Nikotin beim Dampfen!

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Diskussion

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3 Kommentare zu „Rauchen, Dampfen, Rückfall und Neustart“.

  1. Hallo Claudia,

    Ich hätte auch mal sowas wie einen Rückfall. Bei mir war es der Gedanke, dass man doch mal wieder an ner Fluppe ziehen könnte. Meine Güte, sowas ekliges! Und das habe ich mir 25 Jahre lang gegeben?
    Das war seit Oktober 2015 mein einziges Experiment mit Zigaretten. Ich bleibe beim Dampfen. Ich wollte ja auch nicht aufhören. Und ich könnte auch immer laut aufschreien, wenn ich die Weltuntergangsszenarien der Presse lese.
    Klar ist, dass das Nikotin ein Gift ist. Aber sonst! Stoffe der Lebensmittelindustrie und sowas.
    Und mal ehrlich: Nachdem meine Kollegen nach wie vor von „Rauchen“ ausgehen, gehe ich halt raus zum Dampfen. So bleibt man in Bewegung. Hat auch was für sich.

  2. Hut ab vor deiner Disziplin!

    Ich rauche einmal täglich am Abend (tagsüber brauche ich das überhaupt nicht) und versuche das auch mit Dampfen abzupuffern, um möglichst weniger von den krebserregenden Verbrennungsprodukten zu inhalieren. Das Dampfen ist da auf jeden Fall harmloser, das merke ich in der Kehle, in der Luftröhre und in der Lunge, selbst am nächsten Morgen noch. Gar keine Frage! Nur…

    …wenn ich dann mal den einen Abend in der Woche dampfe, dann denke ich dabei immer: „Puh, was für ein fader Ersatz, wie langweilig und ‚klinisch‘.“ Und freue mich schon auf den nächsten Abend, an dem ich wieder rauchen werde.

    Ich finde es einfach keine adäquate Alternative. Vielleicht weil es mir eher um den Ritus geht, als um das Nikotin? Ich weiß nicht. Hast du Interpretationsideen?

  3. @Henning: Glückwunsch, du hast die totale Tabakabstinenz geschafft! Nur so wird Tabak auch gefühlt so „eklig“, wie er tatsächlich ist!

    @Gilbert: naja, von besonders großer „Disziplin“ handelt der Artikel ja gerade nicht.. aber trotzdem danke, immerhin bin ich weiter „dran“. :-)

    Deine Anmutung, das Dampfen sei fad und unbefriedigend, hat vermutlich mehrere Gründe: zum einen natürlich die tägliche Tabakzigarette, die dich bei der Stange hält. Die Zusatzstoffe bewirken u.a., dass das Nikotin sehr viel stärker wirkt – und auch das Feeling, der „Geschmack“ bleibt dir erhalten, quasi als Messlatte fürs Dampfgefühl.

    Zweitens, und da liegt auch einiges Potenzial: dein Equipment! Hardware und Liquid sind ja so vielfältig und unterschiedlich „konfigurierbar“, dass Dampfen für viele ein richtiges Hobby ist, immer verbunden mit der Suche nach dem optimalen Geschmack, Throat Hit, Watt/Volt-Zahl, Airflow, etc.

    Was dampfst du denn? Grundsätzlich sind für uns Ex-Raucher MTL (Mund zu Lunge, „Backendampfen“)-Geräte das Richtige, mit moderater Leistung, hohem Widerstand (1,6/ 1,8/ 2,0 Ohm) und Liquids, die ca. 9 – 12 mg Nikotin enthalten – mal davon ausgehend, dass du zuvor ne Packung am Tag geraucht hast.

    Zuwenig Nikotin, gedampft auf den DTL-Geräten (DTL = direkt auf Lunge) mit hoher Leistung und niedrigem Widerstand (unter 1 Ohm) sind eher unbefriedigend, doch leider hat sich der Markt in den letzten Jahren stark in diese Richtung entwickelt (getrieben von jungen Männern, die Mega-Dampfwolken gut finden und höher-schneller-weiter unterwegs sind, was die Geräte angeht. Und von den Herstellern und Läden, denn so verdampft man ein Vielfaches der Liquidmenge für MTL!).

    Auf dem Foto oben links siehst du meine Lieblingsdampfe: ein Aspire Nautilus 2 mini mit Schmucktank (fasst 2ml, es gibt ihn auch mit 5ml), der seit eh und je zu den optimalen MTL-Verdampfern gehört. Der Akkuträger ist ein Provari, die gibts heute nicht mehr, doch tun es auch viele andere.

    Als Liquid nutze ich nach wie vor Tabak-Liquids (mit 12, manchmal nur 9 mg Niko), gerne angereichert mit etwas Menthol. Davon hab ich eine ganze Reihe, aber grade jetzt kann ich keine Empfehlung abgeben, da ich mein „Optimum“ aus den Augen verloren habe (siehe das Regal!) und mich wieder in der Findephase befinde. Die Geschmäcker sind da sowieso sehr verschieden, was dem einen schmeckt, graust die Andere! In physischen Läden kann man viele Varianten ausprobieren, das lohnt sich durchaus mal – allerdings finden sich auch da leider viel mehr „sonstige“ Geschmacksrichtunen als Tabakvarianten.

    Was ich bei alledem genau weiß: Wenn du drei Wochen keinen einzigen Zug an einer Zigarette machst und statt dessen ein in der Stärke angemessenes Liquid dampfst, wird die Zigarette dir EKLIG schmecken, genau wie Henning berichtet und ich selbst es schon erlebte. Beim letzten Wiedereinstieg brauchte ich nur 2 Tage vermehrte „Willenskraft“, dann war Dampfen wieder voll ok!

    Sich morgens auf die ersten Züge zum Kaffee freuen würde und die auch voll befriedigend finden: das gibts! Das erleben unzählige Dampfer, sonst hätte das Dampfen nicht so einen Erfolg!