Es muss schon einen wichtigen, zwingenden Grund geben, damit ich das Haus verlasse, zumindest im Winter. Nicht einmal der sonst um diese Zeit fällige Kurzurlaub im sonnigen Sizilien findet dieses Jahr statt. Die Flugscham hat mich abgehalten, danke Greta! Italien ist seit gestern insgesamt „rote Zone“ und auch in Sizilien macht alles dicht.
Also verbringe ich die Tage zuhause, wie immer. Als Selbstständige im Homebüro kontakte ich meine Auftraggeber ausschließlich per Email. Menschen sehe ich nur im Supermarkt, den ich außerhalb der Boomzeiten besuche. Wenn ich etwas über den Alltagsbedarf hinaus benötige, lasse ich es mir liefern, denn ich hasse „Shopping“, immer schon. Samstags und Sonntags bin ich mit je einem lieben Mitmenschen zusammen, auch sie leben alleine und ganz ähnlich wie ich. Wir sind sozusagen immer schon eine winzige „Quarantäne-Einheit“. Die Folge: ich werde kaum mal von Erkältungen erwischt – und wenn doch, kann ich das recht genau auf ein Ausnahme-Meeting irgendwo wegen irgendwas zurück führen.
Manchmal sehne ich mich nach Abwechslung und scanne die Veranstaltungen in Berlin. Die Hauptstadt bietet ja so viel, wirklich viel. Und doch finde ich meistens nichts, was mich motiviert, das Haus zu verlassen. Schlange stehen mit Touristen mag ich nicht so. Vieles ist mir auch zu teuer, doch ist das mehr eine Frage der Gewohnheit: Würde mich eine Veranstaltung richtig begeistern, würde ich sie mir auch gönnen. Ist aber nicht so und – meistens – vermisse ich nichts.
In den Supermärkten, die ich in letzter Zeit aufsuchte, hat mir nichts gefehlt. Naja, außer meinem Lieblingsknäckebrot WASA Roggen dünn. Andere Sorten waren noch zu haben, offenbar bin ich mit dieser Vorliebe nicht allein.
Für mich hat sich also „wegen Corona“ nichts geändert, noch nicht. Bei meinen Auftraggebern hab‘ ich nachgefragt: keine Einschränkungen bisher. Die vermarkten (online!) zum Glück Güter im Bereich „Haus und Garten“, also eher Dinge, die nicht gleich wegfallen, wenn die Leute die Öffentlichkeit meiden.
Aber die Medien…
Was sich doch geändert hat: Gefühlt handeln 80% der Medienberichte von „Corona“, das geht an mir als Medien-affiner Bildschirmarbeiterin nicht vorbei. Deshalb empfehle ich Euch zum Schluss dieses wenig spektakulären Blogbeitrags den besten Artikel, den ich dazu in den letzten Tagen gelesen habe, nämlich auf ZEIT-ONLINE:
- Die Viren und wir
Wir leben nicht nur mit der Krankheit, auch in der Angst vor ihr: Covid-19 passt als Erzählung perfekt in die Geschichte von unserer überforderten Gesellschaft.„Die subjektive Antwort auf die unmoralische, unvernünftige und unästhetische Tatsache der Krankheit ist eine biografische und soziale Wahrheit. Die Wirklichkeit der Krankheit führt zu einer Wahrheit ihrer Subjekte. Es kommt, bei einer Person wie bei einer Gesellschaft, nicht allein auf die Krankheit an, sondern auch darauf, wie man mit ihr umgeht, wie man sie erträgt, wie man ihr begegnet, was sich durch sie verändert und was nicht. So ist die Krankheit ein Zweites: Ein Spiegel, ein Bild, ein Kommentar. Sie zwingt eine Wahrheit hervor, aus einer Person oder aus einer Gesellschaft.“
Der beste INFORMATIVE Artikel kommt von Lars Fischer (Fischblog) auf Spectrum:
Ganz aktuell:
Und wer von alledem die Nase gestrichen voll hat, möge sich in die Welt der „Goldenen Blogger“ vertiefen, die gestern in Berlin gekürt wurden:
Glückwunsch dem Volksverpetzer, der „Blogger des Jahres“ wurde. Mal eine Entscheidung, der ich nur applaudieren kann!
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84 Kommentare zu „Bald leben alle wie ich“.