Der letzte Blogpost vom Maschinisten „Feldberg / 2023“ markiert eine unerwartete Wende seiner sehr speziellen Art des In-der-Welt-Seins. Zunächst verblüfft das ungewohnt besinnliche Zitat von Erich Fromm, dass dem Artikel vorangestellt ist, aber dann ist erstmal (fast) alles wie immer: Unterwegs in Mecklenburg lästert der Maschinist über alles und alle, tritt Land und Leute wie gewohnt in die Tonne – jedoch mit dem Unterschied, dass es sich bei dieser Reise um eine Auszeit vom Alltag handelt, verschrieben von einer Therapeutin.
„Gar nichts werden wir machen. Warum auch. Gefeiert sei der Krankenstand. Die Auszeit. Nach Jahren endlich wieder. Der große Gelbe. Far out. Fuck out. Es gibt mich nicht. Bin so raus, mehr raus kann man nicht mehr sein.“
Wieso das? Die Erklärung folgt in Form einer Rückschau auf Ereignisse im „Borgwürfel“ – so nennt der Maschinist das Unternehmen, für das er arbeitet. Aus gefühlten 1001 Blogpost wissen die von seinem Zynismus noch nicht völlig abgeschreckten Mitlesenden, dass er dort quasi im Dauerzustand innerer Kündigung agiert, aber dennoch den kompetenten, erfolgreichen Mitarbeiter gibt: Dauerhaftes Verharren im „falschen Leben“ mit einem Blog voller Abgesänge auf die Welt, das Universum und den ganzen Rest, so als kleines Ventil, als winziger Ausgleich, der nun aber nicht mehr reicht.
Was ist geschehen? Ein Projekt, an dem der Maschinist seit Jahren arbeitet, wurde durch dämliches Verhalten eines Mitarbeiters quasi „zerstört“, was er mit ihn selbst erstaunenden Teilnahmslosigkeit geschehen lies:
„….zurückbleibend ein Scherbenberg, doch es war mir seltsam egal. Ich griff nicht mal ein. Ließ durchrauschen. Ließ ihn alles abfackeln. Und auf die Asche draufpissen. Sah teilnahmslos zu, wie es den Wagen meines derzeitigen beruflichen Fundaments in Zeitlupe aus der Kurve trug. Es ist mein Hauptprojekt, an dem ich seit Jahren verantwortlich arbeite. Das ich, der Verkäufer, gut verkauft habe und immer ständig neu verkaufen muss, um von mittelstreichenden bornierten Budgetfürsten die Folgefinanzierung für die nächste Projektphase zu aquirieren. Überstunden. Wochenenden. Kreativkraft. Hohe Motivation. Boni. Prämien. Lobgesangmails. Gepushte Reputation. Alles egal. Wie als beträfe mich das nicht. Ich versuchte nicht einmal, das Ding im Nachgang noch zu retten, sondern nahm emotionslos zur Kenntnis, dass der nervenwunde Ausflipper soeben mein Projekt versenkt hat.“
Wenig später bahnt sich der Zusammenbruch an – durchaus auch physisch:
„Atemnot. Hals zugeschnürt. Das Gefühl zu platzen (remember, die Zelle fährt). Das alles nicht mehr zusammenhalten zu können. Musterklarer Kontrollverlust. Kriege nicht mal mehr die eigene Mimik in den Griff. Jeder Reiz wie Schmerz. Körperlich fassbares Wissen, jetzt doch Hilfe zu brauchen. Dringend Hilfe zu brauchen..“
So berichten es viele, die in ihrem Tun richtig ranklotzen, immer weiter machen, Raubbau an ihrer Gesundheit betreiben und in alledem lange schon keinen befriedigenden Sinn mehr sehen. Der „Breakdown“ des Maschinisten erscheint mir insofern als Bilderbuch-Verlauf eines klassischen BurnOuts – eigentlich ein Wunder, dass es so lange gedauert hat (ist halt ein zäher Hund.. ;-)-.
„Mein Leben geht in die zweite Halbzeit. Müde. Verrauscht. Vergangen. Verschwendet. Kaputtgespielt. Ausgebrannt. Leergerockt. Die Notwendigkeit des Zwangs, immer mehr bringen müssen, weil immer weniger Leute da sind, die außer Selbstdarstellung überhaupt noch was machen. Schmelzende Mittel. Zusammengestrichene Budgets. Dauernde Rotation ohne Rekonvaleszenz. Energielevel gen Null. Kraft verflogen. Esprit aufgelöst. Selbst sowas wie ruhiges, tiefes Atmen kostet Konzentration. Wenig tragfähig als Konzept. Geht so nicht. Weiß jeder. Ich jetzt auch.“
Zum Glück! Endlich ein Licht ganz hinten im schwarzen Tunnel! Lest selbst weiter, wie die ersten Schritte heraus aus dem Elend sich anfühlten und was eine gute Therapeutin „auf Augenhöhe“ bewirken kann. Typisch Maschinist, sieht er allerdings schon einen anderen Schrecken auf die Welt (konkret auf uns Mitlesende!) zukommen, sollte seine Reise zu sich selbst gelingen und er tatsächlich gesunden:
„…und danach in diesem idiotischen Honkenblog hier endlich keine Psychoausfälle und Drogenunfälle und Ausraster und Hirnnudeln mehr stehen, sondern bräsige Landschaftsbeschreibungen, oh kuck mal ein Baum, ein Windrad, Reh, Hirsch, Meerschweinchen. Och wie süß. Lass mal Ahornblätter sammeln.“
Ganz ehrlich: Das ist es wert! Wir werden auch das verkraften! ;-)
Hallo Maschinist: Wünsche dir alles Gute auf neuen Wegen, die mal nicht nur ABWÄRTS führen – drücke dir alle Daumen!
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5 Kommentare zu „Hallo Maschinist: Ich drück dir die Daumen!“.