…dann müssen wir andere Mittel anwenden als nur rationale.
Damit meine ich, dass das Streiten über Inhalte mittlerweile nicht mal mehr durchweg möglich, geschweige denn erfolgreich ist!
Nicht, dass man es lassen sollte, bewahre! Ich nehme jede mir gemäße Gelegenheit wahr. Halte hier und da dagegen, auch wenn das Gegenüber oder das jeweilige Publikum nach meiner spontanen Einschätzungen (lachhaft, wenn man sich jeweils ehrlich fragt, woran man das eigentlich fest macht!) vermutlich zu den Unbelehrbaren zählt. Und zu meinem Erstaunen stellt sich gelegentlich heraus, dass das Gegenüber durchaus noch rationalen Argumenten zugänglich ist. Interessant sind auch die „Likes“ von der (vermutet) schweigenden Mehrheit, die da manchmal kommen.
Aber davon abgesehen: Es reicht einfach nicht! Die Spaltung schreitet voran und immer mehr wollen/können gar nicht mehr über das jeweilige Streitthema mit „denen“ reden. Oder mit „uns“, wie auch immer Ihr Euch da grade verortet.
Warum ist das so? Sicher auch, weil in den Köpfen mittlerweile sehr feste Bewertungs-Netze ihre Macht ausüben, gegen die wir (tja, wer bin ich, abgesehen von dem, was ich „Kopf“ nenne? Anderes Thema… ) relativ machtlos sind. Innere Algorithmen, die Mitmenschen kategorisieren anhand geringster vorhandener Info-Bits: Veganer, also eher links, anti-imperialistisch, feministisch, gegen Konzerne, für das Lokale und gegen Globales und und und… ein Beispiel unter vielen.
Man meint zu wissen, was das Gegenüber denkt – und gibt ihm immer weniger eine Chance.
Gib zu: so isses!
Nicht, weil wir böse sind, sondern weil die auf uns herein stürmenden Infos, News und Fake-News, Meinungen, Kritiken, Hinterfragungen, Verführungen und Drohungen verdammt schwer zu „handeln“ sind. Wobei hier die Vertrauensfrage eine große Rolle spielt! Wem glauben? Eben dieses Vertrauen wird durch all das Genannte immer wieder ausgehebelt, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Bildungedefizite, aber ganz ebenso Defizite an Lebenserfahrung setzen viele gar nicht in die Lage, halbwegs selbstbestimmt eine Meinung bilden zu können. (Und die, die es könnten, haben oft keine Zeit).
Genug, eigentlich wollte ich nicht groß vorreden, sondern Alternativen vorschlagen. Ach was sag ich: nur eine Alternative, die aber in 1001 Gestalten umgesetzt werden kann:
Lasst Politk mal weg und kontaktet die Leute auf anderen Ebenen! Bzw. HALTET die Kontakte und Beziehungen, auch wenn der/die/das Jeweilige grade „abdriftet“. Sprecht dann nicht dauernd über das Abdriften bzw. was Ihr als solches empfindet, sondern stärkt das Band, das euch verbindet, oft sind das ganz andere Inhalte.
Eines ist die Musik. Heute hab‘ ich getwittert:
„An 60plus: Welche Musikstücke, jünger als 1990 (!), gefallen Euch?“
ergänzt durch den Kommentar:
„Neuinterpretationen erlaubt, wenn sie wirklich neu sind! Mir gefällt z.B. Laing“
Das ist nur eine der 1001 Varianten, mit dem Mitmenschen abseits politischer Kontroversen Kontakt aufzunehmen. Und wie verstörend, wenn wir heraus finden, dass einer, „der die gleichen Songs mag“ und deshalb eigentlich kein Voll-Honk sein kann, doch anlässlich „Corona“ so anders drauf ist.
Auf einmal ist dann eine Basis da, die – irgendwann, wenn mensch sie pflegt – die Bereitschaft zu einem ernsthaften Gespräch ermöglicht.
Ist nur ein Beispiel unter vielen. Es gibt viele Dinge, die wir gemeinsam haben. Vielleicht nicht an der Oberfläche, aber – tiefer geschaut – trennt uns nicht so viel, wie wir denken.
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24 Kommentare zu „Wenn wir wieder zusammen finden wollen“.