Über die Bedeutung der sogenannten „künstlichen Intelligenz“ und zunehmender BigData-Anwendungen hat sich ein Kommentargespräch ergeben, das in einem neuen Blogpost besser aufgehoben ist als unter einem Artikel über Poetry Slam aus 2014.
Werden die vielen prognostizierten Veränderungen rund um „KI“ und BigData unseren Alltag berühren? Dazu schrieb Günther:
Wenn wir all dem Glauben schenken, was da alles an digitalen Anwendungen versprochen und vorausgesagt wird, ist die Zukunft wirklich bis zum kleinsten Ding vernetzt und produziert in Echtzeit Unmengen an Daten, die mittels mächtiger Analysetools und Algorithmen unsere Welt immer „smarter“ machen –
nur: ich werde mit dem Alter zunehmend vorsichtiger und skeptischer, was diverse (ernst gemeinte) Tech-/Science-Visionen vor allem aus dem Silicon Valley anbelangt.
Ein anderes Beispiel: Ich kann mich noch gut daran erinnern, was in den 1980/90er beim Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“ alles vorausgesagt wurde, was in wenigen Jahrzehnten – aus damaliger Sicht – möglich sein werde: von selbstdenkender Software bis zu autonomen Robotern. Jetzt haben wir 2020 und es dauert (angeblich) wieder nur mehr wenige Jahrzehnte, bis die „starke KI“ ihren Durchbruch feiern wird – und alle möglichen damit in Zusammenhang stehenden Schreckensszenarien (unterstützt durch diverser perfekt animierter Hollywood-Filmen) tauchen seit vielen Jahren am Horizont auf.Ich zweifle das alles sehr an, weil es an der alltäglichen Lebenswirklichkeit der allermeisten Menschen (mit „natürlicher Intelligenz“, die man noch kaum versteht) vorbeigeht.
Ist das tatsächlich so?
Die Skepsis bezüglich „starker KI“ teile ich, wenn damit selbst denkenden, „autonome“ und kreative Roboter oder Programme gemeint sind. (für mich sind das unbewusste feuchte Männerträume, die auch mal einen „Menschen“ erschaffen wollen). Aber die Möglichkeiten von BigData sind immens und bei weitem noch nicht ausgereizt.
Gestern hörte ich (auf dem Laufband…) dieses Interview mit dem Historiker Juval Harari, der zur Zukunft der Menschheit bzw. deren „Ende“ recht viel zu sagen hat – ohne deshalb Apologet der Technik zu sein. Er zeigt Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten auf, wie sich mensch in etwas Neues verwandeln könnte oder verwandeln wird, je nachdem.
Es lohnt sich, dran zu bleiben. Er stellt interessante Fragen zur möglichen KI-Entwicklung. Und ist auch ein interessanter Mensch, der vegan lebt und täglich meditiert.
Du schreibst:
„Ich zweifle das alles sehr an, weil es an der alltäglichen Lebenswirklichkeit der allermeisten Menschen (mit „natürlicher Intelligenz“, die man noch kaum versteht) vorbeigeht.“
Genau diese „alltägliche Wirklichkeit“ ist jedoch die Basis, von der aus sich BigData entwickelt und seine Benefits ausspielt. Wie wir reisen, einkaufen, uns informieren – das hat sich schon recht stark verändert. Grade ändert sich auch das Bemühen vieler, „gesünder zu leben“ auf eine datengestützte Weise, an die wir früher nicht im Traum gedacht hätten!
Bei alledem schau ich auf Andere ebenso wie auf mich: Ich bin ja grundsätzlich keine Gegnerin aktueller BigData-Bequemlichkeiten, sondern nutze sie. Möchte mir jedoch die Möglichkeit, selbst etwas Anderes als das Vorgeschlagene zu wählen, auf jeden Fall erhalten. Und ich sehe zu, dass ich informationstechnisch quer zu allen „Bubbles“ etwas mitbekomme (auch das ist z.B. dank der „Hashtags“ in sozialen Medien leicht möglich).
Datenschutz ist für mich auch kein Selbstzweck: ich überlege, was es mir bringt, jemandem meine Daten zu überlassen und wäge das Risiko ab, das evtl. damit verbunden ist. Wenn das „Risiko“ allein darin besteht, dass mir „passende Werbung“ gezeigt wird, dann hab ich damit nicht wirklich ein Problem! Schließlich hab ich mich früher über das Gießkannenprinzip aufgeregt, das ganze Berge von Printwerbung in die Briefkästen spülte.
Gegen Missbrauch muss m.E. der Gesetzgeber in Bewegung gesetzt werden. Appelle zur Nichtnutzung an das Individuum sind insgesamt wenig erfolgreich, wenn die Nutzungsvorteile erheblich sind.
Im Medizinbereich will ich MEHR BigData – und zwar für alle, nicht nur für Ärzte und Besserverdiener. Mein Augenarzt will 237,- Euro für Untersuchungen, die meinen Befund auf diesen Level heben, was natürlich nur nützt, wenn man es jährlich macht, um Veränderungen festzustellen. Für mich ist das viel Geld und ich überlege noch…
Gerne hätte ich (anonymisierte) öffentliche Datenbanken mit Krankheits- und Therapie-Erfolgen, die man selbst durchsuchen kann.
Dann wäre man vielleicht nicht mehr so schlecht dran wie Betroffene des „(pseudo-)allergischen Schnupfens“ (siehe die dortige Kommentarstrecke!), sondern könnte sehen, was wem wann bei welchen Symtomen wie geholfen hat.
Es gäbe noch viele Beispiele, doch grade ruft mich die Arbeit. Ich kann mir jedenfalls noch vielerlei Anwendungen vorstellen, wie die datengetriebene Wirtschaft auf unseren Alltag einwirken wird – natürlich individuell verschieden, keine Frage.
***
Update:
Für alle, die keine Kommentare lesen, ergänze ich hier mal den Artikel mit einer Empfehlung von Gerhard, nämlich einer vierteiligen
Dokuserie über Big Data im Gesundheitswesen:
Mein Körper, meine Daten
Spannend und aufschlussreich. Eine gute Info-Grundlage zur Diskussion.
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26 Kommentare zu „KI, Big Data und unser Alltag“.