Auf Wortschwatz schreibt Horst, für die Randale in Stuttgart sei „vielleicht auch die Anti-Rassismus-Kampagne“ mit verantwortlich. Das glaube ich nicht, denn einen politischen Hintergrund vermutet nicht mal die Polizei. Über die sog. „Partyszene“ ist zu lesen, dass jedes Wochenende Leute aus dem gesamten Umland nach Stuttgart kommen, „um die Sau raus zu lassen“. Das ist jetzt krass eskaliert, wobei die Teilnehmer Deutsche waren, zusammen mit einem „bunten Mix über den Globus,“ wie es ein Polizist beschrieb.
Ich denke, das wäre auch ganz ohne „Black Lifes Matter“ passiert, denn auch hier in Berlin treffen sich nachts hunderte junger Leute in (großen!) Parkanlagen, um bis in den Morgen zu feiern. Die Polizei geht da nicht hin und macht Drogenkontrollen! Mir scheint, durch die lange und anhaltende Schließung aller Clubs und Dancefloors ist das Agressionslevel deutlich gestiegen. Die Bereitschaft, sich durch Regelungen und Verbote noch länger einschränken zu lassen, ist bei bestimmten Gruppen offenbar vorbei. Und auch in breiteren Bevölkerungsschichten, die in Stuttgart den Tätern applaudiert haben.
Mehr Aggressionen im Alltag
Das allgemein gestiegene Aggressionspotenzial zeigt sich ja nicht nur in solchen schlimmen Ausschreitungen. Auch im Alltag sind viele deutlich aggressiver, regen sich über kleinste Dinge auf, die ihnen nicht passen. Zur extremen Erregung eines Radfahrers angesichts eines auf dem Radweg parkenden Autos sagte gestern ein lieber Freund: „Hätte der eine Waffe dabei gehabt, hätte man um das Leben des Autofahrers fürchten müssen!“
Morgen wird der Berliner Senat ein Bußgeld für das Nicht-Tragen von Masken beschließen. Im ÖPNV und auch in kleinen Geschäften halten sich viele nicht mehr an die bisher ohne Bußgeld bestehende Maskenpflicht. Weil seit Tagen die Infektionszahlen in Berlin steigen, sind nun auch die Grünen dafür.
Durchsetzen sollen das Polizei und Ordnungsämter. Mir tun schon jetzt die Leute leid, die diese Auseinandersetzungen im ÖPNV und in den Läden dann führen müssen. Die sind dann nämlich punktgenau in der Zwickmühle zwischen den Fronten: Die Maskenverweigerer sind genervt und reagieren womöglich aggressiv, während andere sich über die Verweigerer ärgern, bei Polizei und Bezirksämtern Anzeigen und Beschwerden einreichen und sich dann über die gefühlte „Untätigkeit“ der Polizei aufregen, die ja nicht überall sein kann.
Im März, noch ganz am hiesigen Anfang der Pandemie hatten alle Angst, waren mit den Beschränkungen zu 95% einverstanden – jetzt schwingt das Pendel in die andere Richtung. Und zwar recht gewaltig.
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10 Kommentare zu „Randale in Stuttgart, gestiegene Aggressivität“.